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Barock trifft Pop: Dieter Rehm interpretiert das Markgräfliche Opernhaus neu
von bt-Redaktion
Der Fotograf Dieter Rehm lässt in „Wilhelmine Reloaded“ das Markgräfliche Opernhaus Bayreuth in leuchtenden Pop-Farben neu erstrahlen. Mit künstlerischem Feingefühl und modernem Blick interpretiert er die barocke Pracht – einst als Ausstellung gezeigt, jetzt als beeindruckendes Kunstbuch erhältlich.
„Ich wollte das Barock nicht dokumentieren, sondern interpretieren.“, sagt Rehm, langjähriger Präsident der Akademie der Bildenden Künste München. Das Projekt steht stark in Kontrast mit seiner vorherigen Arbeit, mindestens Motivmäßig.
Damals entwarf der Fotograf Schallplattencover für ECM Records – mit Motiven von Straßen, Großstädten und urbaner Atmosphäre. In den letzten Jahren entwickelte er jedoch ein starkes Interesse am Barock. Das Ergebnis ist eine farbgewaltige Neuinterpretation, die den historischen Prunk aus völlig neuer Perspektive zeigt.
Pop-Art trifft barocke Sinnlichkeit
Rehm bezeichnet seine Arbeit klar als Pop-Art, inspiriert von Künstlern wie Richard Avedon. „Ich bin ein Kind der 60er – da war Pop-Farbe eine Sprache.“ Seine Bilder leben von Farbverfremdungen, Kontrasten und überraschenden Lichtmomenten.
„Das Opernhaus ist sonst perfekt fotografiert – ich wollte neue Blickwinkel, neue Farben, neue Stimmungen.“ So entstanden Aufnahmen bei verschiedenen Lichtverhältnissen, teils mit gezielter Ausleuchtung und ungewöhnlichen Perspektiven.
Die digitale Bildbearbeitung ist dabei zentral: „Man sieht erst im Prozess, welche Farben hervortreten – es ist ein Spiel zwischen Positiv und Negativ.“
Diese Technik kombiniert Rehm mit präziser Bildauswahl, entwickelt aus jahrzehntelanger Erfahrung. Die Inspiration stammt auch aus früheren Projekten, etwa der Benediktinerabtei Ottobeuren, wo er unter dem Kirchengewölbe fotografierte.
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Wilhelmine Reloaded – Barock neu gedacht
„Ich wollte das Opernhaus neu aufladen – deshalb ‚Reloaded‘.“ erklärt Rehm. Der Titel unterstreicht sein Ziel: eine neue, zeitgemäße Betrachtungsweise für ein altes Juwel.
Für Dieter Rehm ist „Wilhelmine Reloaded“ auch eine Rückkehr zu seinen Anfängen – zur künstlerischen Auseinandersetzung mit Licht, Raum und Farbe. „Ich will mich selbst überraschen – das ist das Schönste an der Kunst.“
Das Projekt zeigt eindrucksvoll, wie historische Architektur nicht nur konserviert, sondern auch neu interpretiert werden kann – mit Farbe, Mut und künstlerischer Tiefe.
Vom Ausstellungsprojekt zum hochwertigen Kunstbuch
„Das hat mich nicht mehr losgelassen“, sagt Fotograf Dieter Rehm über seinen ersten Besuch im Markgräflichen Opernhaus im Jahr 2018 – kurz nach dessen Renovierung.
Im April 2021 fotografierte er das Opernhaus einen ganzen Tag lang. Mit Blick für Details und Licht setzte er die barocke Pracht in Szene.
Die Aufnahmen wurden auf gebürstetes Aluminium gedruckt. Das verstärkt die Leuchtkraft der Farben und verleiht den Motiven eine besondere Lebendigkeit.
Das Ergebnis war die Ausstellung Wilhelmine Reloaded, die vom 3. September bis 10. Oktober 2021 im Alten Schloss in Bayreuth zu sehen war. Sie wurde gemeinsam mit dem Kunstverein Bayreuth e.V. realisiert.
Nun erscheint das Projekt als hochwertiges Kunstbuch im Bayreuther Verlag C. u. C. Rabenstein. Mit 100 großformatigen Bilddarstellungen und einem Textanteil von 22 Seiten bietet es einen tiefen Einblick in Rehms Arbeit – und eine visuelle Reise durch eines der bedeutendsten barocken Theater Europas, das Markgräfliches Opernhaus, wo die Bühne auch zur Bühne wird.
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