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Bayreuth

Barrierefreiheit: “Bayreuth ist das Schlusslicht in Oberfranken”

Von dem Ziel, dass der öffentliche Raum barrierefrei ist, ist Bayreuth noch weit entfernt – und liegt dabei hinter anderen oberfränkischen Städten zurück.

Ob der Fußgängerüberweg beim Rotmain-Center oder der Bayreuther Hauptbahnhof – viele Orte in der Stadt sind für Menschen mit Behinderung problematisch.

Fußgängerüberweg ist gefährlich für Gehbehinderte

Für die meisten Leute ist es wohl keine große Herausforderung, in Bayreuth von A nach B zu kommen. Anderen bereitet hingegen der Weg durch die Stadt Schwierigkeiten, denen oft nicht genügend Beachtung geschenkt wird. Diese Problemstellen in Bayreuth und die teils mangelhafte Umsetzung von Inklusionsmaßnahmen wurden auch beim Treffen des Bayreuther Behindertenrats am 2. Mai thematisiert.

Eine dieser Stellen in Bayreuth, die Menschen mit Behinderung große Probleme bereitet, ist der Fußgängerüberweg über die Hindenburgstraße vor dem Rotmaincenter. Reinhold Richter, Vorsitzender des Bayreuther Behindertenrats, macht schon seit Jahren darauf aufmerksam, wie gefährlich diese Stelle besonders für Gehbehinderte ist. “Die Rechtsabbieger kommen da rumgepfiffen”, so Richter. “Wahrscheinlich werd ich der Erste sein, der unter die Räder kommt. Vielleicht passiert dann mal was.” Lesen Sie auch: Am 13. Mai wird der neu gestaltete Rathausvorplatz in Bayreuth feierlich eröffnet. 




Elektronische Anzeigetafeln fehlen in Bayreuth

Weitere Kritik an den Inklusionsmaßnahmen in Bayreuth äußerte Roland Reiß, der selbst gehörlos ist. Er bemängelte, dass es beispielsweise am ZOH keine elektronischen Anzeigen gibt, die Gehörlosen Informationen zu den Abfahrtszeiten oder möglichen Verspätungen von Bussen geben. Auch die Anzeige am Bahnhof kritisierte er, da sie nicht groß und auffällig genug sind. Er müsse gehörlosen Menschen, die nicht aus Bayreuth sind, immer wieder helfen, sich am Bahnhof zurechtzufinden.

Dem konnte sich auch Richter anschließen, er habe sich schon mehrmals bei der Stadt Bayreuth über die fehlenden Anzeigetafeln beschwert. Diese seien aber aus technischen Gründen momentan nicht umsetzbar. Richter hatte dafür kein Verständnis: “Ich kann mir nicht vorstellen, dass es technisch nicht möglich ist, solche Anzeigen zu installieren.”

Coburg und Bamberg machen es besser

Diese und weitere Orte in Bayreuth erschweren es Behinderten, ihren Alltag zu bewältigen. Doch obwohl in Bayreuth laut Zahlen des BZFS rund 18 Prozent der Menschen eine Behinderung haben – und damit deutlich mehr als der bayerische Durchschnitt – die Maßnahmen zur Inklusion reichen beiden Weitem nicht aus. Es fehle Personal und Geld.

Mit Blick auf andere oberfränkische Städte – wie Coburg oder Bamberg – hat Richter kein Verständnis, warum in der oberfränkischen Bezirkshauptstadt die Inklusionsmaßnahmen so langsam voranschreiten. “In anderen Städten funktioniert es doch auch”, so Richter. “Bayreuth ist das Schlusslicht in Oberfranken.”

Behindertensprechstunden für Behinderte von Behinderten

Angesichts all dieser Herausforderungen hat es sich Richter zum Ziel gemacht, eine “Behindertensprechstunde für Behinderte von Behinderten” einzurichten. Dort könnten ausgewählte Mitglieder des Behindertenbeirats mehrmals im Monat für zwei bis drei Stunden die Sprechstunden anbieten.

“So erfahren wir, wo der Schuh drückt und können uns um potenzielle Gefahrenstellen, Barrieren usw. kümmern. Als Betroffener kann ich mit einem anderen Betroffenen ganz anders sprechen als mit einer Behörde”, so Richter.