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Bayreuth

Statue in Bayreuth gestürmt: das steckt dahinter

Am Sonntagmorgen wurden der Statue am Wittelsbacherbrunnen die Augen verbunden – Wissenschaftler wollen damit ein Zeichen setzen.

Am 20. März wurde der jüngste IPCC-Bericht zur Weltklimalage veröffentlicht – mit alarmierenden Ergebnissen. Deshalb haben sich auch Bayreuther Wissenschaftler an einem weltweiten Klimaprotest beteiligt, indem sie der Statue des Wittelsbacherbrunnen die Augen verbanden.

Wissenschaftler weltweit sind alarmiert

Im Morgengrauen wurden über 100 Denkmälern weltweit die Augen verbunden und mit Plakaten versehen, die auf das gezielte Wegschauen und Schweigen der Regierungen aufmerksam machen. Daran beteiligten sich mehr als 40 Städte, von Barcelona in Spanien bis Newport Beach in den USA.

Die Aktion wurde von “Scientist Rebellion” durchgeführt, eine Bewegung von Wissenschaftlern und Akademikern. Diese üben Druck auf Regierungen aus – mit friedlichen, kreativen und störenden Aktionen – um zu bewirken, dass diese Maßnahmen ergreifen, um eine lebenswerte und nachhaltige Zukunft für alle zu sichern.

Protest am Wittelsbacherbrunner

Zum ersten Mal beteiligten sich auch Bayreuther Wissenschaftler und Akademiker der “Scientist Rebellion” an der Aktion. Mit Augenbinden ließen sie die Figur am Wittelsbacherbrunnen erblinden. Zusätzlich vermittelten sie ihre Botschaft durch Schilder mit den Aufschriften “Tell the Truth”, “Face the Facts”, “This is a Climate Emergency” und „The Science is Clear, We Need to Act“.

Dr. Cornelia Huth, Sprecherin der Aktion “Statue Sunday” erklärte den Hintergrund des Protests: “Statuen sind ikonische Symbole, die man überall auf der Welt finden kann. Wenn unsere Staats- und Regierungschefs eines Tages eine Statue verdienen wollen, müssen sie jetzt einen radikalen Kurswechsel vornehmen und alles tun, um den Verlust der biologischen Vielfalt zu stoppen und die Treibhausgasemissionen schnellstmöglich auf Null zu senken.“

Der Wittelsbacherbrunnen hat dabei eine wichtige symbolische Bedeutung. Denn der 1914 fertig gestellte Brunnen ist nicht nur ein Zeichen für die damalige Verbindung zwischen Bayreuth und den Wittelsbachern, zusätzlich ist der Brunnen ein Denkmal für die Wasserleitung aus dem Fichtelgebirge. So macht die Aktion auch auf die Gefährdung der Trinkwasserversorgung aufmerksam, die eine Folge des menschengemachten Klimawandels ist. Lesen Sie auch: Interview mit „Letzte Generation“-Aktivist aus Bayreuth: „Hast du manchmal Zweifel?“




Erhitzung von 6°C in Deutschland bis 2100

Der Grund, warum Wissenschaftler gerade jetzt protestieren, ist die Veröffentlichung des IPCC-Berichts am 20. März. Dieser Bericht des Weltklimarats fasst wissenschaftliche Erkenntnisse zum Klimawandel zusammen und beschreibt mithilfe verschiedener Szenarien, wie die Zukunft aussehen wird. Beim jüngsten IPCC-Bericht handelt es sich um eine Zusammenfassung des Bewertungszyklus 2017-2023.

Die Schlussfolgerungen sind dabei äußerst alarmierend. Der derzeitige Kurs führt bis Ende des Jahrhunderts zu einer globalen Erhitzung von etwa 3°C gegenüber der vorindustriellen Zeit. In Deutschland ist die Erhitzung etwa doppelt so hoch, deshalb wird ohne Kurswechsel eine Erhitzung von 6°C erwartet. “Dieses Erhitzungsausmaß ist mit unserer heutigen organisierten menschlichen Zivilisation nicht vereinbar”, sagt Dr. Cornelia Huth.

Es gibt Lösungen – doch es wird zu wenig gehandelt

Die Ergebnisse des Weltklimaberichts sind daher eindeutig: Entschiedene Maßnahmen gegen Treibhausemissionen sind dringend nötig. Der IPCC zeigt dafür zahlreiche Lösungen auf, die schon heute zugängig sind – von einem schnellen Ausbau erneuerbarer Energien bis hin zu einer überwiegend pflanzlichen Ernährungsweise. Doch der Bericht stellt fest, dass deutlich zu wenig für die Reduktion von Emissionen getan wird und sich das Handlungszeitfenster rasch schließt.

António Guterres, Generalsekretär der Vereinten Nationen, bezeichnet den neuesten Weltklimabericht als eine Aufzählung gebrochener Klima-Versprechen, als ein verheerendes Urteil für die Politik, der IPCC-Bericht sei ein Katalog der Schande. Wir gingen, so Guterres, sehenden Auges auf unglaubliche Katastrophen zu, Überschwemmungen, Dürren, Auslöschung tausender von Arten. Guterres ruft den Klimanotstand aus.