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Barrierefreiheit

Behindertenbeirat: Engagement für eine inklusivere Stadt Bayreuth

von Michael Christensen

In der letzten Sitzung des Jahres zieht der Behindertenbeirat Bayreuth Bilanz und betont sein Engagement für eine Stadt, in der alle Menschen – unabhängig von ihren Fähigkeiten oder Einschränkungen – gleichberechtigt leben können.

Oberbürgermeister Thomas Ebersberger hebt die Bedeutung des Beirats in der Sitzung am 12 Dezember 2024 hervor: „Es ist eine wichtige Sache, dass man sich in Bayreuth wohl fühlt, egal in welcher Lebenslage man steckt. Der Behindertenbeirat gibt uns wertvolle Tipps und Vorschläge, was wir umsetzen sollen und können.“

Barrierefreiheit als Grundpfeiler der Inklusion

Vorsitzender Reinhold Richter erklärt, dass die Arbeit des Behindertenbeirats oft im Hintergrund stattfindet, aber direkt an Lösungen für Barrieren gearbeitet wird: „Wir versuchen, Barrierefreiheit da zu schaffen, wo es möglich ist.“

Ein Beispiel dafür ist die kontinuierliche Arbeit an der Verbesserung der Barrierefreiheit im öffentlichen Nahverkehr. Der Beirat setzt sich dafür ein, dass sowohl Stadtbusse als auch Bushaltestellen für Menschen mit Behinderungen besser zugänglich sind. In diesem Zusammenhang werden auch Aktionen organisiert, bei denen die Bevölkerung eingeladen wird, das Ein- und Aussteigen zu üben und Fragen an Fahrer sowie Experten zu stellen.

Die Behindertenbeauftragte Bettina Wurzel betont in ihrem Vortrag die Bedeutung von Inklusion als Menschenrecht und fordert ein gesellschaftliches Umdenken: „Behinderung entsteht oft durch Barrieren in der Umwelt und in den Köpfen.“ Wurzel macht klar, dass Barrierefreiheit bei Neubauten lediglich 1 bis 4 % mehr kostet und vor allem durch Planung realisierbar ist. „Jeder von uns kann plötzlich betroffen sein“, warnt sie und fordert mehr Bewusstsein für die Bedürfnisse aller Menschen.

Andreas Zippel (SPD) möchte den Bahnhofsvorplatz barrierefrei umgestalten.

Projekte zur Förderung der Teilhabe

1. Stadtspaziergang: Barrieren sichtbar machen

Das Projekt „Stadtspaziergang“, geleitet von Nicole Hahn und Jasmin Schirmer vom Paritätischen Wohlfahrtsverband für Familien mit behinderten Angehörigen, untersucht die Barrierefreiheit in Bayreuth.

Ein Fragebogen dient dazu, Hindernisse im Alltag zu identifizieren. Dabei zeigen sich Defizite, etwa in der Erreichbarkeit öffentlicher Verkehrsmittel, der Anzahl barrierefreier WCs und der Zugänglichkeit von Einrichtungen. Besonders kritisch sind Bereiche wie die Gravenreuther Straße, die nicht an den ÖPNV angebunden ist, oder die unzureichende Verfügbarkeit von taktilen Leitsystemen und akustischen Ampeln.

Um gezielte Verbesserungen anzustoßen, plant das Projekt regelmäßige Stadtspaziergänge mit einer Audit-Gruppe aus Menschen mit verschiedenen Behinderungen. Der erste Spaziergang findet in St. Georgen statt, wo Barrieren gemeldet wurden. Ziel ist es, Hürden nicht nur zu erkennen, sondern durch Gespräche mit Verantwortlichen auch Lösungen zu entwickeln.

2. Verfahrenslotsen: Unterstützung für Familien

Ein weiteres Projekt ist die Einführung von Verfahrenslotsen, wie Jörn Sumfleth vom Landratsamt Bayreuth erläutert. Diese begleiten Familien von jungen Menschen mit Behinderungen durch den „Behördendschungel“. Die Lotsen beraten zu Unterstützungsleistungen, helfen bei Anträgen und bieten langfristige Begleitung in entscheidenden Lebensphasen.

„Kinder mit unterschiedlichen Behinderungen werden bisher von verschiedenen Stellen betreut, was zu Schwierigkeiten führt“, so Sumfleth. Die Verfahrenslotsen schließen diese Lücken und schaffen eine zentrale Anlaufstelle für Familien. Die Reform der Eingliederungshilfe soll bis 2028 abgeschlossen sein, wobei alle Kinder und Jugendlichen künftig vom Jugendamt betreut werden sollen.

Vielfalt als Chance: Gemeinsam für ein inklusives Bayreuth

Der Behindertenbeirat und die beteiligten Projekte verfolgen ein gemeinsames Ziel: Barrieren abbauen und Inklusion fördern. Es geht nicht nur um bauliche, sondern auch um soziale und kulturelle Barrieren.

Bettina Wurzel bringt es auf den Punkt: „Inklusion bedeutet, dass alle Menschen an Kultur, Freizeit und dem öffentlichen Leben teilhaben können.“