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Die Rückkehr des Fischotters – Segen oder Fluch für die bayerische Teichwirtschaft?
von Ribal O.
Der Fischotter, einst fast ausgerottet, breitet sich wieder aus und richtet großen Schaden an. Vielen Teichwirten droht das Aus. Neue gesetzliche Regelungen sollen Abhilfe schaffen, doch bis dahin kämpfen die Teichwirte ums Überleben – für ihre Teiche und eine bedrohte Tradition.
Von der Oberpfalz, über Oberfranken bis nach Mittelfranken – ein Gespenst spukt durch die bayerischen Teichwirtschaften und dieses nennt sich Fischotter. Vor wenigen Jahrzehnten fast ausgerottet, steht er heute unter einem der strengsten Tierschutzgesetze in ganz Deutschland und Europa. Seine Ausbreitung hat durch die Tatsache, dass er selbst nicht wirklich natürliche Feinde hat, kein Hindernis. Und dies spüren die Teichwirte deutlich.
Peter Thoma züchtet den fränkischen Karpfen schon seit mehr als 40 Jahren und ist der derzeitige Vorsitzende der Oberfränkischen Teichgenossenschaft. Damals fing er schon mit etwa 16 Jahren an, bei seinem Vater mitzuhelfen. Dieser war Landwirt und hatte zwei Teiche mit Karpfen. Mit der Zeit baute Peter Thoma mehr Teiche an. Was also mit zwei Teichen anfing, ist heute ein Bereich Land mit 26 Teichen, die mit ungefähr 100.000 Fischen bewohnt sind. Die Hauptattraktion ist der fränkische Karpfen, doch gibt es auch Beifische wie zum Beispiel der Waller oder der Graskarpfen.
Fischotterplage: Verlust von sechs Tonnen Fisch pro Jahr
Für Fischotter bedeutet das, dass es eine Bandbreite an verschiedenen Delikatessen gibt. Und dieses Buffets sucht er häufiger auf. Durch diesen Appetit verliert Peter Thoma durchschnittlich im Jahr sechs Tonnen Fische – das sind mehrere tausend Tiere. In einem Teich hatte er einmal nur noch fünf Fische zum Abfischen. Man einer erinnert sich noch daran wie Thoma nach diesem Erlebnis Markus Söder zur Karpfensaisonauftakt Schweinebraten vorgesetzt hat. Manchmal finden Teichwirte ihre Teiche auch völlig leergefressen vor.
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„Die Teichwirtschaft lohnt sich einfach nicht mehr“, spricht der Vorsitzende der Oberfränkischen Teichgenossenschaft. „Eine Umzäunung kann ich mir für so ein großes Gelände auch gar nicht leisten; die Regierung übernimmt keine 100 %. Und 40 % sind immernoch zu viel“, so Thoma. Die zehn Fischotter, die Thoma sogar schon mit seinen Wildkameras auf frischer Tat ertappt hat, darf er nicht erschießen. Andere Mittel, um das Tier loszuwerden, gibt es auch nicht. „Hier wird also riskiert, ganze Artenvielfalten um den Teich herum für ein einziges Tier zu verlieren“, erzählt er.
Ein Teichwirt am Scheideweg: „Es lohnt sich einfach nicht mehr“
Doch nicht nur die Artenvielfalt rund um die Teiche steht vor dem Aus, sondern auch die Teichwirtschaft selbst. „Wenn es so weitergeht, dann gibt es einfach keine mehr. Es lohnt sich finanziell für Viele nicht und die haben dann auch niemanden mehr, an den sie es weitergeben”. Peter Thoma zuckt mit den Schultern: „Die Jüngeren denken sich auch, wieso sollte ich das machen? Arbeit für nichts“. Denn finanziell lohnt es sich eigentlich als Teichwirt nicht mehr. Zu viel Verlust würde durch den Fischotter gemacht werden. Und das, obwohl es eigentlich noch Kunden gibt.
„Das Problem ist eher, die Nachfrage abzudecken, als wirklich Kunden zu finden“, so der Vorsitzende. „Und wie gesagt, irgendwann war es dann mit der Teichwirtschaft. Dann müssen wir halt die Ressourcen von außerhalb kriegen“, spricht er: „Leisten können wir uns das ja eigentlich, aber umweltfreundlich ist es dann ja auch nicht“.
Bürokratische Hürden: Entnahme von Fischottern bleibt schwer umsetzbar
Zurzeit können theoretisch Anträge auf Entnahme einzelner Fischottern bei den Regierungen (höhere Naturschutzbehörden) gestellt werden. Doch der Weg zu einem erfolgreichen Antrag ist lang, die bürokratischen Hürden aufgrund der europarechtlichen Vorgaben riesig. Die seit dem 15.08.2024 gültige Änderung der „Artenschutzrechtlichen Ausnahmeverordnung (AAV)“ soll das Verfahren vereinfachen. Zuerst legen die höheren Naturschutzbehörden Gebiete fest, in denen Fischotterentnahmen möglich sind, basierend auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Danach können Betroffene ihre Anträge bei den unteren Naturschutzbehörden einreichen. Gerade arbeiten die betroffenen Regierungen an der Ausweisung der Entnahmegebiete. Doch durch die hohen Forderungen, die die Untersuchungen verlangen, wird es noch eine Weile dauern.
Bis dahin leiden die Teichwirte weiterhin. Peter Thoma selbst möchte noch versuchen, seine Teiche zu betreiben. Viele seiner Kollegen haben ihre Teiche längst aufgegeben, vor allem die mit kleineren Teichwirtschaften. Wie lange er es noch machen kann, ist unklar, fest steht jedoch, dass sich was ändern muss.