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Bayreuth

Dino, Bier und Eisenbahn: Die Zukunft des Industriemuseums

Wie muss ein zukunftsfähiges Museum eigentlich aussehen, wenn sich Informationen jederzeit „ergoogeln“ lassen? Damit beschäftigt sich das Team hinter dem Projekt „Industriemuseum“. Wir haben einen Einblick in die Überlegungen bekommen.

„Wie ein Escape Room, aber mit Bildung“ soll sein Museum sein, sagt Florian André Unterburger vom Verein „Industriemuseum“.

Museum muss mehr bieten als Wikipedia

„Als Kind hab ich mir gedacht: Es ist ja bestimmt kein Zufall, dass Ikea aus Schweden kommt und Versace aus Italien. Weil in Schweden sind die Leute viel drinnen und in Italien mehr draußen und wollen gesehen werden“, sagt Florian Unterburger. Seine zentrale Frage: Wie beeinflussen Umweltgegebenheiten die Menschheitsgeschichte? „Es geht immer viel um große Genies. Aber welche Rolle spielen eigentlich die Ressourcen vor Ort? Das finde ich an Industriegeschichte so faszinierend.“ Unterburger klickt sich gerne durch Wikipedia. Wahrscheinlich ist es ihm gerade deshalb so wichtig, dass ein Museum mehr zu bieten hat als ein Wikipedia-Artikel.

In der ersten Ausstellung des Vereins „Hilf Richard, sein Festspielhaus zu bauen“ gab es keine langen Texttafeln an den Wänden. Stattdessen war der Text auf dem Smartphone-Screen zu sehen. Ausstellungsstücke waren 3D-gedruckte Modelle von Gebäuden im Bayreuther Stadtbild. BesucherInnen konnten dort Münzen sammeln und sie in den Bau des Festspielhauses investieren. „Wissen bleibt hängen, wenn man es erfährt. Deshalb wollen wir ein Gefühl erzeugen. Beim Bau des Festspielhauses war das: Boah, jetzt muss ich schon wieder Ziegel holen.“

Nächster Schritt: Pop-Up-Museum

Für die zukünftigen Ausstellungen soll der Fokus weg von Wagner. Für Touristen sei Wagner natürlich interessant, für Menschen aus Bayreuth aber weniger. Stattdessen sind die Stichwörter für die kommenden Ausstellungen: Dino, Bier und Eisenbahn. Diese Themen sollen mehr Anknüpfungspunkte bieten und in einem Pop-Up-Museum untergebracht sein. Geplant ist das Museum für 2026. Obwohl ein Pop-Up-Museum in der Regel für eine begrenzte Zeit konzipiert ist, schließt Florian Unterburger nicht aus, dass das Museum bestehen bleibt. Langfristig soll das Industriemuseum ein fester Ort werden. „Wäre natürlich cool, wenn das Pop-Up-Museum in der ehemaligen Markgrafen-Buchhandlung am Sternplatz sein könnte“, sagt Unterburger.

In den kommenden Ausstellungen soll zwar wieder eine App durch den Raum begleiten, aber auch greifbare Gegenstände sollen eine Rolle spielen. Das Museum will die Räume mehr füllen. „Das mit den Münzen in der Wagner-Ausstellung hat gut funktioniert, wir wollen aber in Zukunft etwas mehr experimentieren“, verrät Unterburger. Die genaue Umsetzung der Themen ist noch in Arbeit. Auch über Audio-Komponenten denkt das achtköpfige Team hinter dem Industriemusem nach. 

Bayreuth neu erzählt: Skelette, Streiks und Felsenkeller

Geräusche einzubinden bietet sich zum Beispiel für die Eisenbahn-Story an, die die Anfänge der Bayreuther Industrie nachzeichnen soll. „Momentan ist der Plan: Man geht zu zweit ins Museum, einer nimmt die Unternehmer-Perspektive ein, einer die Arbeiter-Perspektive. Und dann interagieren beide.“ Die Ausstellung soll sich um Fragen drehen, wie: Wann gab es die ersten organisierten Streiks in Bayreuth? Wann wurde der 10-Stunden-Tag, und wann der 8-Stunden-Tag eingeführt?

Der Star der Dino-Story: Graf Münster, der 1834 in einem Steinbruch am Bindlacher Berg das erste komplette Dino-Skelett entdeckt hat. „Da kann ich mir vorstellen, dass man im Museum etwas über Gesteine lernt. In welchem Gestein kann ich überhaupt ein Skelett finden? Im Granit nicht, aber im Kalkstein“, sagt Florian Unterburger. Um Felsen geht es natürlich auch, wenn man eine Bayreuther Bier-Story erzählen will. Ausstellungsinhalt: Einen Felsenkeller graben, die Zutaten für das Bier besorgen, eine Brauerei gründen. Hier könnten auch die aus der Wagner-Story bekannten Goldmünzen wieder ins Spiel kommen. Neugierig geworden? Die Ausstellung zum Bau des Festspielhauses ist am 21. und 22. Dezember noch in der ehemaligen Markgrafenbuchhandlung am Sternplatz zu sehen. Der Eintritt ist frei.