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Regionales Gründer- und Innovationszentrum

Ein „Lab“ für den Landkreis? Kreistag stimmt über das RIZ ab

Unternehmer aus der Region sprechen sich für das RIZ aus. Aber wird sich der Landkreis Bayreuth am Regionalen Innovations- und Gründungszentrum beteiligen? In der Kreistagssitzung am 13. Dezember soll das Thema erneut zur Abstimmung kommen. 

Nach langer Debatte soll der Kreistag morgen, am 13. Dezember 2024, darüber entscheiden, ob und unter welchen Umständen sich der Landkreis Bayreuth mit 3 Millionen Euro und 50 Prozent der Betriebskosten am Regionalen Innovations- und Gründungszentrum beteiligt. In der Sitzung des Kreisausschusses am 2. Dezember wurde die Debatte nach etwa 90 Minuten per Antrag beendet. Diskussionsbedarf war aber noch vorhanden, zum Beispiel bei Kreistagsmitglied und Mistelgauer Bürgermeister Karl Lappe, der sich in der Sitzung über das Ende der Debatte beschwerte.

Unternehmer aus dem Landkreis für das RIZ

Das IHK-Gremium Bayreuth spricht sich für die Umsetzung des RIZ aus. „Wir sind überzeugt, dass nicht nur die Stadt, sondern auch der Landkreis mit seinen Unternehmen von der Einrichtung enorm profitieren wird, was im Hinblick auf immer enger werdende Haushalte der Kommunen wichtiger wird“, sagt IHK-Vizepräsident und Gremiumsvorsitzender Jörg Lichtenegger.

Potenziale für Wachstum und Innovationen

Dass Angebote für Gründerinnen und Gründer nicht optional, sondern dringend notwendig sind, zeige Lichtenegger zufolge der aktuelle Report „Unternehmensgründung“ der Deutschen Industrie- und Handelskammer: Ihm zufolge bewerten angehende Unternehmerinnen und Unternehmer den Gründungsstandort Deutschland gerade einmal als „ausreichend“. „Wenn immer weniger Menschen hierzulande Unternehmen gründen wollen, gehen uns wichtige Potenziale für Wachstum und Innovationen verloren“, so Lichtenegger. Umso wichtiger sei eine Anlaufstelle wie das RIZ.

Schulterschluss zwischen Wirtschaft und Wissenschaft wichtig

Stefan Weißflach, Geschäftsführer der SW Color Lackfabrik GmbH in Bindlach sieht im RIZ Vorteile für mittelständische Unternehmen: Das Zentrum biete Kooperationsmöglichkeiten, Zugang zu neuen Technologien und könne Fachkräfte in der Region halten.

Stefan Trassl, Geschäftsführer der Sigmund Lindner GmbH in Warmensteinach, steht seit Jahren in engem Kontakt zur Uni Bayreuth, insbesondere zum Lehrstuhl Keramische Werkstoffe und dem Keylab Glastechnologie. Diese Vernetzung sei enorm wichtig, um Innovationsprojekte umzusetzen. „Die Gründung von Start-ups und die Ansiedlung neuer, innovativer Firmen sind entscheidende Erfolgsfaktoren für die wirtschaftliche Entwicklung unserer Region. Aufgrund der Globalisierung stehen wir im Wettbewerb mit der ganzen Welt“, sagt Trassl.

Den Schulterschluss zwischen Wissenschaft und Wirtschaft findet auch Klaus Liebig, Geschäftsführer der vfm Versicherungs- & Finanzmanagement GmbH in Pegnitz, wichtig. „Junge Unternehmer in der Startphase mit einem Netzwerk und auch Gewerbeflächen zu unterstützen ist ein wichtiger Grund, neben dem Institut auch ein Gründerzentrum zu etablieren“, sagt er.

Dr. Ingo Schmidt ist Direktor für Finanzen und Regulierung bei TenneT TSO GmbH. Das Unternehmen kooperiert seit Jahren mit der Universität Bayreuth: „Es ist absolut wünschens- und empfehlenswert, dass Räume für Forschungs- und Entwicklungsprojekte auf dem Campus der Universität Bayreuth zur Verfügung gestellt werden, die Personen aus der Wirtschaft und Wissenschaft ein innovatives Umfeld bieten. Ich spreche mich daher mit Nachdruck für eine Realisierung des universitären Instituts und des RIZ in unmittelbarer Nachbarschaft aus“, so Schmidt.

2. Dezember 2024: Diskussion im Kreisausschuss

Beschlossen hat der Kreisausschuss in seiner Sitzung am 2. Dezember 2024 nichts zum Regionalen Innovations- und Gründungszentrum und auch keine Beschlussempfehlung ausgesprochen. Es ging lediglich darum, den neuesten Stand in der RIZ-Frage zur Kenntnis zu nehmen. Im März hatte der Kreistag entschieden, das RIZ vorerst nicht mitzufinanzieren. Nun berichtete Landrat Florian Wiedemann über die neusten Bestrebungen rund um das Zentrum. Außerdem stellten Petra Beermann vom Institut für Entrepreneurship & Innovation an der Uni Bayreuth und Bernhard Sippel, stellvertretender Leiter der Wirtschaftsförderung der Stadt Bayreuth, das Projekt nochmals vor.

Der Stadtrat hatte in seiner Sitzung am 25. September 2024 beschlossen, das Projekt weiter voranzutreiben. Die Voraussetzung: Der Landkreis Bayreuth soll das Projekt mit 3 Millionen unterstützen und sich zu 50 Prozent an den jährlichen Betriebskosten beteiligen. Zusätzlich zur Senkung der Investitionskosten von bisher 25 Millionen auf 19,9 Millionen sei nun eine Erhöhung der Förderung vom Freistaat von 7,56 Millionen Euro auf 10 Millionen Euro im Gespräch, so Landrat Florian Wiedemann. „Kein Pappenstiel“, wie Franc Dierl (CSU) später anmerkte. Ganz sicher ist diese Erhöhung aber noch nicht.

Es sind noch Hausaufgaben zu machen

„Wir sind in Gesprächen mit Stadt, Uni und Freistaat dazu, wie wir das RIZ doch noch hinbekommen können“, sagte Landrat Florian Wiedemann (Freie Wähler). Sein Augenmerk liege hier darauf, ein klares „Wirken“ des RIZ im Landkreis zu gewährleisten. Natürlich strahle das Gründer- und Innovationszentrum in den Landkreis, die Vorteile für die Kommunen müssten aber greifbarer werden. „Stand heute kann ich dazu noch kein Konzept vorlegen“, so Wiedemann weiter. Es gebe noch einige „Hausaufgaben“, die dazu zu erledigen seien.

Ein „Lab“ für den Landkreis?

Der Stand dieser Hausaufgaben sieht gerade so aus: Das Konzept des RIZ enthält eine Verzahnung des Projekts mit bereits existierenden „Kompentenzclustern“, wie zum Beispiel dem “Food Valley Kulmbach” oder dem “Keylab Glastechnologie”. So habe beispielsweise das Unternehmen “Sili” bereits Wertschöpfungsketten in Zusammenarbeit mit der Wissenschaft erarbeiten können, sagte Petra Beermann. Ob diese Strukturen nun “Lab” und “Valley” heißen müssten, das solle man bitte hintenanstellen, versuchte Wiedemann wohl befürchtete Skepsis der Kreistagsmitglieder vorwegzunehmen. Das Gute an diesen „Labs“ sei aber, dass sie gemeinsam mit den Bestandsunternehmen vor Ort entwickelt würden. „Mein Ansatzpunkt wäre, dass wir uns ein solches Lab in den Landkreis holen. Ich kann noch nicht sagen, dass das hundertprozentig klappt, aber wir sind in guten Gesprächen“, so Wiedemann weiter. Das könne mit der Unterstützung der Oberfrankenstiftung gelingen. Man habe dazu nun Unternehmen ins Boot geholt, Gespräche stünden an. Ob sich durch das Projekt mit dem Standort Uni irgendwann Gründer im Landkreis ansiedeln würden, sei nicht vorhersehbar. Greifbar sei aber doch die Verknüpfung mit Unternehmen, die im Rahmen des RIZ die Gelegenheit sehen könnten, sich innovativ für die Zukunft aufzustellen.

Unzufriedenheit und Zweifel im Kreisausschuss

Über die Details dieser Idee wurde im Anschluss noch fleißig diskutiert. Vor allem aus der Fraktion der Freien Wählergemeinschaft kamen Zweifel: Wer finanziere so ein Lab und wo sei so eine Ansiedelung überhaupt vorstellbar? Eine denkmalgeschützte Immobilie sei natürlich von Vorteil, weil diese Förderung erfahre, so Petra Beermann. „So ein Gebäude muss aber auch infrastrukturell angebunden sein und in Reichweite der Unternehmen stehen“, fügte Florian Wiedemann hinzu. „Ich sehe da im südlichen Landkreis, konkret im Bereich Pegnitz/Pottenstein, Potenzial“, so Wiedemann weiter.

Für den Landkreis ändere der neue Vorschlag nicht viel, kritisierte Stefan Frühbeißer (FWG). So sah das auch Hans Hümmer (FWG): Man könne sich die 3 Millionen nicht leisten. Frühbeißer forderte ein Entgegenkommen der Stadt Bayreuth oder eine Beteiligung des Landkreises nur in dem Fall, dass “Labs” im Landkreis entstehen. Landrat Florian Wiedemann dazu: Aus Gesprächen mit Oberbürgermeister Thomas Ebersberger (CSU) sei klar: Es brauche die 3 Millionen vom Landkreis, damit das Projekt überhaupt umsetzbar sei. Und man sei ja mit den 3 Millionen nun unterhalb der 4,56 Millionen, die zuletzt im Gespräch waren. “Wir müssen aber schauen, dass die Betriebskosten unseren Mehrwert nicht gefährden, wenn wir eine Außenstelle schaffen”, räumte Wiedemann ein.

Eine weitere Sorge aus der Fraktion der Freien Wähler: Was, wenn das Gründerzentrum gar nicht ausgelastet wird? Bernhard Sippel (Stadt Bayreuth) versuchte zu beruhigen: Gründungszentren seien in der Regel gut ausgelastet, man habe auch realistisch kalkuliert. Und es gebe Konkurrenz: Gründer würden bundesweit abgeworben und es sei erstrebenswert, „kluge Köpfe“ an die Region zu binden.

“Kommen in die Erbsenzählerei”

“Wir kommen in die Erbsenzählerei”, hakte Franc Dierl schließlich ein. “Wir wollen heute keinen Beschluss fassen und können nochmals diskutieren, wenn die letzten Gespräche stattgefunden haben.“ Außerdem betontet er: Wir wollen etwas mit der Stadt gemeinsam erreichen. Dierl beantragte das Ende der Debatte für die aktuelle Sitzung, was mit knapper Mehrheit beschlossen wurde.