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Ein seltener Zeitzeuge: Einmannbunker in Bayreuth wird Baudenkmal
Bayreuth soll ein neues Baudenkmal erhalten: Der Einmannbunker auf dem Gelände der Maisel-Brauerei in der Kulmbacher Straße 40a wird in die Liste der Baudenkmäler aufgenommen.
„Ich bitte dann Frau Fichtner, zum wahrscheinlich größten Baudenkmal zu berichten“, eröffnete Oberbürgermeister Thomas Ebersberger den Tagesordnungspunkt zum Einmannbunker. „Bitte keine Begehung“, fügte er mit Blick auf den kaum sichtbaren Mini-Turm – komplett mit Telegrafenmast – scherzhaft hinzu.
Der kleine, zylindrische Bunker stammt aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs und dokumentiert ein oft übersehenes Kapitel der Stadtgeschichte. Der Stadtentwicklungsausschuss beschloss seine Aufnahme in die Liste der Baudenkmäler – auf Empfehlung des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege.
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Was ist ein Einmannbunker?
Bei dem Objekt handelt es sich um eine sogenannte Splitterschutzzelle, die in den 1940er-Jahren zum Schutz einzelner Personen vor Bombensplittern aufgestellt wurde. Der Bunker besteht aus massivem Stahlbeton, besitzt Sehschlitze für Rundumsicht und ein flaches Kuppeldach mit erhaltenem Telegrafenmast. „Wie kommt man da hinein?“ – Durch die kleine Tür aus massivem Beton muss man sich hindurchducken.
„Das ist ein einmaliges Objekt, halt ein Zeichen aus dem Zweiten Weltkrieg“, erklärte Rechtsdirektorin Ruth Fichtner während des Stadtentwicklungsausschusses. Die Anlage diente vermutlich auch als Beobachtungsposten zur Brandmeldung auf dem Gelände der damaligen Brauerei.
Warum ist das Bauwerk denkmalwürdig?
Laut dem Landesamt für Denkmalpflege hat der Einmannbunker „besondere geschichtliche Bedeutung“ – nicht nur wegen seines Alters, sondern vor allem, weil es sich um ein vermutlich individuell gefertigtes Exemplar handelt. Die meisten vergleichbaren Bunker wurden nach dem Krieg zerstört oder zivil umgenutzt.
„Das Benehmen mit dem Wunsch des Landesamtes wird hergestellt“, erklärt Oberbürgermeister Thomas Ebersberger nach einstimmigem Beschluss des Stadtrats. Eine Zustimmung der Stadt war dabei rechtlich nicht notwendig, dennoch wurde der Beschluss formal verabschiedet.
Ein Denkmal gegen das Vergessen
Der Bunker sei nicht nur ein bauliches Relikt, sondern auch ein „Mahnmal gegen das Vergessen sowie Ort der Auseinandersetzung mit der Geschichte des Nationalsozialismus“, so die Begründung des Denkmalschutzamts. In ganz Bayern gibt es nur sehr wenige vergleichbare Anlagen – neben Bayreuth sind ähnliche Bunker nur aus Schweinfurt und München-Neuhausen bekannt.
„Das ist kein Alltagsfund“, so Fichtner. „Es ist wirklich etwas Besonderes – und es bleibt erhalten.“