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Bezirk Oberfranken

„Es entsteht ein Lebensraum, kein Krankenhaus“ – Großprojekte am Bezirkskrankenhaus Bayreuth vorgestellt

Das Bezirkskrankenhaus Bayreuth befindet sich mitten in einer der größten Modernisierungen seiner Geschichte. Mit einer Investitionssumme von über 100 Millionen Euro entstehen neue Gebäude und Infrastruktur für die Kinder- und Jugendpsychiatrie, die Forensik sowie die heilpädagogische Station.

Baustelle für die Kinder- und Jugendpsychiatrie @Michael Christensen

Die Projekte setzen neue Maßstäbe in der psychiatrischen Versorgung in Bayreuth und in Oberfranken – baulich wie menschlich. Für Bezirkspräsident Schramm ist klar: „Wir machen das nicht, weil es einfach ist – sondern weil es richtig ist.“

Ein Lebensraum statt Klinikflur

„Was hier entsteht, ist ein Lebensraum, kein Krankenhaus“, betont Eva Gill, Vorständin der GeBO. Die Bauprojekte am Bezirkskrankenhaus Bayreuth sind mehr als reine Zweckbauten: Sie folgen dem Anspruch, heilende Umgebungen zu schaffen. Denn Menschen mit psychischen Erkrankungen brauchen Räume, die Sicherheit, Ruhe und Struktur bieten – oft über viele Monate oder Jahre hinweg, so Gill.

Schon gesehen? Wir haben vor Ort mit den drei Verantwortlichen gesprochen und ein Video aufgenommen.

Henry Schramm betont auch die Wichtigkeit dieser Räume für das Personal: „Wir wollen, dass die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen gerne hier arbeiten, alles haben, was zu ihrem Beruf gehört, und dies hier finden.“

Klinikbetrieb und Großbaustelle: Eine logistische Herausforderung

Trotz der Großprojekte läuft der Klinikbetrieb weiter – eine enorme Herausforderung für alle Beteiligten. Lydia Kartmann von der Stabsstelle Bauen erklärt: „Wir haben hier und da eine Baustelle – und alle müssen parallel bedient werden.“
Besonders die Logistik ist komplex. Um Erdmassen zu bewegen, ohne den Klinikalltag zu stören, wurden Schotterwege gebaut. Kartmann: „Das ist kein Projekt von der Stange.“
In nächster Zeit gehört Baulärm zum Alltag – für Patientinnen und Patienten ebenso wie für das Personal.
Schon gelesen? Hilfe für Menschen mit Behinderung: Hier kann man sich in Bayreuth hinwenden, wenn man nicht weiter weiß.

Drei Großprojekte:

Heilpädagogische Station: Mehr Platz für mehr Würde

Der Rohbau steht fast, das Richtfest ist in Planung. Die neue Heilpädagogische Station (H-Station) soll Mitte 2026 fertiggestellt sein. Hier werden künftig 20 vollstationäre und 8 tagesklinische Plätze angeboten – deutlich mehr als bisher.
Stellvertretender Chefarzt der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik Maximilian Huhn, der nach ihrer Ausbildung in München bewusst nach Oberfranken zurückkam, macht deutlich: „Diese Menschen bekommen sonst kaum Unterstützung.“ Die derzeitige Station ist voll ausgelastet, Wartelisten sind die Regel.
„Die bestehenden Räume sind nicht mehr adäquat“, erklärt er. Der Neubau bringt Einzel- und Zweibettzimmer, Rückzugsorte und Gärten – dringend benötigte Orte der Ruhe für Menschen mit kognitiven Einschränkungen und psychiatrischen Erkrankungen.

Daten & Fakten:

  • Bruttogeschossfläche: 2.417 m²
  • Geplante Fertigstellung: Mitte 2026
  • Investition: 14,8 Mio. Euro, davon 10,2 Mio. gefördert
  • Baustelle für das Heilpädagogische Zentrum @Michael Christensen
  • So soll das Heilpädagogische Zentrum einmal aussehen. @Bezirk Oberfranken

2. Forensik: Sicherheit trifft Therapie

Der Neubau für die forensische Psychiatrie ist ein Meilenstein: Alle forensischen Bereiche werden unter einem Dach zusammengeführt. „Ich bin extrem stolz, dass wir an diesem Punkt angekommen sind“, so Volkmar Blendl, Chefarzt der Klinik für Forensische Psychiatrie. Die Planung lief über Jahrzehnte – nun wird sie Realität.

Eine neue Intensivstation entsteht mit zehn reizgeschützten Einzelzimmern. „Einzelunterbringung und Reizschutz sind zentrale Elemente, um extrem kranke Patienten therapeutisch adäquat behandeln zu können“, erklärt Blendl.

Auch aus organisatorischer Sicht bringt der Neubau Vorteile: Kürzere Wege, mehr Sicherheit, effizientere Betreuung. „Wenn alles unter einem Dach ist, wird vieles einfacher.“

Daten & Fakten:

  • Kapazität: 110 Plätze (Erweiterung um 14)
  • Fertigstellung: 2028/2029
  • Kosten: 87,6 Mio. Euro, übernommen vom Freistaat Bayern
  • So soll die Forensik einmal aussehen. @Bezirk Oberfranken
  • Baustelle für die Forensik am Bezirksklinikum @Michael Christensen

3. Kinder- und Jugendpsychiatrie: Ein Haus, das Geborgenheit schenkt

Seit 1984 besteht die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie – doch sie ist längst zu klein geworden. Jetzt entsteht ein Neubau mit 60 stationären und 14 tagesklinischen Plätzen. Die Chefärztin Kerstin Hessenmöller betont: „Die Kinder sollen sich geborgen fühlen, keine Ängste haben – das kann ein Containerbau nicht leisten.“

Der Neubau ist klar strukturiert:

  • Im UG: Betreuung von Vorschul- und Grundschulkindern
  • OG 1: Krisenstationen
  • OG 2: Geplante Aufenthalte
  • OG 3: Verwaltung, Ambulanz, Klinikschule

Ein Erlebnis-Bauzaun, Spielbereiche und Tiertherapie zeigen: Auch in der Bauzeit steht das Wohl der Kinder im Fokus.

Daten & Fakten:

  • Geschosse: 4, Bruttogeschossfläche: 9.786 m²
  • Geplante Fertigstellung: Ende 2027
  • Gesamtkosten: 55 Mio. Euro, inkl. Klinikschule (6 Mio.)

Ein Versprechen für die Zukunft

Die Bauprojekte in Bayreuth stehen für mehr als neue Gebäude. Sie symbolisieren einen Wandel in der psychiatrischen Versorgung – hin zu mehr Menschlichkeit, Würde und Nachhaltigkeit. Oder wie es Eva Gill sagt: „Wir schaffen nicht nur Gebäude, sondern heilende Lebensräume.“

  • So soll die Kinder- und Jugendpsychiatrie einmal aussehen. @Bezirk Oberfranken
  • Baustelle für die Kinder- und Jugendpsychiatrie @Michael Christensen