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Bayreuth

Fernweh-Park Oberkotzau: Was hat Kamerun mit Bayreuth zu tun?

Der Fernweh-Park in Oberkotzau hat Zuwachs bekommen: „Kamerun“ – ein winziger Ort bei Bayreuth – reiht sich nun zwischen New York, Hollywood, Dubai und vielen weiteren Traumzielen ein.

Ein Grund, warum Bayreuth mit dem Ortsteil „Kamerun“ im Fernweh-Park vertreten ist, liegt in der beliebten Sammlung kurioser Ortsnamen. Über 150 Schilder mit lustigen oder überraschenden Namen sorgen bei Besucherinnen und Besuchern regelmäßig für Staunen und Lacher. Nun reiht sich auch „Kamerun“ in diese bunte Mischung ein – neben Namen wie „Norwegen“, „Brasilien“, „Sibirien“, aber auch „Pups“ oder „Pissen“.

Kamerun zwischen Wolfsbach und Ottmannsreuth

Der kleine Ortsteil „Kamerun“ liegt idyllisch zwischen Wolfsbach und Ottmannsreuth – mitten im Grünen. Viel mehr als ein italienisches Restaurant, das Forsthaus Kamerun, gibt es dort nicht. Doch genau dieses Forsthaus ist historisch interessant.

Das Gebäude stammt aus dem Jahr 1848, so die Webseite des Forsthauses. Dies belegen Inschriften im Sandsteinkeller. Den Namen „Kamerun“ erhielt das Forsthaus 1884 – im selben Jahr, in dem das Deutsche Reich die Kolonie Kamerun in Zentralafrika gründete.

Zwei Festspielmitarbeiter, Fritz Brandt (Technischer Leiter der Bayreuther Festspiele) und Friedrich Kranich, machten damals einen Ausflug dorthin. In Anlehnung an die damalige Kolonialberichterstattung tauften sie das Forsthaus scherzhaft „Neu-Kamerun“.

Das Forsthaus wurde danach zu einem beliebten Treffpunkt für Festspielgäste. Bald erhielt es sogar eine offizielle Wirtschaftskonzession.

Kamerun als Symbol?

Der Fernweh-Park setzt sich klar für Menschlichkeit, Vielfalt und Toleranz ein – und ebenso deutlich gegen Rassismus, Antisemitismus und jede Form von Diskriminierung. Wie passt da ein Schild mit kolonialem Bezug hinein?

Vielleicht gerade deshalb: Im Fernwehpark verliert der Name „Kamerun“ seinen ursprünglichen historischen Kontext. Kaum jemand wird dabei an Bayreuth denken. Stattdessen weckt er Assoziationen an ein fernes Land mit tropischen Regenwäldern, Savannen, Gebirgen und Halbwüsten – ein faszinierender Ort, weit entfernt vom fränkischen Alltag.

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Warum der Besuch?

Bereits seit Jahren erhielt Fernweh-Park-Initiator Klaus Beer Hinweise, dass es in Bayreuth einen Ortsteil namens Kamerun gebe. Nun wurde das Schild Realität. Bei der persönlichen Übergabe wurden Bayreuther Oberbürgermeister Thomas Ebersberger und Kilian von Chamier von der Bayreuth Marketing und Tourismus GmbH von Bürgermeister Stefan Breuer und Klaus Beer herzlich empfangen. In einer Führung erläuterten sie die Ideologie des Fernwehparks.

Was ist der Fernwehpark?

Der Fernwehpark ist ein Tourismus- und Friedensprojekt in der Marktgemeinde Oberkotzau bei Hof. Auf dem Gelände einer ehemaligen Industriebrache entstand ein „Schilderwald“, der Besucherinnen und Besucher in wenigen Schritten gedanklich um die Welt reisen lässt – selbst dann, wenn das Schild in Wirklichkeit nur aus der Nachbarschaft stammt.

Zwischen New York und Rio, zwischen Singapur und Reit im Winkl verewigen sich Besucher aus aller Welt mit Ortsschildern, Straßenschildern, Autokennzeichen oder selbst gestalteten Tafeln. Über 5.000 Schilder wurden bereits installiert.

Im Gegensatz zum kanadischen Vorbild in Watson Lake hat der deutsche Fernweh-Park eine klare Botschaft, so der Initiator Klaus Beer: Er stehe gegen Rassismus, Antisemitismus und Rechtsextremismus – und für Menschlichkeit und Weltoffenheit.

Klaus Beer, selbst Weltenbummler und Dokumentarfilmer, brachte die Idee nach Deutschland und verfolgt sie seit Jahrzehnten mit großem Engagement.

Prominente Unterstützung für Menschlichkeit

Im „Signs of Fame“-Teil des Parks haben sich über 500 Stars verewigt – von Arnold Schwarzenegger über Helene Fischer bis hin zum Dalai Lama. Mit Handabdrücken in Ton und ihren persönlichen Schildern setzen sie ein Zeichen gegen Hass und Gewalt. Auch ein „Boulevard der Humanität“ mit einem Sternsystem à la Hollywood ehrt Prominente, die sich für Hilfsprojekte engagieren, etwa Peter Maffay, Sarah Connor oder Henry Maske.

Ein Park mit Zukunft

Die Sammlung wächst stetig. Neben Orten aus aller Welt sorgen auch über 150 kuriose Ortsnamen für Schmunzeln – von „Tittenkofen“ über „Kaffeekanne“ bis zum längsten Ortsnamen Europas aus Wales, „Llanfairpwll­gwyngyllgogery­chwyrndrobwll­llantysilio­gogogoch“. Besucher können mit ihrem eigenen Schild Teil des Projekts werden – inklusive Fotoshooting und Homepage-Veröffentlichung.

Zukünftig soll ein Starmuseum entstehen, das hunderte Handabdrücke, Gitarren, Erinnerungsstücke und Bilder zeigt. Geplant ist außerdem ein „Route 66“-Café, das Besucher nach Führungen zum Verweilen einlädt.

Mehr erfahren

Eine ausführliche Bilderstory zur Schildübergabe „Kamerun“ sowie viele weitere Infos und Starporträts finden sich auf der Homepage: www.fernweh-park.de.