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Landkreis Bayreuth

Kein Pflegestützpunkt für den Landkreis Bayreuth: Sozialausschuss lehnt Antrag erneut ab

Die Stadt Bayreuth richtet ab Juni einen Pflegestützpunkt ein. Der Landkreis hingegen will sich trotz neuer Entwicklungen nicht daran beteiligen. Im Sozialausschuss fiel der Antrag erneut durch.

Mit einem Antrag aus dem September 2024 befasste sich der Sozialausschuss des Bayreuther Kreistags in seiner Sitzung am 26. Mai. Susanne Bauer (Bündnis 90/Die Grünen) hatte beantragt, im Landkreis Bayreuth einen Pflegestützpunkt einzurichten. Bereits 2022 war ein ähnlicher Antrag im Kreistag gescheitert. Diesmal begründete Bauer ihren Vorstoß mit geänderten Rahmenbedingungen.

Stützpunkt der Stadt Bayreuth startet am 1. Juni

Seit Juli 2024 steht fest, dass die Stadt Bayreuth einen eigenen Pflegestützpunkt einrichtet. Der Stadtrat hatte sich damals für die Umsetzung ausgesprochen – in der Hoffnung, dass sich auch der Landkreis an dem Projekt beteiligen würde. Die neue Beratungsstelle der Stadt befindet sich in der Bürgerbegegnungsstätte Am Sendelbach 1 und nimmt am 1. Juni 2025 offiziell ihre Arbeit auf.

Zentrale Anlaufstelle für Pflegebedürftige und Angehörige

Ein Pflegestützpunkt dient als zentrale und unabhängige Anlaufstelle für Pflegebedürftige und pflegende Angehörige. Ziel ist es, Menschen individuell zu beraten und sie an passende Angebote weiterzuvermitteln.

Im Sozialausschuss des Landkreises Bayreuth herrschte allerdings weitgehend Einigkeit darüber, dass es bereits ausreichend Beratungsangebote gebe. Genannt wurden unter anderem die Aufsuchende Seniorenberatung des Landratsamts, die Angebote des Bayerischen Roten Kreuzes sowie die Fachstelle für pflegende Angehörige.

70.000 Euro Defizit im ersten Jahr

Zudem ist die finanzielle Lage des Landkreises angespannt. Der Kreistag hatte sich am 23. Mai im Rahmen des Haushaltskonsolidierungsprogramms ausdrücklich dafür ausgesprochen, keine Doppelstrukturen mehr zu schaffen. Ein Pflegestützpunkt in Zusammenarbeit mit der Stadt Bayreuth würde laut Landratsamt trotz Förderungen ein Defizit von rund 70.000 Euro im ersten Jahr verursachen.

Beratung löst die Pflegekrise nicht

Karin Böhm, zuständig für Seniorenarbeit im Landratsamt, äußerte zudem grundsätzliche Bedenken: „Wir haben weniger ein Beratungsdefizit als ein Versorgungsdefizit.“ Es nütze wenig, Menschen auf haushaltsnahe Dienstleistungen hinzuweisen, wenn es niemanden gebe, der diese Angebote tatsächlich ausführe. Zudem müsste man für eine Zusammenarbeit mit der Stadt eine neue, dauerhafte Räumlichkeit finden. Der bisher genutzte Raum in der Bürgerbegegnungsstätte sei lediglich eine Übergangslösung, die unter Zeitdruck geschaffen wurde.

Die Stadt Bayreuth will nun erfassen, wie viele Ratsuchende aus dem Landkreis den städtischen Pflegestützpunkt tatsächlich in Anspruch nehmen. Diese Daten sollen dem Sozialausschuss zu einem späteren Zeitpunkt erneut vorgelegt werden. „Wenn die Stadt Bayreuth Ende 2026 sagt, die Leute aus dem Landkreis rennen uns die Türen ein, müssen wir das neu bewerten“, so Böhm.

Antrag scheitert erneut – nur eine Stimme dafür

Susanne Bauer war die einzige, die für die Umsetzung ihres Antrags stimmte. „Ich hatte im zweiten Anlauf gehofft, dass die Synergien mit der Stadt Bayreuth stärker berücksichtigt werden“, sagte sie.

Sonja Wagner (SPD) äußerte grundsätzliche Zweifel am Konzept eines Pflegestützpunkts. Ihrer Meinung nach müsse man Menschen in ihrem eigenen Umfeld unterstützen, statt sie in eine Beratungsstelle zu schicken. Wagner ist ehrenamtliche Seniorenbeauftragte für einige Gemeinden im Landkreis. „Wir könnten sicher 50 Prozent der Heimaufnahmen verhindern, wenn wir die ambulante Versorgung flächendeckend sicherstellen würden. Aber mit einem Pflegestützpunkt lösen wir dieses Problem nicht.“