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Kita im Kleingarten? Stadt prüft ungewöhnliches Konzept
Bayreuth sucht nach Lösungen für fehlende Kita-Plätze – und denkt dabei unkonventionell. Kinder könnten künftig in Kleingartenanlagen betreut werden. Doch das Modell stößt nicht nur auf Zustimmung.
Um das Problem fehlender Kita-Plätze in Bayreuth anzugehen, prüft die Stadt Bayreuth eine ungewöhnliche Idee: sogenannte Kleingarten-Kitas.
Stadt prüft Kleingarten-Kita
Angelehnt an das Konzept Waldkindergarten sollen 15 bis 25 Kinder auf den Parzellen einer Kleingartenanlage ganztags draußen spielen und lernen, so das Konzept der Vereins „Gesellschaft für Gemeinsinn“. Der Verein ist Initiator und Entwickler des Projekts. „Wir sind auf der Suche nach einem lokalen Träger“, sagte Sozialreferentin Manuela Brozat in der Jugendausschusssitzung am Montag und zählte die Vorteile des Konzepts auf: Eine sogenannte Kleingarten-Kita könne sowohl Fläche als auch Kosten sparen, sanierte Vereinsheime könnten doppelt genutzt werden. Die Kleingartenvereine könnten durch Mitgliedsbeiträge der Eltern Einnahmen generieren und Ehrenamtliche die Fachkräfte bei ihrer Arbeit unterstützen. Und sollte der Bedarf an Kitaplätzen künftig wieder sinken, könnten die bestehenden Strukturen wieder anderweitig genutzt werden.
Die Kosten für zwei Kleingarten-Kita-Gruppen in einer Anlage schätzt die Stadt auf etwa 500.000 bis 800.000 Euro und schließt in ihre Schätzung die Umgestaltung einiger Parzellen, den Bau einer Kita-Laube und die Sanierung des Vereinsheims mit ein.
Gesprächstermin verschoben
Gemeinsam mit dem Vorstand des Verbands der Kleingärtner Bayreuth e.V. habe man vier Kleingartenanlagen als geeignet befunden, so Manuela Brozat. „Ein Termin mit den Kleingartenvereinen musste leider verschoben werden. Ich hätte sonst gerne heute schon über die Eindrücke berichtet“, so die Sozialreferentin.
Kritik: Fachkräfte fehlen trotzdem
„Sicherlich ein interessanter Ansatz“, fasste Oberbürgermeister Thomas Ebersberger, der in Vertretung für dritten Bürgermeister Stefan Schuh die Sitzung leitete, zusammen. Auf Begeisterung stieß der Vorschlag bei Ingrid Heinritzi-Martin (CSU), bei anderen Mitgliedern des Ausschusses kam er weniger gut an. Beate Kuhn (SPD) merkte an: „Das schönste Konzept hilft nichts, wenn wir keine Fachkräfte haben.“
Man hoffe, mit der Kleingarten-Kita attraktive Arbeitsplätze zu schaffen, so Oberbürgermeister Ebersberger. „Waldkindergarten-Stellen sind besonders schwierig zu besetzen, nicht umsonst ist bei uns eine Stelle unbesetzt“, entgegnete Daniel Rupprecht von der Diakonie Bayreuth. Die Diakonie ist Waldkindergarten-Träger. Außerdem wies er darauf hin, dass bei kleinen Gruppengrößen erhöhte Personalkosten entstehen würden.
Ohne begeisterte Kleingärtner geht nichts
Zweifel äußerte Beate Kuhn außerdem an der Bereitschaft der Kleingärtner. Viele wollten im Kleingarten doch eher ihre Ruhe, der Geräuschpegel rund um eine Kita sei damit nicht verträglich. Auch für Torsten Lange (BG) waren die Kleingärtner der springende Punkt. „Das Konzept kann nur funktionieren, wenn es von der Begeisterung der Kleingärtner getragen wird, nicht nur vom Vorstand“, so Lange. Es müsse eine Gesellschafterversammlung geben. „Wenn es da Streitigkeiten unter den Kleingärtnern gibt, wird die im Konzept genannte ‚erlebbare Generationenvielfalt‘ einen bitteren Beigeschmack bekommen“, sagte er. Die ersten Kostenschätzungen der Stadt nannte Lange „einen Schock“, zeigte sich dem Konzept aber grundsätzlich nicht abgeneigt.
In diesem Zusammenhang wies Lange auf seinen Antrag bezüglich einer Großtagespflege am Klinikum hin. Genaueres dazu lesen Sie hier. Er sei mittlerweile mit einer Kinderpädagogin und Gesundheitsfachwirtin und einer Firma aus München in Kontakt, die Interesse an seiner Idee hätten.
Stadt will in kleinen Schritten vorgehen
„All die Bedenken, die Sie haben, haben wir auch“, beschwichtigte Sozialreferentin Brozat. „Aber wir wollten nicht sofort sagen: ‚Das wird sowieso nichts.‘ Wir gehen Schritt vor Schritt vor, hoffentlich klappt es, vielleicht klappt es auch nicht.“ Auch Oberbürgermeister Ebersberger versuchte zu beruhigen: „Wir sprechen natürlich zuerst mit den Kleingärtnern und setzen die Kita nur dort ein, wo Einverständnis herrscht.“
Die Stadt will nun offene Fragen klären – von der Zustimmung der Kleingärtner bis zur Finanzierung. Am 18. März soll ein Gespräch mit der Regierung von Oberfranken Klarheit darüber schaffen, ob das Modell förderfähig ist. Parallel dazu sollen Gespräche mit den Kleingartenvereinen geführt werden. Erst wenn ein Träger gefunden und alle Bedenken ausgeräumt sind, kann das Projekt konkrete Formen annehmen.