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Bayreuth

Bayreuth beschließt ersten Nahverkehrsplan

von Michael Christensen am 18. Februar 2025, Update am 27. Februar 2025

Bayreuth hat erstmals einen Nahverkehrsplan verabschiedet. Der Stadtrat gab in seiner jüngsten Sitzung grünes Licht für das Konzept, das den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) moderner, effizienter und nachhaltiger gestalten soll. 

Die Erstellung des Nahverkehrsplans begann im März 2022 und erstreckte sich über drei Jahre. Ein interdisziplinärer Arbeitskreis begleitete die einzelnen Schritte von der Zieldefinition bis zur Bewertung der Maßnahmen. Zwischenberichte wurden am 31. Oktober 2022 und am 24. Juli 2024 erstellt, um Verkehrsunternehmen, Fahrgastverbände und weitere Akteure einzubeziehen.

Update am 27. Februar 2025

Nachdem der Nahverkehrsplan im Stadtrat am 26. Februar 2025 beschlossen wurde, stehen die nächsten Schritte fest: In den kommenden Jahren soll das Liniennetz weiterentwickelt und Mobilitätsangebote besser verknüpft werden. Die Stadt wird schrittweise die notwendigen Strukturen schaffen und die interfraktionelle Arbeitsgruppe im Stadtrat fortführen. Der neue Nahverkehrsplan legt die Grundlage für die Weiterentwicklung der Mobilität in Bayreuth.

Ziele der Stadt Bayreuth im ÖPNV

Die grundsätzlichen Ziele des Nahverkehrsplans sind eng mit dem gesamtstädtischen Mobilitätskonzept verknüpft:

  • Sicherstellung der Erreichbarkeit auf lokaler, regionaler und überregionaler Ebene
  • Nachhaltige Transformation der Verkehrsräume
  • Verbindliche Planungsgrundlagen schaffen
  • Stärkung des Umweltverbundes (Fuß-, Rad- und ÖPNV-Verkehr)
  • Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs (MIV)

Bayreuth orientiert sich an den bayerischen Leitlinien und strebt an, die vorgegebenen Richtwerte für den Nahverkehr zu erreichen. „Dazu gehört die Einführung einheitlicher Taktzeiten sowie die bessere Anbindung an den Schienenpersonennahverkehr„, so Huuck weiter. Auch der barrierefreie Umbau der Haltestellen ist ein zentrales Ziel.

Schwachstellenanalyse

Zur Identifikation von Optimierungspotenzialen wurde eine detaillierte Schwachstellenanalyse durchgeführt. Dabei wurden Erschließung, Erreichbarkeit, Bedienhäufigkeit und Auslastung des Nahverkehrs untersucht.

1. Erschließung des Stadtgebiets

Die Analyse ergab, dass rund 80 % der Bayreuther Bevölkerung innerhalb eines 300-Meter-Radius zu einer Haltestelle wohnen. „Die Stadt Bayreuth ist gut erschlossen“, bestätigt Huuck. Allerdings wurden zwei mittelfristige Schwachstellen identifiziert: die Gebiete Oberkonnersreuth und Meyernreuth sind nicht optimal angebunden.

2. Erreichbarkeit von Zielorten

Untersucht wurde, wie schnell zentrale Ziele wie Kliniken, der Hauptbahnhof oder Industriegebiete erreicht werden können. Positiv fällt auf, dass die Innenstadt sowie der Hauptbahnhof von allen Verkehrszellen gut erreichbar sind. Defizite gibt es jedoch bei der Anbindung des Industriegebiets Ost sowie den überregionalen Verbindungen nach Kulmbach und Nürnberg. „Hier sind insbesondere lange Umsteigezeiten ein Problem“, so Huuck.

3. Bedienhäufigkeit: Herausforderungen in Nebenverkehrszeiten

Die Untersuchung zeigt, dass der ÖPNV unter der Woche gut funktioniert, insbesondere in der Hauptverkehrszeit. „An Schultagen wird das Ziel in 40 von 54 Verkehrszellen erreicht“, berichtet Huuck. Defizite bestehen vor allem in den Nebenverkehrszeiten sowie am Wochenende. Besonders in den frühen Morgen- und späten Abendstunden gibt es Einschränkungen.

4. Barrierefreiheit: Dringender Handlungsbedarf

Ein zentrales Thema des Nahverkehrsplans ist die Barrierefreiheit. „Positiv ist, dass es bereits zwei nahezu barrierefreie Haltestellen gibt: die ZOH und die Lohengrin-Therme„, so Huuck. Allerdings sind die meisten Haltestellen noch nicht barrierefrei, sodass hier großer Handlungsbedarf besteht.

Verbesserungen im ÖPNV: Maßnahmen und Planung

Der Nahverkehrsplan für Bayreuth setzt auf eine nachhaltige Optimierung des öffentlichen Verkehrs. Neben der Schwachstellenanalyse wurden auch zukünftige Entwicklungen wie Bevölkerungswachstum und Gewerbeerweiterungen berücksichtigt.

Expressbuslinie für bessere Erreichbarkeit des Industriegebiets

Eine der größten Herausforderungen ist die mangelnde Anbindung des Industriegebiets im Norden. Eine Lösung könnte eine Expressbuslinie zwischen dem Hauptbahnhof und dem Industriegebiet sein. Diese Maßnahme würde die Reisezeit verkürzen und eine bessere Anbindung für Pendler schaffen.

Integration von Regionalbuslinien

Eine bessere Vernetzung der Regionalbuslinien, insbesondere in Bindlach und Goldkronach, ist ein weiteres Ziel. Die Kooperation mit dem Landkreis Bayreuth soll dazu beitragen, dass Regionalbuslinien auch innerstädtische Erschließungsaufgaben übernehmen.

Verbesserung der Taktung und Umsteigemöglichkeiten

Geplant sind häufigere Taktzeiten, beispielsweise eine Erhöhung der Taktfrequenz der Linie 303. Auch die bessere Anbindung des neuen Rathausstandorts sowie des Stadtteils St. Georgen steht im Fokus.

Intermodalität und Barrierefreiheit

Neue Mobilitätsstationen und Park-and-Ride-Anlagen sollen den Umstieg auf den ÖPNV erleichtern. Zudem ist der barrierefreie Umbau der Haltestellen ein zentrales Ziel.

Diskussion im Stadtentwicklungsausschuss

Der Nahverkehrsplan zeigt, dass Bayreuth bereits über ein gut ausgebautes ÖPNV-Netz verfügt. Die geplanten Maßnahmen zielen darauf ab, die Qualität und Effizienz weiter zu steigern, um den öffentlichen Nahverkehr noch attraktiver zu gestalten. 

CSU betont Notwendigkeit einer ausgewogenen Verkehrspolitik

Mirko Matros (CSU) begrüßte den Nahverkehrsplan grundsätzlich, äußerte jedoch Bedenken bezüglich der Reduzierung des Kfz-Verkehrs zugunsten anderer Mobilitätsformen. Er argumentierte, dass Bayreuth kein vergleichbares ÖPNV-Netz wie Großstädte wie München oder Berlin habe und eine vollständige Umverteilung der Verkehrsflächen problematisch sei. Stattdessen sprach er sich für eine Kombination aus Park-and-Ride-Systemen, Mobilitäts-Hubs und einer verbesserten Taktung aus.

Auch Stefan Specht (CSU) stimmte zu, dass die Förderung des ÖPNV nicht automatisch zu Lasten der Autofahrer gehen dürfe. Er betonte, dass eine Reduzierung des Verkehrsraums für Kfz-Fahrer explizit im Bericht genannt wird und dies für seine Fraktion ein Kritikpunkt sei.

Grüne sehen Fortschritte im Nahverkehrsplan

Sabine Steininger (Grüne) lobte die bisherigen Entwicklungen im Nahverkehr. Sie verwies darauf, dass der Busverkehr in Bayreuth insgesamt gut aufgestellt sei und man diesen positiven Aspekt auch stärker kommunizieren solle. Ihrer Meinung nach zeigt der Plan, dass die Förderung des ÖPNV nicht mit einem Verbot des Individualverkehrs gleichzusetzen ist, sondern auf eine sinnvolle Vernetzung verschiedener Verkehrsträger setzt.

Zusätzlich wies sie darauf hin, dass viele Bürger – insbesondere ältere Menschen und sozial schwächere Gruppen – auf den Bus angewiesen seien. Steigende Spritpreise und die CO₂-Bepreisung würden zudem dazu führen, dass der Nahverkehr für viele Einwohner attraktiver werde.

Zweiter Bürgermeister Andreas Zippel: Fokus auf Effizienz und Barrierefreiheit

Dr. Andreas Zippel (SPD) stellte klar, dass es nicht darum gehe, Autofahrer zu benachteiligen, sondern vielmehr die Effizienz des ÖPNV zu steigern. Er betonte, dass eine verbesserte Taktung und eine engere Verschränkung der Stadt- und Landkreislinien essenziell seien, um mehr Menschen zum Umstieg auf den Bus zu bewegen.

Besonders wichtig sei dabei die Barrierefreiheit. Laut aktuellen Statistiken gebe es in Bayreuth mehrere tausend Menschen mit Gehbeeinträchtigungen. Für diese sowie für Familien mit Kinderwägen oder Menschen mit schweren Einkäufen müsse der ÖPNV bequemer und barrierefreier gestaltet werden.

BG und JB-Fraktion unterstützen den Nahverkehrsplan

Auch Georg Kämpf (BG) äußerte sich positiv zum Plan. Er hob hervor, dass der öffentliche Verkehr regelmäßig optimiert werde, um den Herausforderungen der Mobilitätswende gerecht zu werden.

Christopher Süss (JB) lobte die interfraktionelle Zusammenarbeit und betonte, dass der Nahverkehr in Bayreuth bereits gut funktioniere. Allerdings warnte er vor finanziellen Herausforderungen: „Die Umsetzung kostet viel Geld, und die Stadt hat begrenzte Mittel.“