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Bayreuth

Neue Rohre ohne Baustelle: Kanalsanierung mit Kamera und Kunststoffschlauch

In Bayreuth werden derzeit wieder mehrere Abwasserkanäle saniert. Das beeinträchtigt den Verkehr aber kaum. Grund dafür ist ein modernes Verfahren.

Bauarbeiter haben vor einigen Tagen etwa 15 bis 20 Meter Kanalleitung in der Hindenburgstraße erneuert. Auf der Abbiegespur auf Höhe des Spielplatzes stand zwar ein Transporter, zu größeren Verkehrsbeeinträchtigungen auf dieser vielbefahrenen Straße ist es aber nicht gekommen. Das liegt an einem speziellen Sanierungsverfahren mit Kamera und Kunststoffschlauch.

Ein neues Rohr im alten Rohr

„Inliner-Verfahren“, heißt die Technik, die bei der Kanalsanierung zum Einsatz kommt. Dabei wird ein mit Glasfasern verstärkter Kunststoffschlauch in das zu sanierende Kanalrohr geschoben. Dieser mit Kunstharz getränkte Schlauch wird mit Luft aufgeblasen und legt sich so von innen an das alte Rohr an. Anschließend fährt ein Lampenzug mit genau vorgegebener Geschwindigkeit durch den Schlauch und härtet das Kunstharz mit UV-Licht aus. „Damit entsteht ein neues, statisch selbsttragendes und langlebiges Rohr im Rohr“, erläutert Volker Stolbinger, der im Tiefbauamt als Abteilungsleiter für die Stadtentwässerung zuständig ist.

Die Reparaturarbeiten an den beschädigten Kanalrohren stellen den Abschluss eines Prozesses dar, bei dem die Mitarbeitenden des Tiefbauamtes das etwa 400 Kilometer lange Kanalnetz der Stadt Bayreuth überprüfen und instand halten. Denn die Eigenüberwachungsverordnung für Wasser- und Abwasseranlagen schreibt vor, dass alle nicht begehbaren Kanäle alle zehn Jahre mithilfe von Kanal-TV auf ihre Dichtigkeit geprüft werden müssen. „Die Kanäle werden nach den Untersuchungen in Zustandsklassen von 0 bis 4 eingeteilt“, erklärt Volker Stolbinger. „Bei der Klasse 0 sind sofortige Maßnahmen erforderlich, da es hier um Schäden geht, die das Absinken des darüber liegenden Geländes, beispielsweise einer Straße, zur Folge haben könnten.“ Stark oder sehr stark beschädigte Rohre, die eine kurzfristige Reparatur erfordern, werden der Zustandsklasse 1 zugeordnet. Schon gesehen? So geht die Stadt Bayreuth mit Ratten um.

Das Verfahren hat seine Grenzen

Das Inliner-Verfahren hat also klare Vorteile: Es erfordert weder längere Straßensperrungen noch das Aufreißen der Straßen. Das spart natürlich Geld und entlastet alle, die sich über Straßensperren ärgern. Das Verfahren ist aber nicht für alle Schäden geeignet. „Bei schweren Beschädigungen, statischen Gefährdungen oder einer hohen hydraulischen Belastung ist in der Regel eine Erneuerung in offener Bauweise erforderlich“, erklärt Stolbinger.

In diesem Jahr werden in Bayreuth 17 „Kanalhaltungen“, also die Verbindungen eines Abwasserkanals zwischen zwei Schächten, der Zustandsklassen 0 und 1 saniert. Dies betrifft sieben Straßen und umfasst insgesamt 590 Meter Schlauchliner, so Stolbinger. Die Sanierungen finden in der Bürgerreuther Straße, Glockenstraße, Hindenburgstraße, Justus-Liebig-Straße, Spitzwegstraße sowie in den Straßen Herzog und Grüner Baum statt. Der Abschluss der Arbeiten ist für Mitte Dezember geplant, fügt Volker Stolbinger hinzu.