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Verkehr

Radwegplanung Bayreuth–Seulbitz: Debatte um sichere Verbindung durch Eremitenhof

Radfahren zwischen Seulbitz und der Bayreuther Innenstadt bleibt eine Herausforderung. Ein interfraktioneller Antrag bringt neuen Schwung in die Debatte – eine Lösung liegt jedoch weiterhin in der Zukunft.

Die Radwegeanbindung zwischen der Bayreuther Innenstadt und Seulbitz auf Höhe des Eremitenhofs beschäftigt Stadtverwaltung und Gremien seit vielen Jahren. Besonders im Ortsteil Eremitenhof wurde die Radverkehrsführung immer wieder thematisiert – unter anderem in der Stadtratskommission für Rad- und Fußwegeplanung. Bisher verhinderten jedoch Grundstücksfragen, eine schwierige Topografie sowie Umwelt- und Landschaftsschutz eine bauliche Trennung des Radverkehrs.

Interfraktioneller Antrag für mehr Sicherheit auf dem Rad

Mit einem interfraktionellen Antrag setzen sich die Fraktionen von Grünen, CSU, BG, DU und JB Bayreuth für mehr Sicherheit auf der Radstrecke ein. Konkret soll die Stadtverwaltung verschiedene Maßnahmen zur besseren Radwegeführung im Bereich Eremitenhof prüfen – darunter eine alternative Radroute über die Wunaustraße, Schutzstreifen, Querungshilfen und Tempo 20 im Ortsteil. Ziel ist es, Gefahrenstellen zu entschärfen und die Anbindung für Radfahrer spürbar zu verbessern.

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Bereits 2014 als Problemzone erkannt

Meyer zu Helligen erklärte:
„Wir haben dort ein sehr ansteigendes Gelände, was schon frühzeitig Gegenstand im Radverkehrskonzept 2014 war.“
Damals wurde der Bereich bereits als Schwerpunktmaßnahme eingestuft. Es wurden erste Vorschläge zur Verkehrsberuhigung und Verbesserung des Mischverkehrs eingebracht – etwa durch farbigen Asphalt und punktuelle Einengungen.

Im Jahr 2019 wurde schließlich eine Busplanung beschlossen, die Fuß- und Radwege gleichermaßen berücksichtigt. In der Umsetzung zeigt sich nun die Wirkung dieser Maßnahmen: Der farbige Asphalt etwa signalisiert eine erhöhte Aufmerksamkeit und Rücksichtnahme für alle Verkehrsteilnehmenden – insbesondere im Bereich der Endstation mit komplexen Verkehrsströmen.

Zur Verkehrsberuhigung sind bereits Tempo-30-Zonen eingerichtet. Verkehrszeichen sind vorhanden, regelmäßige Geschwindigkeitskontrollen werden durchgeführt.

Eine Option wären Piktogramme auf der Fahrbahn. Diese könnten kurzfristig umsetzbar sein, um Radfahrern und anderen Verkehrsteilnehmenden soll die gemeinsame Nutzung stärker ins Bewusstsein gerückt werden.

Ob das allerdings einen spürbaren Unterschied macht, bezweifelt Meyer von Helligen und befürchtet einen „Schilderwald“. In der Fuß- und Radwegekommission fand der Vorschlag zudem wenig Zustimmung.

Kritik trotz Veränderungen

Trotzdem äußern sowohl Autofahrende als auch Radfahrende Kritik, so Meyer zu Helligen weiter. Kfz-Nutzer fühlen sich durch die Einengungen „gegängelt“, Radfahrende beklagen weiterhin Unsicherheiten.

Mehrfach wurde der Wunsch geäußert, eine alternative Führung entlang des Roten Mains zu ermöglichen – etwa durch das Gelände der Eremitage unter Verwaltung der Bayerischen Verwaltung der Staatlichen Schlösser, Gärten und Seen (BSGS). Diese jedoch ließ wissen, dass eine Umsetzung nicht möglich sei.

„Wir haben viele Projekte in der Radverkehrsplanung. Der Schwerpunkt liegt dort, wo Unfälle passieren – vor allem im Innenstadtbereich. Hier im Eremitenhof gibt es keine Unfälle, aber eine gefühlte Unsicherheit“, berichtet Meyer zu Helligen.

Schutzstreifen und Querungshilfen kaum umsetzbar

Ein Schutzstreifen als Alternative wurde ebenfalls geprüft. Dieser wäre jedoch nur innerorts zulässig – und aufgrund der Straßenbreite nur einseitig realisierbar. Die Verwaltung bewertet den Nutzen als gering:
„Ein einseitiger Schutzstreifen mit 1,50 Meter Breite würde wahrscheinlich oft überfahren werden – das ist aus unserer Sicht nicht zielführend.“

Auch eine bauliche Querungshilfe sei nicht möglich. Die Strecke wird von Bussen und landwirtschaftlichem Verkehr genutzt. Die Schleppkurven lassen keinen baulichen Mittelstreifen zu. Eine Markierung könnte eine „Scheinsicherheit“ vermitteln, aber keine echte bieten.

Drei Varianten für neue Radwegeverbindung

Insgesamt wurden drei Varianten für eine mögliche alternative Radwegeführung geprüft:

  • Variante 1: Trasse entlang des Bühlersbachs – die kürzeste der drei Optionen und topografisch am wenigsten herausfordernd. Das betreffende Grundstück befindet sich allerdings in privatem Besitz.
  • Variante 2: Alternativroute mit Endpunkt Wunaustraße im Bereich von Biotopen und Gewässerschutz. Diese Strecke ist deutlich länger und weist den größten Höhenunterschied auf.
  • Variante 3: Weitere Route mit Ziel Wunaustraße, ebenfalls durch ein geschütztes Gebiet führend und mit erheblichem Höhenunterschied.

„Wenn wir eine Variante weiterverfolgen wollen, müsste als nächster Schritt eine Machbarkeitsuntersuchung durchgeführt werden“, so Meyer zu Helligen weiter. Die Verwaltung schlägt vor, 50.000 Euro für eine Machbarkeitsstudie in den nächsten Haushalt einzustellen. Damit sollen die vorgeschlagenen Varianten geprüft oder ganz neue Lösungen entwickelt werden.

Diskussion zur Verkehrsführung und Machbarkeitsstudie

Oberbürgermeister Thomas Ebersberger brachte die Lage auf den Punkt: „Aufgrund der Geographie und der Schutzgebiete geht es nicht ohne massive Eingriffe – und die würden erhebliche Kosten verursachen.“ Auch die Alltagstauglichkeit sei fraglich. „Wenn man die Steigungen betrachtet, bräuchte wahrscheinlich schon ein Kindergartenkind ein E-Bike“, sagte er.

Er betonte, dass es noch immer keine Einigung mit der Schlösser- und Gartenverwaltung gebe: „Dort sehen wir derzeit keine Bereitschaft, den aus unserer Sicht optimalen Weg freizugeben – dabei wäre das der mit dem geringsten Eingriff.“

CSU-Stadtrat Stefan Specht lobte die umfassende Darstellung durch Meyer zu Helligen: „Wir kennen die Problemlage – und die Grenzen, an die wir regelmäßig stoßen.“ Seine Fraktion werde der Machbarkeitsstudie nicht im Weg stehen, betonte jedoch: „Wir hoffen, dass die 50.000 Euro gut eingesetzt werden und wir am Ende nicht sagen müssen: andere sind auch nicht schlauer geworden.“

Auch Andreas Zippel (SPD) äußerte Zweifel: „Jeder, der selbst Rad fährt, weiß, dass Variante 2 eine absolut kontraintuitive Radführung wäre – die Steigungen sind unzumutbar.“ Variante 3 habe ähnliche Probleme. Außerdem wäre hier ein Grundstück der Deutschen Bahn nötig. „Und das wissen wir alle – das ist eine Mammutaufgabe.“

Zippel favorisierte Variante 1. Diese sei topografisch sinnvoller und führe direkter. Doch auch hier stelle sich die Frage: „Kommen wir überhaupt an die Flächen? Und wenn ja, zu welchem Preis?“ Er regte an, zunächst genau diese Verfügbarkeit zu prüfen, bevor Geld für eine Studie ausgegeben werde: „Sind wir bereit, 50.000 Euro auszugeben – die wir nicht für andere Radprojekte verwenden können – nur um zu erkennen, dass keine Variante realistisch ist?“

Oberbürgermeister Ebersberger verwies auf einen kürzlich genehmigten Anbau mit hohen Naturschutzauflagen. „Wenn wir daneben einen Radweg bauen, bin ich gespannt, was die Bevölkerung dazu sagt.“ Die Haushaltslage lasse zudem Zweifel an der Finanzierbarkeit aufkommen. Dennoch bleibe die Hoffnung, dass sich mit dem kürzlich erfolgten Personalwechsel bei der Schlösserverwaltung neue Gesprächsoptionen ergeben könnten.

Sabine Steininger (Grüne) lobte den konstruktiven Umgang mit dem interfraktionellen Antrag: „Das ist ein wichtiges Signal an die Bürgerinnen und Bürger.“ Sie unterstützte Zippels Einschätzung und betonte: „Die Topographie ist ein zentrales Problem – das Nadelöhr mitten in der Bebauung lässt sich nicht wegdiskutieren.“ Sie sprach sich dafür aus, vorab den Verkaufswillen der Grundstückseigentümer zu klären oder das Gespräch mit der Schlösser- und Seenverwaltung erneut zu suchen.

„Langfristig wird sich auch diese nicht der Forderung nach CO₂-Einsparung und nachhaltiger Mobilität entziehen können“, so Steininger. Sie bezweifelte jedoch, dass eine Studie zu bahnbrechenden neuen Erkenntnissen führen würde: „Die 50.000 Euro könnten wir an anderer Stelle sinnvoller für konkrete Radverkehrsmaßnahmen einsetzen.“

Frank Hofmann (BG) kritisierte die geplante Studie als wenig zielführend: „Das Problem besteht seit Jahrzehnten – eine Studie verschiebt es nur weiter.“ Er schlug stattdessen kurzfristige Maßnahmen vor, etwa klare Markierungen oder Piktogramme zur Erhöhung der Sicherheit. „Die ockerfarbene Markierung ist für viele nicht verständlich – eine rote Markierung wäre hier deutlich sinnvoller.“

Er warnte: „Die Radfahrer sollten jetzt geschützt werden – nicht erst in zwei oder drei Jahren, wenn Unfälle passiert sind.“ Das Geld für die Studie solle stattdessen in Sofortmaßnahmen investiert werden.

Ulrich Meyer zu Helligen entgegnete, dass farbliche Fahrbahnmarkierungen nur bei besonderen Situationen eingesetzt würden – etwa an Einmündungen in verkehrsberuhigte Bereiche. „Wir müssen aufpassen, dass wir keinen Schilderwald erzeugen – dann sieht am Ende niemand mehr etwas“, so der Planungsamtsleiter.

Er zeigte sich dennoch offen für pragmatische Lösungen, wies aber darauf hin, dass rote Markierungen auf bereits farbigem Asphalt technisch und visuell problematisch sein könnten. „Wir nehmen den Vorschlag mit, aber ich bin skeptisch, ob das wirklich hilft.“

Christopher Süss (JB) zeigte sich deutlich kritischer: „Ich bin froh, dass meine Vorredner die 50.000 Euro angesprochen haben. Wir sollten das Geld nicht ausgeben. Die Verwaltung kennt die Situation vor Ort am besten – besser als jedes externe Planungsbüro.“

Er forderte den Oberbürgermeister auf, an seinem ursprünglichen Beschlussvorschlag festzuhalten, ohne zurückzurudern. Süss betonte, dass Radfahrer den kürzesten Weg suchen und längere Varianten in der Praxis nicht genutzt würden: „Das wäre rausgeworfenes Geld.“

Statt einer Studie regte er an, die politischen Kontakte zur Schlösser- und Seenverwaltung zu nutzen und direkte Gespräche zu führen. Ein Appell, den auch andere Ratsmitglieder unterstützten.

Oberbürgermeister Thomas Ebersberger erklärte seine Position: „Wenn ich einen Antrag bekomme, der von fast allen Fraktionen mitgetragen wird, habe ich ihn umzusetzen – unabhängig davon, ob ich ihn persönlich für richtig halte.“ Er kündigte an, den zuständigen Staatssekretär zu einem gemeinsamen Radausflug einzuladen, um die Situation vor Ort zu besichtigen.

Friedrich Schläger, Distriktvorsteher von Seulbitz, verwies auf die lange Vorgeschichte des Projekts: „Seit elf Jahren versuchen wir, eine passende Trasse zu finden. Das zeigt, wie schwierig das Ganze ist.“ Schläger berichtete von Gesprächen mit einem Grundstückseigentümer, der eine leicht abgewandelte Variante 1 südlich von Bühlersbach befürworten würde – eine Option, die nun weiter geprüft werden müsse.

Georg Kämpf (BG) erinnerte daran, dass man sich bereits mehrfach mit dem Thema befasst habe. Die Variante 1 sei nur möglich, wenn Eigentümer ihre Flächen zur Verfügung stellen. Kämpf warnte vor unnötigen Ausgaben: „Welche neuen Erkenntnisse soll uns eine Studie für 50.000 Euro bringen? Wir wissen doch längst, woran es hakt.“ Dennoch sei es wichtig, das Thema präsent zu halten – auch gegenüber der Öffentlichkeit.

Mirko Matros (CSU) pflichtete dem bei: „Wir können uns die 50.000 Euro sparen. Wenn es ein Verkaufsangebot für das Grundstück südlich von Bühlersbach gibt, sollte die Verwaltung das unbedingt verfolgen.“ Die Wegeführung durch die Eremitage sei eine gute Ergänzung, aber kein Ersatz für eine direkte Verbindung in die Innenstadt. Entscheidend sei, endlich voranzukommen: „Zeitnah – das ist das Schlüsselwort!“

Beschluss

Andreas Zippel (SPD) schlug vor, den Beschlussvorschlag um drei Punkte zu ergänzen:

  • Die Verwaltung soll mit Grundstückseigentümern über mögliche Verkaufsoptionen sprechen.
  • Gespräche mit der Schlösserverwaltung sollen intensiviert werden.
  • Weitere kurzfristige Verbesserungsmöglichkeiten sollen geprüft und dem Stadtrat berichtet werden.

Am Ende der Debatte wurde folgender geänderter Beschluss einstimmig angenommen.