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Sommerprogramm der Studiobühne 2025: Besondere Location im Jean-Paul-Jahr
Ob Glöckner, Schneiderlein oder Voltaire: Die Studiobühne Bayreuth zeigt in ihrem Sommerprogramm 2025 Klassiker, Komödien und Eigenproduktionen unter freiem Himmel – unter den Locations ist dieses Jahr ein eher versteckter Ort: der Jean-Paul-Garten.
Ein ganz besonderer Ort ist diesen Sommer unter den Spielstätten der Studiobühne. „Zum Jean-Paul-Jahr ist es uns gelungen, dass wir im Garten seines ehemaligen Wohnhauses in der Friedrichstraße spielen können“, sagte Birgit Franz von der Studiobühne. Der für die Öffentlichkeit in der Regel nicht zugängliche Garten steht damit in einer Reihe mit dem Ruinentheater in der Eremitage, dem Steingraeber Hoftheater und dem Felsentheater Sanspareil, auf denen die Studiobühne schon in den vergangenen Jahren aufgeführt hat.
„Der Glöckner von Notre Dame“: Victor Hugos Klassiker im Ruinentheater
Premiere am 31. Mai
Mit einer eigens erarbeiteten Bühnenfassung der Romanvorlage von Victor Hugo eröffnet die Studiobühne ihr Sommerprogramm. Regisseurin und Autorin Dorothea Kirschbaum bringt die vielschichtige Geschichte über Liebe, Ausgrenzung, Macht und Menschlichkeit im atmosphärischen Ruinentheater der Eremitage auf die Bühne. Dabei legt sie besonderen Wert auf die Ambivalenzen der Figuren.
„Die Hauptfigur ist ja eigentlich gar nicht der Glöckner, sondern die Kathedrale – oder in unserem Fall das Ruinentheater“, sagt Dorothea Kirschbaum. Kirschbaum verspricht ein romangetreu tragisches Ende. Geprobt wird derzeit zwei- bis dreimal pro Woche. „Natürlich haben wir beim Gedanken an Notre Dame auch an das Feuer gedacht – sowohl im Roman als auch in der Realität spielt Feuer im Zusammenhang mit Notre Dame eine Rolle“, sagt die Regisseurin. Dieses Motiv spiegelt sich in der Bühne wider: Gerüste spielen in der Inszenierung eine zentrale Rolle und eröffnen Gestaltungsmöglichkeiten, so Kirschbaum. „Es macht unglaublich Spaß, das Stück bei den Proben weiterzuentwickeln“, sagt sie.
Auch musikalisch ist noch nicht alles festgelegt – eins steht aber schon fest: „Glockentöne werden eine große Rolle spielen. Es bieten sich da einige Zitate aus der Musikgeschichte an.“
Zu den Tickets auf der Seite der Studiobühne geht es hier.
Sieben auf einen Streich – das tapfere Schneiderlein zieht los
Premiere am 19. Juni
Autorin und Regisseurin Ulrike Zeitz bringt ihre Version des tapferen Schneiderleins ins Ruinentheater in der Eremitage. „Die Idee kam mir eigentlich, weil ich manchmal Märchen abändere, die ich meinem Sohn vorlese. Die Charaktere im ‚tapferen Schneiderlein‘ fand ich schön, ich wollte aber die Angeberei und die hinterlistigen Methoden des Schneiderleins umgehen“, sagt Ulrike Zeitz über ihren Prozess.
Das Ergebnis? Beim Karate-Training passiert dem Schneiderlein ein Missgeschick: Mit einem einzigen Schlag erlegt es sieben Fliegen – und nimmt sich daraufhin vor, sieben gute Taten zu vollbringen, um das wieder gutzumachen. Voller Tatendrang macht es sich auf den Weg in die große Welt. Der Gürtel mit der Aufschrift „Sieben auf einen Streich“ sorgt dabei unterwegs für einige Missverständnisse.
Das Schneiderlein stellt sich tapfer einem gewaltigen Riesen-Problem, begegnet einem Wildschwein-Punk, lernt ein Einhorn kennen und hilft dem König im Streit um eine wilde Wiese. Ulrike Zeitz hat einige Bayreuther Andeutungen in das Stück eingebaut, die die kleinen und großen Zuschauer entdecken können.
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„Jean Paul und die Rollwenzelin“ dieses Jahr auf einer besonderen Bühne
Premiere am 28. Juni
„Der Legationsrat: Jean Paul und die Rollwenzelin“ spielt die Studiobühne schon seit 12 Jahren in der gleichen Besetzung. 2025, zum Jean-Paul-Jubiläum, hält das Stück auf einer ganz besonderen Bühne Einzug: Im Garten am Schwabacher Haus, dem Wohnhaus von Jean Paul. „Das ist mein ganz persönliches Highlight“, sagt Birgit Franz. „Jean Paul hat sich in dem Garten dort sehr wohl gefühlt. Dieser wilde Garten mitten in der Stadt, in der Friedrichstraße, ist auch wirklich toll“.
Um einen weiteren Rückzugsort Jean Pauls, die Rollwenzelei, geht es im Stück. Sein „zweites Zuhause“, fernab der engen Gassen und „engen Winkelgedanken“ der Stadt sei das gewesen, so Birgit Franz. Dort fand er, wie er selbst schrieb, Raum zum Atmen, Ruhe und neue Kraft.
Der Mundartforscher, Autor und Kabarettist Eberhard Wagner nähert sich in „Der Legationsrat“ dem besonderen Verhältnis zwischen dem Dichter und der legendären Wirtin der Rollwenzelei. In vier szenischen Etüden und einem Epilog – inspiriert von Jean Pauls Texten – lässt er mögliche Gespräche und Gefühle zwischen dem Dichter und der bodenständigen Wirtin aufleben: vom „Immergrün der Gefühle“ über das Lob des Bieres bis hin zu einem todessehnsüchtigen Traum und Jean Pauls tiefer Abneigung gegen den Krieg.
Das Stück wird außerdem im Felsentheater in Sanspareil gespielt. Tickets gibt es hier.
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„DER RING – rebootet“ im Steingraeber Hoftheater
Premiere am 12. Juli
„Schon als Schüler habe ich eine Wagner-Parodie von Uwe Hoppe gesehen“, erzählt Jürgen Skambraks, Intendant der Studiobühne. „Ring des Liebesjungen“, hieß das Stück damals. Nun nimmt sich Regisseur, Autor und Schauspieler Uwe Hoppe zum vierten Mal Wagners Tetralogie an. Sein neues Stück heißt „Wagner rebootet“.
„Ich wollte den Ring ganz von vorn und einfach durcherzählen“, so Hoppe. Sehr schnell und einfach werde auf der Bühne gesprochen, was eine eigene Komik erzeuge. „Ohne viel Gedöns“, sei die Inszenierung, wenige Requisiten, zeitgenössische Kostüme, wenig Gesang.
„Einfach bedeutet aber nicht, dass es keine aktuellen Bezüge gibt“, so Hoppe. „Kriege, Bürgerkriege, Flucht und Bildungsungleichheit sind aktuelle Themen.“ Trotzdem steckten alle in Wagners Ring des Nibelungen.
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Kapitän Kap Verde im Felsentheater in Sanspareil
Premiere am 25. Juli
Mit Kapitän Kap Verde führt die Studiobühne Bayreuth 2025 die Komödie von Voltaire, übersetzt von Simon Werle zum zweiten Mal auf der Bühne im Felsentheater Sanspareil auf.
„Schon bei der Aufführung letztes Jahr hat mir gut gefallen, dass das Stück ein Piratenthema hat“, sagt Regisseurin Birgit Franz. „Das hat so etwas Wildes und auf der anderen Seite haben wir da diese spießige Familie.“
Im Mittelpunkt steht Fanchon, die Tochter eines Gerichtspräsidenten, die keineswegs bereit ist, sich einem Heiratsplan zu fügen. Ausgerechnet ein alter Freund ihres Vaters, der raubeinige Kapitän Kap Verde, soll ihr Ehemann werden – doch Fanchon verfolgt eigene Pläne. Sie liebt den jungen Chevalier du Hasard und entwickelt eine raffinierte Strategie, um sich gegen die Erwartungen ihrer Familie zu behaupten. Ganz nebenbei löst sie auch noch das Ehedrama ihrer älteren Schwester.