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Tiere retten sich nicht selbst – was bei Stallbränden zählt

Warum brennen Ställe so schnell? Und warum ist es so schwer, Tiere rechtzeitig zu retten? Tierärztin und Feuerwehrfrau Lea Staber erklärt, wo die größten Risiken liegen und was Tierhalter tun können.

Kürzlich brannte in Bayreuth Cottenbach ein Pferdestall. 16 Pferde sind dabei gestorben. Für alle Beteiligten eine Katastrophe. Nur durch den Einsatz der Stallbesitzerin konnten 34 Pferde gerettet werden.

Warum sind Ställe eigentlich so brandgefährdet? Und was sind die Schwierigkeiten bei der Evakuierung? Wir haben nachgefragt. Lea Staber beschäftigt sich als Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Fakultät Nachhaltige Agrar- und Energiesysteme an der Hochschule Weihenstephan mit dem Thema. Sie ist Tierärztin und Feuerwehrfrau.

Was sind die größten Brandrisiken in Stallgebäuden?

Wie die meisten Gebäude sind viele Stallungen mittlerweile mit elektrischen Geräten ausgestattet, einige haben Photovoltaikanlagen auf den Dächern. „Heubedampfer, Wasserkocher, kaputte Kabel. Alles was in einem Stall eben so rumsteht, kann durch einen Kurzschluss einen Brand auslösen“, sagt Lea Staber. Seltener, aber auch möglich, ist, dass sich Heuballen mit zu großer Restfeuchte selbst entzünden. „Je mehr Restfeuchtigkeit im Heu ist, umso mehr Mirkoorganismen sind auf engstem Raum zusammengepresst. Jedes Lebewesen produziert Wärme und wenn die nicht rauskommt, entzündet sich das Heu“, erklärt sie.

Natürlich zählt auch menschliches Versagen zu den Brandursachen. Und wenn es einmal brennt, gibt es in so einem Stall jede Menge brennbares Material. „Für das Tierwohl ist Einstreumaterial natürlich ganz wichtig, aber es ist auch Futter für einen Brand. Wenn der Stall dann noch aus Holz ist, brennt es schnell sehr intensiv“, erklärt Staber.

Wie rettet man Tiere aus einem brennenden Stall?

Gerade bei Pferden ist eine Vorstellung weit verbreitet: Dass sie sich als Fluchttiere selbst retten, wenn sie die Möglichkeit dazu haben. Ein Irrglaube.

„Auf die Selbstrettung von einem Tier kann ich nicht warten“,

sagt Lea Staber. Die Tiere sehen ihren Stall als gewohnte Umgebung, in der sie sich sicher fühlen und bleiben in der Regel dort. Auch wenn er brennt und sich Rauch ausbreitet.

Besonders kompliziert wird die Rettung, wenn Tiere in Einzelboxen gehalten werden. Dann muss jede Box geöffnet werden, das Tier fixiert und herausgeführt werden. „In einer Stresssituation ist die Box als sicherer Ort umso wichtiger. Viele Pferde wehren sich gegen das Herausführen“, erklärt Staber. Darauf müsse man als Pferdehalter vorbereitet sein.

Brandmelder als Lösung?

Wenn im Brandfall jede Minute zählt und die Rettung der Tiere ohnehin schwierig ist, ist eine frühzeitige Warnung entscheidend. Warum also nicht einfach Brandmelder aufhängen? Das ist gar nicht so einfach. Herkömmliche Rauchmelder funktionieren über das Streulichtprinzip und stellen so Rauch in der Luft fest. In Ställen, wo viel Staub in der Luft und die Luftfeuchtigkeit hoch ist, sind sie schwer einsetzbar.

Für Ställe gibt es Ansaugrauchmelder und Multisensor-Brandmelder mit Filtereinheiten. Sie sind aber teuer und wartungsintensiv und deshalb nur in großen Ställen verbreitet, so Lea Staber.

Vorbeugung beginnt im Kopf

Die wichtigste Maßnahme nach Lea Stabers Einschätzung: einen Brandfall im Vorhinein bewusst durchdenken. „Viele Tierhalter scheuen diesen Schritt – aus Angst, das Unglück herbeizureden.“ Trotzdem ist das Interesse bei Infoveranstaltungen zum Thema groß.

Ihr Ratschlag lautet also: „Unbedingt auf die örtliche Feuerwehr zugehen und fragen, ob Interesse für eine Übung da ist. Ich bin selber Feuerwehrlerin, mein Albtraum ist ein Einsatz in einem Pferdestall, wo alles verraucht ist und ich nicht weiß, wie die Boxen aufgehen. Es gibt da 150 verschiedene Schließsysteme.“

Beim Erstellen eines Einsatzplans für den Betrieb müssen alle Aspekte des Brandschutzes bedacht werden. Wo sind die Ausgänge? Woher kommt das Löschwasser? Und: wohin bringe ich die Tiere bei der Evakuierung? Zur Vorbeugung gehören natürlich auch regelmäßige Elektroprüfungen.

Gesetzliche Regelungen

Ein paar Tage nach dem Brand in Cottenbach hat Peta Anzeige erstattet. Die Tierrechtsorganisation fordert strengere Gesetze und Auflagen für den Brandschutz. Zwar gibt es bereits Regelungen im Baurecht und Tierschutzgesetz, sie lassen aber viel Spielraum. „Im Tierschutzgesetz steht, dass die Unversehrtheit der Tiere gewährleistet werden muss. Es muss eine Möglichkeit zur Rettung geben, die ist aber nicht genauer definiert“, erklärt Lea Staber.

Die Landesbauordnung schreibt Brandschutzmaßnahmen wie Brandwände oder feuerwiderstandsfähiges Material für Stallanlagen mit mehr als 1.600 Quadratmetern Fläche vor. Für kleinere Ställe gelten kaum verbindliche Vorschriften; die bestehenden Gesetze lassen sich lediglich im Sinne des Tierschutzes auslegen.

Lea Staber glaubt nicht, dass neue Gesetze den komplexen Gegebenheiten in den Ställen – viele davon Altbauten – gerecht werden können und Landwirte zu sehr belasten würden. Stattdessen plädiert sie für Aufklärung und Austausch – etwa durch Informationsveranstaltungen.