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Polizei

Verkehrsunfälle in Oberfranken: Weniger Unfälle, aber mehr Todesopfer

von Michael Christensen

Die aktuelle Verkehrsunfallstatistik für Oberfranken zeigt gemischte Ergebnisse. Während die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle im Jahr 2024 um 3,3 Prozent auf 30.130 zurückging, gibt es leider einen Anstieg vom Vorjahr bei den tödlichen Unfällen. Besonders betroffen sind Fahrradfahrer.

Polizeivizepräsident Ulrich Rothdauscher betont: „Jeder Verkehrstote ist einer zu viel. Besonders alarmierend ist der drastische Anstieg tödlicher Fahrradunfälle. Viele dieser Opfer trugen keinen Helm. Wir schützen unser Handy mit einer Hülle, aber unseren Kopf nicht. Fahrradhelme retten Leben!“

Zahl der tödlichen Unfälle gestiegen

Im Jahr 2024 starben 40 Menschen bei Verkehrsunfällen in Oberfranken, ein Anstieg gegenüber 2023 (32 Tote). Dies wurde in einer Pressekonferenz zur Oberfränkischen Verkehrsunfallstatistik 2024 am 20. Februar 2025 mitgeteilt. Besonders besorgniserregend ist die Entwicklung bei den Radfahrern:

  • Tödliche Fahrradunfälle stiegen von 2 auf 13
  • Zehn der verstorbenen Radfahrer waren zwischen 60 und 91 Jahre alt

Polizeioberrat Rainer Tröger erklärt: „Wir werden präventive und repressive Maßnahmen verstärken, um das Bewusstsein für sichere Fahrweisen zu erhöhen.“

Präventive Maßnahmen

  • Aufklärungskampagnen: Radfahrer werden über Sichtbarkeit und das Tragen von Helmen sensibilisiert.
  • Verkehrserziehung: In Kindergärten und Schulen gibt es altersgerechten Verkehrsunterricht und Schülerlotsenausbildung.
  • Spezielle Aktionen: Maßnahmen für junge Fahrer und Senioren adressieren deren spezifische Risiken.

Repressive Maßnahmen

  • Ahndung von Verstößen: Insbesondere Radfahrer und Motorradfahrer stehen im Fokus der Kontrollen.
  • Verkehrsüberwachung: Gezielte Geschwindigkeitskontrollen an Unfallschwerpunkten sollen Regelverstöße reduzieren.
  • Alkoholkontrollen: Auch in diesem Jahr wird verstärkt auf Alkohol am Steuer kontrolliert.

Wo passieren die meisten Unfälle?

Die Verteilung der Verkehrsunfälle zeigt deutliche Unterschiede:

  • Innerorts: 17.555 Unfälle (-1,2 %)
  • Landstraßen: 10.000 Unfälle (-600 Unfälle)
  • Autobahnen: 2.600 Unfälle (-4,73 %)

Trotz der geringeren Unfallzahlen auf Landstraßen und Autobahnen sind die Folgen oft schwerwiegender. Zwei Drittel der Verkehrstoten verunglückten außerhalb geschlossener Ortschaften.

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Hauptursachen für Verkehrsunfälle

Die Polizei identifizierte erneut häufige Unfallursachen:

  • Zu geringer Sicherheitsabstand (häufigste Ursache)
  • Nicht angepasste Geschwindigkeit (bei 12 tödlichen Unfällen Hauptfaktor)
  • Ablenkung durch Smartphones und andere Tätigkeiten

Laut Rothdauscher bleibt Ablenkung eine große Gefahr: „Jedes Jahr registrieren wir über 3.000 Verstöße wegen Handynutzung am Steuer, doch die Dunkelziffer dürfte weit höher sein.“

Senioren und Motorradfahrer im Fokus

Die Unfälle mit Senioren stiegen 2024 insgesamt an, jedoch gab es 20 % weniger Todesfälle in dieser Altersgruppe (12 Tote im Vergleich zu 15 im Vorjahr).

Motorisierte Zweiräder verzeichneten hingegen einen Anstieg bei Unfällen, Verletzten und Getöteten. Besonders an Wochenenden zwischen 16 und 18 Uhr ereigneten sich viele Unfälle.

Verkehrsunfälle mit Lkw: Tote durch den „toten Winkel“

Obwohl die Zahl der Lkw-Unfälle auf den niedrigsten Stand seit zehn Jahren sank, bleibt der tote Winkel ein großes Problem. Drei Menschen kamen 2024 dadurch ums Leben. Eine neue EU-Vorgabe verpflichtet seit Juli 2024 alle neu zugelassenen Lkw und Busse über 3,5 Tonnen zur Ausstattung mit Abbiegeassistenten.

„Vision Zero“ als langfristiges Ziel

Die Polizei Oberfranken verfolgt das Konzept „Vision Zero“ – das langfristige Ziel, Verkehrsunfälle mit Todesfolge zu eliminieren. Realistisch sei dies schwer erreichbar, aber Rothdauscher stellt klar: „Wir richten unsere Maßnahmen darauf aus, die Zahlen weiter zu senken.“

Die komplette Verkehrsunfallstatistik 2024 mit Grafiken ist auf der Website der Polizei Oberfranken verfügbar: Polizei Bayern – Verkehrsunfallstatistik.