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Vom Hobby zum Beruf: Ausbildung im Stadtbad
“Fachangestellte für Bäderbetriebe: Was macht man da eigentlich?” Jana Tauber hat ihre Ausbildung im Stadtbad gerade angefangen und gibt einen Einblick.
Die sechzehnjährige Jana Tauber ist ein “Ausbildungseinhorn”. Sie macht seit September diesen Jahres eine Ausbildung bei den Stadtwerken Bayreuth, die ziemlich selten ist. Jana wird Fachangestellte für Bäderbetriebe. Im Jahr 2022 hat die letzte Auszubildende in diesem Beruf ihre Ausbildung bei den Stadtwerken beendet. “Davor hatten wir eine fünf Jahres-Flaute, und seit 2022 war es wieder so”, sagt Thomas Schmeer. Er ist Janas Ausbilder und Leiter des Stadtbads.
Nach der 10. Klasse hatte Jana keine Lust mehr auf’s Gymnasium, vor allem nicht auf Latein. “Was mich an der Schule so gestört hat war, dass es immer nur Theorie ist.” Einen lebensnahen Praxisbezug kann Latein nun wirklich nicht bieten, der Blockunterricht in der Berufsschule in Lindau am Bodensee aber hoffentlich schon. Jana ist zuversichtlich. Was sie dort lernt, kann sie mit der Praxis verknüpfen. Am 7. Oktober ist erster Schultag.
Das Hobby zum Beruf machen
Seit Anfang September arbeitet Jana nun im Stadtbad und lernt es noch einmal von einer anderen Seite kennen. Sie schwimmt schon ihr ganzes Leben gerne, seit letztem Jahr ist sie bei der DLRG. “Jetzt wollte ich mein Hobby zum Beruf machen”, sagt sie in unserem Instagram-Video. Gut schwimmen zu können ist für die Ausbildung ein Muss: 100 Meter Zeitschwimmen und 30 Meter Streckentauchen gehören neben der Ausbildung zum Rettungsschwimmer zur dreijährigen Ausbildung. Schwimmen zu können ist natürlich aber längst nicht alles: Technisches und chemisches Verständnis, soziale Kompetenz und Organisationstalent sind Fähigkeiten, die Auszubildende mitbringen sollten. Vergütet wird die Ausbildung im Öffentlichen Dienst nach Tarifvertrag für Versorgungsbetriebe (TV-V). “Ich habe so 1.200 Euro und das steigert sich natürlich weiter”, sagt Jana.
Von Technik bis Beach-Party
Was die Angestellten im Stadtbad eigentlich so machen, wüssten die meisten Besucher gar nicht, meint Thomas Schmeer. Bevor um 13 Uhr die ersten Badegäste kommen, haben Jana und Schmeer schon einen Kontrollrundgang gemacht, die Technik gecheckt, Wasserstände und -temperatur überprüft, Becken und Arbeitsgeräte gereinigt, die Umkleiden inspiziert und alle Föhns getestet. Zu Janas Aufgaben soll in Zukunft auch gehören, Schwimmkurse und Wassergymnastikangebote zu planen und durchzuführen, und vielleicht auch mal eine Beach-Party zu planen.
“Ich wollte einfach gerne sehen, was sich in so einem Bad hinter den Kulissen abspielt”, sagt Jana Tauber. Bei einem Praktikum im Kreuzsteinbad hat ein Kollege sie darauf aufmerksam gemacht, dass das Stadtbad zur Fachangestellten für Bäderbetriebe ausbildet. “Das konnte ich mir gut vorstellen”, sagt Jana. Besonders interessiert sie sich für die Technik. “Ich wollte zum Beispiel wissen: Wie wird das Wasser aufbereitet?”
Präzisionsarbeit im Stadtbad
Im Stadtbad übernimmt die Technik zum Beispiel die ständige Überprüfung und Aufrechterhaltung des passenden Chlor- und pH-Wertes. Nach Vorschrift müssen Wasserproben aber auch in regelmäßigen Abständen per Hand entnommen werden. Einmal hat Jana so eine Prüfung schon selbst mitgemacht. “Wir entnehmen Wasser aus dem Becken und geben es in ein Reagenzglas. Dann kommt eine Flüssigkeit dazu und die Probe kommt in ein Photometer, der uns die Werte für das freie Chlor und den Gesamt-Chlorgehalt im Wasser angibt”, erklärt Jana. “Die Differenz zwischen den beiden Werten ist das gebundene Chlor, das den Schmutz im Becken bindet”, ergänzt Ausbilder Thomas Schmeer. Freies und gebundenes Chlor haben bestimmte Grenzwerte, die nicht überschritten werden dürfen. Wenn zu wenig freies Chlor im Wasser ist, muss man also nachchloren? “So kann man das sagen”, sagt Thomas Schmeer. Lesen sie auch: Am 15. September ist Hundebadetag im Kreuzsteinbad.
Jana wird gebraucht
Fachangestellte für Bäderbetriebe sind Mangelware. “Es ist eben ein Exotenberuf”, sagt Thomas Schmeer. Etwa 40 Auszubildende nehmen im Schnitt an den Abschlussprüfungen teil, schätzt Schmeer. Das Berufsbild habe sich in den letzten Jahrzehnten stark entwickelt. “In den 80er Jahren hat vor allem umgeschultes Personal in den Bädern gearbeitet, das waren dann oft Techniker”, sagt Thomas Schmeer. In den letzten Jahren habe sich der Beruf mehr in Richtung Besucherbetreuung entwickelt.
“Wir sind froh, dass wir Jana haben”, sagt Thomas Schmeer. Sie kann nicht nur als Badeaufsicht, sondern überall im Bad eingesetzt werden. Außerdem sei es gut, ein gemischtes Team zu haben. “Wir bekommen, wie überall, auch in den Bädern den Fachkräftemangel zu spüren”, sagt Stadtwerke-Sprecher Jan Koch. In drei bis fünf Jahren würden viele Angestellte wegfallen. Zumindest eine Stelle kann dann ja Jana besetzen.