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Bayreuth

Wärmewende in Bayreuth: Neue Wärmezentrale in der Ludwig-Thoma-Straße

Die Stadtwerke Bayreuth errichten in der Ludwig-Thoma-Straße eine neue Wärmezentrale für das Fernwärmenetz der Stadt.

In der neuen Wärmezentrale in der Ludwig-Thoma-Straße wird regenerative Wärme erzeugt, indem eine Wärmepumpe mit der industriellen Abwärme der Firma Blaha kombiniert wird. Bereits im kommenden Jahr soll die neue Anlage Wärme liefern – in etwa so viel wie rund 400 Wärmepumpen, die in Einfamilienhäusern genutzt werden.

Geschäftsführer Markus Rützel spricht von „Glücksfall“

Die Beteiligten sind sich einig: Was in der Ludwig-Thoma-Straße entsteht, ist ein bedeutender Schritt. Auf dem Gelände, das früher die Pferde der markgräflichen Reitergarnison beherbergte, entsteht in den nächsten Jahren eine Wärmezentrale der Stadtwerke Bayreuth, die Fernwärme in die Innenstadt liefern wird. Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude, in dem Geräte der Firma Blaha stehen, gehörte einer Dame, die es dem Tierschutzverein Bayreuth vermachte. „Davon haben wir von mehreren engagierten Personen erfahren und Kontakt zum Nachlassverwalter gesucht“, so Stadtwerke-Geschäftsführer Markus Rützel. „Unser Angebot hat den Zuschlag bekommen – ein Glücksfall, das möchte ich ganz klar betonen.“ Denn direkt gegenüber befindet sich bereits ein Heizwerk, von dem aus Fernwärmeleitungen bis in die Friedrichstraße führen.

Neue Wärmezentrale: Lösung für mehrere Herausforderungen

Die neue Heizzentrale wird gleich zwei zentrale Probleme lösen: „Erstens haben wir in der Ludwig-Thoma-Straße viel mehr Platz als in unserem Heizwerk gegenüber, sodass wir die Wärmeproduktion schrittweise ausbauen können“, erklärt Rützel. „Das ist wichtig, weil die Nachfrage in diesem Fernwärmenetz schon heute höher ist als unsere bisherige Kapazität. Und zum anderen erzeugen wir dort Wärme aus Erdgas mithilfe von Blockheizkraftwerken.“ Das müsse sich ändern, weil bis zum Jahr 2030 ein Drittel der erzeugten Fernwärme aus erneuerbarer Quelle stammen muss.

Die Lösung: Die Stadtwerke setzen auf die Abwärme der Firma Blaha, die beim Textilveredelungsprozess anfällt. Diese Abwärme wird mithilfe von Wärmetauschern und einer Wärmepumpe auf 70 Grad Celsius aufgeheizt und in das Fernwärmenetz eingespeist. Mit diesem Schritt sollen die gesetzlichen Anforderungen bereits deutlich vor 2030 erfüllt werden. Die Stadtwerke investieren rund 1,3 Millionen Euro in die erste Ausbaustufe und rechnen mit der ersten Wärmelieferung schon im nächsten Jahr.

Blaha und der Tierschutzverein profitieren ebenfalls

Blaha-Geschäftsführer Carsten Lages hebt hervor, dass die Nutzung der Abwärme zu regenerativer Wärme einen wichtigen Beitrag zur Effizienzsteigerung und zur Wärmewende leistet: „Als energieintensives Unternehmen wollen wir unsere Prozesse kontinuierlich optimieren und investieren in neue Technologien. Die Abwärme sinnvoll zu nutzen, ist ein weiterer Schritt.“

Auch der Tierschutzverein Bayreuth profitiert von der Entscheidung, das Gebäude zu verkaufen: „Der Verkauf hilft uns, die Sanierung unseres Tierheims voranzutreiben und gleichzeitig einen Beitrag zur Wärmewende zu leisten“, erklärt Mirko Matros, Vorstandsmitglied des Tierschutzvereins. Lesen Sie auch: Innenstadtquartier „Der Neue Weg“ – Sprechstunde am Donnerstag.

Ausbau des Fernwärmenetzes für die Zukunft

Um die Wärmewende in Bayreuth voranzutreiben, wollen die Stadtwerke auch in anderen Bereichen der Stadt zusätzliche Heizzentralen mit regenerativer Wärmeversorgung bauen. Besonders in innerstädtischen Gebieten, wo der Platz begrenzt und viele Gebäude nicht gut gedämmt sind, sei Fernwärme eine der wenigen realistischen Optionen. „Das Heizungsgesetz sieht vor, dass ab 2045 nur noch erneuerbare Energien zum Heizen genutzt werden dürfen. In Innenstädten, wo Wärmepumpen oder Pelletheizungen oft nicht effizient arbeiten können, wird Fernwärme eine zentrale Rolle spielen“, erklärt Rützel.

Oberbürgermeister Thomas Ebersberger betont die Bedeutung des Projekts: „Unser Ziel ist es, bis 2040 klimaneutral zu werden. Die Wärmewende ist dabei ein zentraler Baustein, und Fernwärme spielt vor allem in der Innenstadt eine Schlüsselrolle. Die Stadtwerke gehen hier voran, noch bevor die gesetzlichen Fristen greifen.“