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Jean Paul-Jahr

„weltschmerz – angsthase – schmutzfink“: Ausstellung im Jean-Paul-Jahr

Mit ihrer Ausstellung „weltschmerz – angsthase – schmutzfink“ widmet sich die Künstlergruppe SILIXENAGAIN dem Sprachschöpfer Jean Paul.

Weltschmerz, Angsthase, Schmutzfink – was heute selbstverständlich in unseren Sprachgebrauch eingegangen ist, hat einst Jean Paul erfunden. Seine Wortschöpfungen, sein künstlerisches Schaffen und seine Lebensrealität sind Ausgangspunkt der neuen Ausstellung „weltschmerz – angsthase – schmutzfink“ der Künstlergruppe „SILIXENAGAIN“, die am Samstag, den 12. Juli, um 11 Uhr mit einer Vernissage in den Räumen der Klaviermanufaktur Steingraeber eröffnet wird. Die Ausstellung ist bis zum 30. Januar 2026 zu sehen.

Wie kommt ein Mensch darauf, solche Wörter zu erfinden? Diese Frage hat die Künstlergruppe beschäftigt – und sie an den Ort zurückgeführt, an dem Jean Paul zuletzt lebte: in die Bayreuther Friedrichstraße. Der Blick aus dem Ausstellungsraum in der Friedrichstraße 2 fällt direkt auf Jean Pauls ehemaliges Wohnhaus.

Sich Jean Paul über die Kunst nähern

„Kreatives Arbeiten ist kein linearer Prozess“, erklärt Christa Pawlofsky. Das Ergebnis wachse von verschiedenen Ausgangspunkten zu einem Flickenteppich zusammen. Diesen Modus sieht sie in Jean Pauls Werken gespiegelt. Sich dem Wesen seines Schaffens in eigenen Arbeiten zu nähern, das sei das Ziel der Ausstellung, so Werner Geister. Jeder tut das auf unterschiedliche Art, allen drei Künstlern geht es in ihrer Arbeit aber auf ihre Weise um Multiplikation, Kondensation, Montage und Verdichtung, wie sie erklären.

Zeitgeschichte, Sprachkunst und Naturverbundenheit

Für Werner Geister spielt die Zeitgeschichte, insbesondere die napoleonische Besatzung, eine große Rolle. „In was für einer Zeit hat Jean Paul gelebt? Das war eine durchaus bedrohliche Situation.“ Geisters Gemälde „Weltschmerz“ ist aus der Beobachtung von Tauben in Berlin entstanden. „Ich habe es begonnen, als der Ukrainekrieg anfing. Es symbolisiert die Angst, die ich in diesen Zeiten erlebe“, sagt er. Inmitten von schmutzigem, blutigem Rot bilden gestürzte weiße Tauben eine Art Trümmerfeld. „Tarnkappenbombertauben“, nennt Geister sie.

Christa Pawlofsky spricht über die Bedeutung von Jean Pauls Sprache. Das leicht Karikierende, aber trotzdem Ernsthafte sei so bewundernswert an ihm gewesen. Und wie er mit einem Begriff wie „Weltschmerz“ etwas Unbeschreibliches auszudrücken vermochte, das trotzdem jeder in sich erkennt. Jean Paul habe nicht gewollt, dass man seine Worte visuell umsetze. „Visualisierung stoppt den Denkprozess, in den man beim Lesen gerät“, erklärt Pawlofsky. Gerade die Fantasie, das Vermischen von Traum und Wirklichkeit, das Übereinanderlegen von Welten sei das, was Jean Pauls Werk ausmache. Deswegen wollen Pawlofskys Gemälde nichts aus seinen Erzählungen abbilden. Stattdessen verkörpern sie das Luftige aus Begriffen wie „Herzwind“ und den Erzählungen über den Luftschiffer Giannozzo.

Hans-Jürgen Herrmann präsentiert Naturaufnahmen in Montagen aus seiner bereits existierenden Reihe „Botanische Welten.“ Seine Arbeit „Tränendes Herz“ besteht aus fast hundert Einzelbildern und bringt eine „gewisse Unsicherheit“ zum Ausdruck, die er als zentral für die Zeit Jean Pauls empfindet. Herrmanns Arbeiten schlagen die Brücke zu Jean Pauls Naturverbundenheit. „Dort drüben hat er im Garten gesessen“, sagt Herrmann mit Blick über die Friedrichstraße. Außerdem präsentiert Hermann Filmaufnahmen vom Weißenstädter See, zu denen die „Denkrede auf Jean Paul“ von Ludwig Börne zu hören ist.

Zum Programm für das Jean Paul Jahr geht es hier.

„Jean Paul hat nie ein Meer gesehen“

Und noch ein weiterer Film ist im Rahmen der Ausstellung zu sehen. „Jean Paul hat nie ein Meer gesehen“, heißt er und stammt von Achim Eichholz und Johann Schuierer. Der Filmtitel ist ein Zitat von Jean Pauls Ur-Urenkelin Adele Metzner, die in dem Film zu Wort kommt. Es gehe darin um das, was innerhalb der Familie über den Dichter übermittelt worden sei, erklärt Hans-Jürgen Herrmann. Eichholz und Schuierer waren Teil der Gruppe „SILIXENAG“, deren Projekt „Seidenpudelspitz“ sich zum 250 Geburtstag Jean Pauls über die Friedrichstraße erstreckte. Mit „Jean Paul hat nie ein Meer gesehen“ sind auch sie Teil der Ausstellung zum Jean Paul Jahr 2025.