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Neues Wohngebiet in Wolfsbach könnte doch kommen
Nach einem Patt im Stadtentwicklungsausschuss stimmte der Stadtrat knapp für die Prüfung eines Neubaugebiets in Wolfsbach. Die Rolle eines bislang unbekannten Dritten, der die Kosten für Gutachten trägt, sorgt für Fragen nach Transparenz
Der Stadtentwicklungsausschuss hatte sich Mitte Juli bereits mit dem geplanten Neubaugebiet „Hirschbaumstraße Ost“ beschäftigt. Mit acht Gegenstimmen und acht Befürwortern lehnten die Stadträte das Vorhaben ab. Dabei ging es um rund 20 Bauparzellen für Einzel- und Doppelhäuser.
Am 23. Juli stand das Thema im Stadtrat auf der Tagesordnung – und wurde diesmal mit knapper Mehrheit angenommen. Sowohl Baureferentin Urte Kelm als auch Oberbürgermeister Thomas Ebersberger setzten sich mit Nachdruck für die Einleitung eines Bebauungsplanverfahrens ein. „Zwanzig Wohneinheiten bei großer Nachfrage sind nicht viel. Wir sollten dem Rechnung tragen“, sagte Kelm. Ebersberger ergänzte: „Wir haben für städtische Einfamilienhäuser eine lange Warteliste mit 249 Bewerbungen. Nach der Ablehnung des Wohngebiets in der Saas wurden in der Folgewoche fünf Bauplätze und in Speichersdorf fünfzehn Parzellen verkauft. Die Nachfrage ist ungebremst – jetzt geht es erst einmal darum, zu prüfen, was möglich ist.“
Grundsatzentscheidung für „Hirschbaumstraße Ost“
Konkret geht es um ein mögliches Neubaugebiet am östlichen Ende der Hirschbaumstraße in Wolfsbach. Der Entwurf sieht rund 20 Parzellen für Einzel- und Doppelhäuser vor, ergänzt durch einen Spielplatz, Fuß- und Radwege sowie eine mögliche Freiflächen-Photovoltaikanlage am Waldrand. Mehr lesen Sie weiter unten, im Artikel vom 15. Juli
Kontroverse über Flächenverbrauch und Anbindung
Im Stadtrat wurden die Argumente aus der Ausschusssitzung erneut aufgegriffen – und teils verschärft. Während CSU und JB das Projekt als Beitrag zur Familienfreundlichkeit und Stadtentwicklung verteidigten, äußerten Grüne, BG und Teile der SPD erhebliche Bedenken. „Hinter jedem der 249 Interessenten steht ein Partner und Kinder“, so Stefan Specht (CSU). Das Areal sei im Flächennutzungsplan schon als Wohngebiet ausgewiesen. Sabine Steininger (Grüne) kritisierte die schlechte ÖPNV-Anbindung und den CO₂-Ausstoß durch Neubauvorhaben. Thomas Bauske (SPD) bezweifelte, ob die Lage für Familien geeignet sei, insbesondere mit Blick auf die Entfernungen zu Kitas und Schulen.
Auch die geplante Baugestaltung war Thema: Die Gebäudehöhen seien zu wuchtig für das Ortsbild, hieß es von Bauske und Frank Hofmann (BG). Die angrenzende Bestandsbebauung sei deutlich niedriger. Kelm betonte: „Die Zweigeschossigkeit ist eine Höchstgrenze. Wenn wir sparsam mit dem Boden umgehen wollen, macht das Sinn.“
Ein immer wieder genannter und fraktionsübergreifender Kritikpunkt war der Umgang mit Informationen. Einige Stadträte beklagten mangelnde Transparenz und eine zu späte Einbindung. Dass ein Dritter als Vorhabenträger auftreten und die Kosten für notwendige Gutachten tragen soll, stieß ebenfalls auf Skepsis. „Das sind sehr spärliche Informationen, die wir da von Ihnen bekommen. Das hat ein G’schmäckle“, sagte Bauske.
Knappes Ja zur Prüfung
Christoph Rabenstein (SPD) bat kurz vor der Abstimmung um eine Sitzungsunterbrechung, um der Fraktion Gelegenheit zur internen Beratung zu geben. Die SPD blieb letztlich gespalten. In der Abstimmung selbst lehnte eine knappe Mehrheit von 21 der 39 Stadtratsmitglieder das ablehnende Gutachten des Stadtentwicklungsausschusses ab – und machte damit den Weg frei für das weitere Verfahren. Der Vorschlag der Verwaltung zur Einleitung des Bebauungsplanverfahrens wurde mit 21 Ja- und 18 Nein-Stimmen angenommen.
Noch ist das Baugebiet damit keine sichere Sache – es folgt ein mehrstufiges Verfahren mit Umweltgutachten, Beteiligung der Öffentlichkeit und weiteren politischen Entscheidungen. Baureferentin Kelm kündigte an, auch den Klimabeirat sowie externe Fachleute einbinden zu wollen: „Erst mit den Gutachten können wir viele der offenen Fragen sachlich bewerten.“
15. Juli 2025: Vorschlag umfasst 20 Bauparzellen
Der im Ausschuss präsentierte Entwurf trägt den Arbeitstitel „Hirschbaumstraße Ost“. Der Entwurf sieht rund 20 Bauparzellen für Einzel- und Doppelhäuser vor, die sich entlang der Verlängerung der Hirschbaumstraße und einer neu anzulegenden Stichstraße parallel zur Straße „Am Holzacker“ erstrecken sollen. Die Gesamtfläche des künftigen Wohngebiets beträgt 1,04 Hektar. Vorgesehen sind zudem ein Spielplatz sowie ein Rad- und Fußweg, der das Gebiet mit dem angrenzenden Wohnviertel verbindet. Ergänzt wird der Vorschlag durch eine mögliche Freiflächen-Photovoltaikanlage am Waldrand.
Optisch soll sich das Neubaugebiet an die bestehenden Häuser in der Umgebung anlehnen. Die Gebäude sollen klimaangepasst geplant werden: Mindestens 50 Prozent der Dachflächen sollen mit Photovoltaik ausgestattet, Flachdächer begrünt und Regenwasser vor Ort aufgefangen werden.
Kontroverse um Beitrag zur Wohnraumpolitik
„Mit dem Vorschlag wollen wir der hohen Nachfrage nach Wohnbauflächen für Einzel- und Doppelhäuser Rechnung tragen“, sagte Baureferentin Urte Kelm. Derzeit werden die betroffenen Flächen landwirtschaftlich genutzt, ein Teil davon befindet sich bereits im Besitz der Stadt. Der Eigentümer der restlichen Grundstücke habe Bereitschaft zum Verkauf signalisiert.
Im Ausschuss wurde kontrovers diskutiert, ob ein Wohngebiet mit Einfamilienhäusern einen sinnvollen Beitrag zur Wohnraumsituation leisten kann. „Wir brauchen unterschiedliche Angebote, auch Einfamilien- und Doppelhäuser“, sagte Stefan Specht (CSU). Sabine Steininger (Grüne) widersprach: Das Projekt sei angesichts der Wohnungsnot „ein Tropfen auf dem heißen Stein“ und verwies auf den CO2-Ausstoß von Neubauprojekten. Zudem bezweifelte sie, dass für das Gebiet eine Bushaltestelle eingerichtet werden könne – viele Familien würden daher wohl auf das Auto angewiesen sein.
Oberbürgermeister Thomas Ebersberger sagte: Wenn die Stadt keine Angebote für Familien mache, die sich ein Einfamilienhaus wünschten, zögen diese ins Umland und pendelten von dort mit dem Auto in die Stadt. „Genau das wollen wir vermeiden“, so Ebersberger. Steininger hielt dagegen: „Das ist nicht belegt.“
Ausschuss gegen Planungsbeginn – Stadtrat entscheidet
Zweifel wurden auch an der tatsächlichen Nachfrage geäußert. Mirko Matros (CSU) verwies auf das Neubaugebiet Eichelberg, wo bislang nur vier der 58 möglichen Häuser gebaut würden. Laut Oberbürgermeister Ebersberger sind dort fast alle Grundstücke bereits verkauft, nur zwei Parzellen seien noch verfügbar.
Frank Hofmann (BG) äußerte zudem Bedenken hinsichtlich der Eignung der vorgesehenen Fläche am Waldrand für Flächen-Photovoltaikanlagen.
Am Ende stimmten acht von 16 Mitgliedern des Ausschusses gegen die Einleitung eines Bebauungsplanverfahrens. Bei einer Stimmengleichheit ist der Vorschlag abgelehnt. Die endgültige Entscheidung liegt nun beim Stadtrat.











Ein Video aus Kulmbach zeigt Gewaltszenen vom Altstadtfest. @Screenshot von der Plattform x/bt-Redaktion
Ehren-Taktstock Richard Wagners, Geschenk König Ludwig II., 1868; © Nationalarchiv der Richard-Wagner-Stiftung, Bayreuth