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Bayreuth

150. Jubiläumsjahr – Warum koordiniert Herr Unterburger dieses große Projekt?

Das 150. Jubiläumsjahr der Bayreuther Festspiele rückt näher und zieht weltweit Aufmerksamkeit auf sich. Im April wurde bekannt, dass Florian André Unterburger, 37, die Projektkoordination übernimmt. Doch warum gerade er?

Während die Festspiele nicht für alle Bayreuther und Bayreutherinnen das Markenzeichen ihrer Heimat sind, ist Bayreuth in ganz Deutschland und darüber hinaus vor allem durch diese Festspiele bekannt. Am 9. April wurde bekanntgegeben, dass Florian André Unterburger die Projektkoordination für das anstehende 150. Jubiläumsjahr übernimmt.

„Auch rückblickend hat sich für mich bestätigt, dass er einfach der Beste ist“, sagt Eva Bär, die Kulturreferentin von Bayreuth, und blickt im Interview mit unserer Redaktion auf ihre Entscheidung zurück, Unterburger als Projektkoordinator für das Jubiläumsjahr zu gewinnen. Was war es, das sie von ihm überzeugte?

„Fünf nach zwölf“

Als Eva Bär im Januar ihre neue Stelle in Bayreuth antrat, stand sie unmittelbar vor einer großen Aufgabe: Das Jubiläumsprojekt klopfte gewaltig an die Tür.

„Was die Zeitschiene anbelangt, war es eher fünf nach zwölf als fünf vor zwölf“, erinnert sich Bär.

Eine der ersten Herausforderungen, die sie zu bewältigen hatte, war die Suche nach einer geeigneten Projektleitung. Doch das gestaltete sich schwieriger, als sie zunächst angenommen hatte.

„Wenn man neu in der Stadt ist, die Menschen noch nicht kennt und nicht gut vernetzt ist, ist das gar nicht so einfach“, erklärt Bär. „Ich habe auch darüber nachgedacht, mich in Nürnberg umzuhören. Für mich stand Kompetenz im Vordergrund“, fügt sie hinzu. „Ich habe viele Vorstellungsgespräche geführt. Man kann in kurzer Zeit viel über Menschen erfahren.“

Die Begegnung im Bayreuther „neuseum“

Der Wendepunkt kam bei einem Gespräch im neuseum, während der Ausstellung „Hilf Richard, sein Festspielhaus zu bauen“.

„Wir haben uns lange und gut unterhalten. Ich war mit der Aufgabe schwanger gegangen – und dachte, das könnte gut passen“, sagt Bär.

Als sie erfuhr, dass Unterburger derzeit in Teilzeit arbeitet, entschloss sie sich, ihn direkt anzusprechen. „Ich habe mich einfach getraut zu fragen. Er musste noch ein paar Tage überlegen, aber es ging dann doch recht schnell. Ich habe mich sehr gefreut über seine Zusage.“

Was Florian Unterburger auszeichnet

Was überzeugte Eva Bär letztlich von Unterburger? Sie betont: „Eine Projektleitung muss gut organisieren und strukturiert sein, aber vor allem mit Menschen umgehen können.“ Er zeigte genau diese Qualitäten: „Er war nahbar, eloquent und hat im Gespräch all das gezeigt.“

Ein weiterer wichtiger Aspekt war seine Herangehensweise an museale Themen. „Seine Ideen waren modern und zeitgemäß. Da haben wir sehr schnell eine gemeinsame Ebene gefunden.“

Und auch seine lokale Verwurzelung spielte eine Rolle: „Natürlich ist es nicht unerheblich, dass er in Bayreuth geboren und aufgewachsen ist. Er kennt die Stadt, die Themen, die Emotionen – das kam alles noch on top.“

Eva Bär: Ihre Rolle als Kulturreferentin

In ihrer Funktion als Kulturreferentin sieht sich Eva Bär auf mehreren Ebenen gefordert. „Ich treffe strategische Entscheidungen – gemeinsam mit dem Projektkoordinator, aber in letzter Verantwortung bin ich es“, erklärt sie. Sie versteht sich als Bindeglied zwischen der Stadtspitze, der Verwaltung und der Politik. „Herr Unterburger übernimmt eher das Operative, ich den strategischen Part.“

Ein weiterer wichtiger Aspekt ihrer Rolle ist es, Unterburger die besten Arbeitsbedingungen zu schaffen. „Wo arbeitet er? Wie viele Stunden? Wann können wir uns austauschen? Das alles gehört für mich dazu.“

Unterburger: „Das größte Projekt meiner Laufbahn“

Der Projektkoordinator sieht seine Aufgabe nicht nur als Organisator, sondern auch als Kurator. „Es ist eine gewisse kreative Leistung, aus all dem eine Auswahl zu treffen“, sagt er über seine Arbeit. Besonders das Jubiläumsprojekt ist für ihn von großer Bedeutung: „Es ist das größte Projekt meiner bisherigen Laufbahn, das ist mir bewusst“, so Unterburger.

Persönliche Motivation: Geschichte lebendig machen

Florian André Unterburger ist Historiker und besonders an der Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart interessiert. „Wagner war ein Innovator. Ich finde spannend, wie man solche Ideen in unsere Zeit übertragen kann – etwa mit digitalen Mitteln“, sagt er. Diese Perspektive prägt seine Arbeit und seine Vision für das Jubiläumsprojekt.

Sein Weg zum aktuellen Projekt führte ihn über das Industriemuseum Bayreuth, das er mitgegründet hat. Dort wurde bereits 2023 der Bogen zu Wagner und seiner Zeit geschlagen, was ihm wertvolle Erfahrungen für das Jubiläumsjahr brachte.

Kein Wagner-Fan im klassischen Sinne

Auf die Frage, ob er ein Fan von Richard Wagner sei, antwortet Unterburger: „Ich bin kein Wagner-Experte, aber natürlich interessiert. Ich werde mir die Opern ansehen – das gehört dazu.“ Trotz seiner persönlichen Distanz zur Figur Wagners bleibt Wagners Werk im Kontext der Musik- und Bühnengeschichte sowie seiner heutigen Relevanz ein zentraler Bestandteil des Jubiläums.

Für das geplante Jubiläumsjahr rückt vor allem die Innovationskraft der Festspiele in den Vordergrund und erweitert den Rahmen von einem Wagner-zentrierten Jubiläum hin zu einem Festival der Bühne insgesamt.