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Angstraum ZOH
Der zentrale Omnibushalt (ZOH) in Bayreuth ist nicht nur ein Verkehrsknotenpunkt, er ist ein sozialer Brennpunkt und, man muss es so deutlich sagen: Ein Angstraum. Die offiziellen Polizeistatistiken mögen von einem „stabilen Sicherheitsniveau“ sprechen, doch sie ignorieren schlicht die Realität, die viele Bayreuther täglich erleben.
Zwischen Messerattacken und „altersbedingten“ Schlägereien
„Schlägerei an der ZOH“: Das ist längst keine Schlagzeile mehr, die die Bayreuther schockt. Passanten, Schüler, Busfahrer und das Reinigungspersonal: Viele beklagen die gewaltbereite Stimmung an der ZOH. Schlägereien und sogar Messerattacken kommen immer wieder vor.
Verschiedenste Gruppen treffen aufeinander
Schüler und Berufstätige sind zu den Stoßzeiten hier. Sie warten und damit steigt wohl auch die Langeweile und das Aggressionspotential. Mehrere Busfahrer bestätigen: Das Verhalten der Jugendlichen ist in den letzten Jahren schlimmer geworden. Während die Polizei die morgendlichen Schüler-Kräftemessen noch „altersbedingt erklärbar“ nennt, ist die Situation mit Blick auf die sozialen Randgruppen noch brisanter. Menschen, die herumlungern, sind ein echtes Thema an der ZOH. Sie schlagen hier ihre Zeit tot und mit jedem geleerten Bier sinkt die Hemmschwelle.
Die ZOH ist eben mehr als eine Haltestelle. Auch zwei Supermärkte und mehrere Imbissbuden sind hier. Jedes für sich ist kein Problem. Aber in der Summe scheint der Platz für Menschen attraktiv zu sein, die die Sicherheit gefährden.
Die Sicherheitswacht soll im Auftrag der Polizei rund um die Haltestelle präsent sein. Sie ist eng vernetzt mit dem Ordnungsamt. Im Supermarkt ist ein Ladendetektiv eingesetzt. Doch am Sicherheitsgefühl ändert das wenig.
Zuletzt hat es vor einer Woche eine Schlägerei an der ZOH gegeben. Anfang des Monats hat eine Jugendliche einen Jungen mit einem Messer verletzt.
Was das mit den Bayreuthern macht
Passanten und Freunde erzählen uns, dass sie eine Haltestelle früher aussteigt, um den Platz zu meiden. Busfahrer trauen sich nicht, die Toilette zu benutzen, weil die Störenfriede auf der Treppe für sie zum Sicherheitsrisiko werden, das sie lieber meiden. Wer das täglich wahrnimmt, der braucht keine beschwichtigenden Phrasen, sondern konkrete Lösungen.
„Stabiles Sicherheitsniveau“ oder Schönfärberei?
Die Diskrepanz zwischen der offiziellen Faktenlage und dem subjektiven Empfinden klafft in Bayreuth weit auseinander. Die Polizei lobt die „hohe Sozialkontrolle“ durch das Menschenaufkommen. Das mag theoretisch stimmen, doch wenn Bürger und Busfahrer das Areal aus Angst meiden, kollabiert diese Kontrollfunktion. Die ZOH ist de facto eine der unbeliebtesten Adressen der Innenstadt. Die meisten gehen nur dort hin, wenn es unbedingt sein muss.
Die Stadtwerke sind Hausherr des Areals und sehen durchaus eine Notwendigkeit aktiv zu werden. Schon jetzt erteilen sie Hausverbote an Störenfriede. Die Busfahrer wünschen sich Videoüberwachung. Und auch von offizieller Stadtwerkeseite heißt es es würden „konkreten Maßnahmen“ geprüft.
Videoüberwachung muss her
Wenn Jugendliche, alkoholisierte Personen und gewaltbereite Gruppen das Bild der ZOH dominieren, muss die Politik eine klare Entscheidung treffen: Ist das Recht auf Anonymität im öffentlichen Verkehrsknotenpunkt wichtiger als das Recht auf Unversehrtheit der Bürger?
Die ZOH ist seit Jahren ein Schandfleck des Stadtbildes. Die Probleme spitzen sich zu, und die Bayreuther Bevölkerung hat das Gefühl, es werde zu wenig unternommen. Die Stadt und die Polizei müssen die Diskrepanz zwischen Statistik und Bürger-Realität anerkennen und mit einem Mix aus konsequenter Präsenz, schnellen Hausverboten und einer juristisch sauberen Videoüberwachung diesen Angstraum zurückzuerobern. Wer den ÖPNV attraktiv halten will, muss den zentralen Umsteigepunkt sicher machen.











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Walter Wagner ©privat