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Bundestagswahl vorverlegt: Auch Bayreuther Jugendliche müssen länger auf ihre erste Wahl warten
von Theresa Maurer
Eigentlich hätte die Bundestagswahl ja im September sein sollen. Viele Erstwähler haben sich sicherlich auf den Termin gefreut. Doch nun findet die Wahl früher statt. 62.000 junge Menschen dürfen jetzt also doch noch nicht wählen. Auch Bayreuther Jugendliche sind genervt davon.
Die allererste Wahl ist für viele ein besonderes Gefühl. Für die Q12-Schüler des Markgräfin-Wilhelmine-Gymnasiums Anna Gottstein und Jonas Vierhuff fällt ihre erste Wahl durch den früheren Termin ins Wasser.
Enttäuschung bei jungen Menschen
Anna und Jonas haben beide im Juli Geburtstag. Unter normalen Umständen wäre die Bundestagswahl im September ihre erste Wahl als volljährige Bürger gewesen: „Man hat sich im ersten Moment etwas veräppelt gefühlt. Man hat sich natürlich auf seine erste Wahl gefreut“, erzählt Jonas der bt-Redaktion.
Für Anna war die Nachricht, dass die Wahl schon im Februar stattfindet, ebenfalls frustrierend. Trotzdem kann sie die Entscheidung nachvollziehen. „Es war richtig, dass es vorgezogen wurde, auch wenn es für uns bedeutet, dass ein Großteil nicht wählen darf“, so Anna. „Aber Wahlen sind auch nicht die einzige Möglichkeit, um sich politisch zu engagieren.“
Kein Stimmrecht, kein Interesse?
Bedeutet das im Umkehrschluss, dass das politische Interesse schrumpft, wenn man keine Stimme zu vergeben hat? Ganz im Gegenteil. Mitschülerin Anja Engelsing wird erst im November 18. Sie hätte also so oder so bei dieser Wahl noch nicht teilnehmen dürfen. Trotzdem informiert sie sich über das aktuelle Politikgeschehen: „Jetzt wo wir älter werden, mehr verstehen und man sich auch mit anderen austauscht, wächst das politische Interesse. Vor allem weil es uns und unsere Zukunft betrifft.“
Schon gelesen? Hier gibt es alle Bayreuther Bundestagskandidaten im Interview.
Politischer Diskurs in der Schule
„Die Stimmung in der Schule ist sehr angespannt“, berichtet Anna. „Vielen wissen schon, was sie wählen, andere nicht. Damit treffen jeden Tag verschiedene Meinungen aufeinander und man diskutiert und debattiert viel.“ Trotzdem sehen die drei 17-Jährigen den Diskurs innerhalb der Stufe als positives Zeichen. Das politische Interesse steigt, da die Lehrer die Themen bei Bedarf im Politik- und Gesellschaftsunterricht einbinden. „Unser Lehrer fragt manchmal nach, ob er uns noch etwas erklären soll. Wir können Themen aber auch selber anreißen und er nimmt sich die Zeit, um darüber zu reden“, erzählt Jonas. Laut Anna erwarten die Lehrer aber auch, dass die Schüler Eigeninitiative ergreifen und sich großteils selbst informieren: „Aber wir haben trotzdem Unterstützung von unseren Lehrern.“
Juniorwahl am MWG
Die Juniorwahl ist ein Schulprojekt, das die politische Bildung der Schüler fördern soll. Sie simuliert eine echte Wahl für Jugendliche. Auch das MWG nimmt diesmal wieder an der Juniorwahl teil, wie auch schon zur Landtags- und Europawahl. Die Schüler nehmen das Angebot gerne wahr. „Es zeichnet das politische Spektrum unserer Schule ab und man sieht die politische Meinung der Jugend nochmal gefiltert“, berichtet Jonas. Ein weiterer positiver Effekt sei es, dass einem so die Nervosität vor den „echten“ Wahlen etwas genommen werde, da die Juniorwahl mit Wahlbenachrichtigung, Kabinen und der Auszählung sehr realitätsnah simuliert wird. Bei der Europajuniorwahl im vergangenen Jahr am MWG erhielt die CSU mit 17 Prozent die meisten Stimmen, gefolgt von VOLT (12,9 Prozent) und der SPD (11,3 Prozent). Anja war damals als Wahlhelferin dabei und freute sich über die 87,50 Prozent Wahlbeteiligung ihrer Mitschüler. Das Ergebnis der Juniorwahl, für die sich bis zum 10. Februar bundesweit 7.250 Schulen angemeldet haben, gibt es am Wahlsonntag um 18 Uhr hier.
Aktuelle Gefühlslage: gemischt
Die Wahl steht nun kurz bevor und wie viele andere Menschen auch machen sich Anna, Anja und Jonas Sorgen. „Ich bin schon etwas besorgt, weil der Rechtsruck in Deutschland zunimmt und die Stimmung sehr angespannt ist. Mich beunruhigen aber vor allem die Menschen, die sich nicht richtig mit dem Thema auseinandersetzen“, so Anna. Auch Anja denkt, dass sich durch die Wahl „einiges in Deutschland verändern wird“.
Bei Menschen im Umfeld, die nicht vorhaben wählen zu gehen, ist der Appell klar: „Wenn wir selbst nicht wählen können, sollten wenigstens die Wahlberechtigten ihre Stimme nutzen. Das Argument kann manche Leute dann sogar überzeugen“, berichtet der 17-jährige Jonas aus Pegnitz.
Auch wenn die drei diesmal noch keine Möglichkeit haben, die neue Regierung mitzugestalten, sind sie sich einig, dass politische Bildung auch ohne Stimmberechtigung genauso wichtig ist.