Zuletzt aktualisiert am

Bundestagskandidaten

Bundestagswahl 2025 – Kandidatin Silke Launert (CSU) im Interview

Die Bundestagswahl am 23. Februar 2025 rückt näher. In unserer Interviewreihe mit den Bayreuther Kandidatinnen und Kandidaten spricht Silke Launert (CSU) heute über Leistung, Menschlichkeit und ein gutes Miteinander.

Im Interview zeigt die CSU-Bundestagskandidatin klare Standpunkte: Sie spricht über die Gefahren von Radikalisierung, die Bedeutung von Eigenverantwortung und Arbeitsethik sowie die Notwendigkeit, unangenehme Themen sachlich zu diskutieren. Dabei nimmt sie kein Blatt vor den Mund – ob es um den Umgang mit der AfD, steigende Lebenshaltungskosten oder die Zukunft der Bayreuther Kulturlandschaft geht.

Schon gesehen? Hier sind Interviews und weitere Inhalte aller Kandidaten zur Bundestagswahl 2025 aus Bayreuth.

bt: Wir haben Sie im Video nach den drei drängendsten Problemen im Land gefragt – da haben Sie als wichtigsten Punkt genannt: Die Erhaltung des Friedens. Meinen Sie das innerhalb Deutschlands oder global?

Erhaltung des Friedens

Silke Launert: Beides! Global, aber auch innenpolitisch – damit hängt ein weiteres drängendes Problem zusammen: die innere Sicherheit. Ich finde es nicht nur persönlich schlimm, wenn die innere Sicherheit nicht mehr gewährleistet ist, oder wenn Radikalisierung zunimmt. Es führt zu Kälte und zu Hass. Hass vergiftet die Seele der Menschen und führt dazu, dass sie Dinge tun, die eigentlich unmenschlich sind. Aber auch wirtschaftlich und für unseren Wohlstand ist die innere Sicherheit essentiell. Und das wird oft nicht gesehen.

Stabilität im Fokus

Nachdem die Kanzlerin 2015 ihre Flüchtlingsentscheidung getroffen hat, haben wir in der CSU gewarnt, dass das nach hinten losgehen wird und radikale Parteien erstarken lassen könnte. Ich hatte kurz darauf ein Gespräch mit einem Botschafter, der mich vor zu viel Streit gewarnt hat. Für ihn war Stabilität das Wichtigste. Er kam aus einem Land, in dem es diese nicht gab. Er sagte: “Alle wollen mit Deutschland Geschäfte machen, weil ihr Arbeitsplätze habt und Sozialleistungen bezahlen könnt. Das geht nur, weil Deutschland stabil ist.” Diese Stabilität müssen wir erhalten.

Unternehmen können und wollen nur investieren, wenn Stabilität herrscht.

Wenn diese gefährdet ist, will keiner mehr Geschäfte mit uns machen, dann will kein Unternehmer mehr investieren, dann will keiner mehr Arbeitsplätze schaffen. Das heißt, die Sozialabgaben, die Einzahlungen nehmen ab, die Steuern nehmen ab, der Staat hat auf Dauer kein Geld mehr. Und Schulden sind nur eine kurzfristige Lösung.

bt: Wie wird sich das Ihrer Meinung nach gesellschaftlich auswirken?

Silke Launert: Der Staat kann das Niveau bei den Sozialleistungen nicht mehr halten. Das erhöht die Spannungen zwischen Arm und Reich, die Menschen werden unzufrieden und die Kriminalität nimmt zu. Dann haben wir eine instabile Lage. Die Stabilität, die wir jetzt haben, sehen wir zu oft als selbstverständlich an.

Diese Entwicklungen, die ich befürchte, sind der Grund, weshalb ich auch für eine Begrenzung (der Einwanderung) bin, um dieses Auseinanderdriften wieder einzufangen. Die Menschen werden nicht von heute auf morgen kraft politischer Entscheidung tolerant. Sie müssen ihre positiven Erfahrungen machen und hoffentlich nicht zu viele negative. Wir müssen verhindern, dass wir durch Instabilität Probleme bekommen, die wir uns noch gar nicht vorstellen können.

bt: Wie kann man denn dieses Auseinanderdriften verhindern und gleichzeitig noch diskutieren?

Silke Launert: Unangenehme Themen müssen natürlich sachlich und mit einer Analyse von Vor- und Nachteilen diskutiert werden. Aber dieses Spalten der AfD stört mich, immer dieses Hetzerische, dieses „Wir sind die einzig Guten, alle anderen sind böse.” Ich halte das für gefährlich, die Menschen so aufzubringen. Ich finde es aber auch schade, dass man einen restriktiven Migrationskurs von konservativen Parteien nicht zugelassen hat. Mich hat es 2015 geärgert, dass jeder, der für eine Restriktion war, faktisch als Nazi bezeichnet wurde. Das hat in Wahrheit auch das Land gespalten.

bt: Christina Schröder, die ehemalige Familienministerin, hat ja neulich gesagt, dass es ein Fehler war, ein Gespräch mit der AfD schon auszuschließen, als sie noch ganz am Anfang stand. Sehen Sie das auch so?

Silke Launert: Als die AfD aufkam, war sie ja eher eine eurokritische Wirtschaftspartei. Die Migrationsdebatte 2015 hat die Partei, die ja schon fast wieder am Absterben war, wiederbelebt. Da hat Frau Weidel ihre Reden gehalten, in denen sie von “Kopftuchmädchen” und “Messermännern” geredet hat. Das war dieses Aufpeitschen. Mit jemandem, der solche Reden hält, kann man schwer reden. Ich finde also nicht, dass wir 2015 mit der AfD hätten reden müssen. Die AfD hatte die Wahl, das Thema seriöser anzugehen und sie hat sich bewusst dagegen entschieden. Sie haben die Menschen aufgepeitscht und bei diesem Thema wollten wir das auf keinen Fall.

Umgang mit Kostensteigerungen

bt: Das dritte Thema, das Sie genannt haben, war die Kostensteigerung. Was wäre eine Strategie, damit umzugehen?

Silke Launert: In der Regel kann man die Inflation nicht so leicht rückgängig machen. Wir haben einen Kostentreiber, das ist die Energie. Ich bin wirklich jemand, der für die Transformation zu den Erneuerbaren ist. Aber ich bin Realist und solange wir keine Grundlastfähigkeit haben, haben wir im Winter ein Problem. Ich verstehe nicht, wieso man jetzt diese Förderung für die Forschung an Batteriespeicherung gekappt hat (Anmerkung der Redaktion: Die Förderung für BayBatt endet 2025).

Wir brauchen Batterieforschung und auch Forschung mit Wasserstoff, da müssen wir investieren.

Solange wir also das Problem der Grundlastfähigkeit bei den Erneuerbaren nicht gelöst haben, müssen wir noch pragmatisch sein und zum Beispiel Atomkraft aus Tschechien nutzen und die Energiesteuern senken, um die Preise niedriger zu halten. Wegen der Energiepreise verlieren wir nämlich auch unsere Industrie im Moment. Ich kenne selbst einige Unternehmer aus Oberfranken, die sich überlegen, woanders zu produzieren. Natürlich hat das mehrere Gründe. Aber die Energie war sozusagen der letzte Treiber, der eine wirtschaftliche Kalkulation schließlich unmöglich machte.

Dazu kommt noch die allgemeine Kostensteigerung. Die typische Inflationsspirale bewegt sich ja schon. Also wenn man natürlich im Gastro-Bereich durch den Mitarbeiterverlust für Beschäftigte mehr zahlen muss, dann werden natürlich die Restaurantbesuche teurer. Die Politik kann die Preise nicht ändern, das wäre Planwirtschaft, das funktioniert nicht. Da kommen wir nur raus, indem wir rauswachsen.

Das sage ich auch den Schülern, wenn sie das Thema Dönerpreis ansprechen. Der Staat kann nicht befehlen, den Dönerpreis auf 3,50 Euro zu setzen. Da ist jeder Einzelne gefragt. Ich sag den Schülern: “Such dir einen Nebenjob: Fang doch mal an mit Zeitung austragen.”

Ich habe mein Leben lang, ab meinem 14. Lebensjahr, gearbeitet, und ich konnte mir viel mehr leisten als andere, die das nicht gemacht haben.

Ich habe Nachhilfe gegeben, dann habe ich im Supermarkt die Joghurts aufgefüllt. Das ist auch nicht immer angenehm. Das hat mir aber nicht geschadet, ganz im Gegenteil: Es hat meinen Horizont erweitert.

Das ist kein leichter Weg, aber es ist der ehrlichere Weg, der zum Selbstläufer wird. Je mehr Stunden die Leute arbeiten, desto mehr Gelder kommen wieder in die Sozialsysteme, in die Krankenversicherung, Rentenversicherung. Das heißt, die Krankenversicherung muss die Beiträge nicht erhöhen.

bt: Es hat aber vielleicht nicht jeder so viel Energie wie Sie. Und viele Jugendliche sind mit der Schule schon ausgelastet, oder?

Silke Launert: Ehrlich gesagt, mit 15, 16 Jahren mal einen Nebenjob anzufangen und einige Stunden in der Woche zu arbeiten, das schafft man – jetzt mal von wirklich kranken Menschen abgesehen.

Die meisten Länder beneiden uns ja um unseren Standard. Aber wenn wir den erhalten wollen, müssen wir halt auch bereit sein, was dafür zu tun. Und ich glaube, wir kommen da nicht drum herum. Es ist nicht ehrlich, den Leuten zu sagen, dass das Geld auf dem Baum wächst und alles von allein läuft.

bt: Also ist die Vier-Tage-Woche nichts, was Sie wollen?

Silke Launert: Nein, nicht bei vollem Lohnausgleich. Aber natürlich bei flexibler Arbeitszeitgestaltung. Wenn eine Alleinerziehende, die Vollzeit arbeiten will, lieber vier Tage zehn Stunden machen will, da bin ich sehr für Flexibilität. Das brauchen die Eltern auch. Aber nicht, dass jetzt 4 Tage heißt, ich mache keine 40 Stunden mehr, sondern nur noch 32 bei vollem Lohnausgleich.

Ich glaube, man unterschätzt, was es kostet, die Kranken- und Altersversorgung für die Menschen sicherzustellen. Damals, als man die deutsche Rentenversicherung eingeführt hat, waren die Leute, überspitzt gesagt, noch ein halbes Jahr Rentner. Jetzt leben die Menschen deutlich länger, was ja auch schön ist. Aber um den Standard zu erhalten, muss die leistungsfähige Generation auch etwas leisten. Das war übrigens schon immer so.

Beharrlichkeit

bt: Viele Menschen sind ja von Politikern genervt. Können Sie das nachvollziehen? Und was könnte man unternehmen, damit das nicht mehr so ist?

Silke Launert: Die Menschen müssten sehen, dass Politiker normale Menschen sind, die dieselben Herausforderungen haben wie andere auch. Ich bin ja keine Insel, ich habe auch Kinder, ich habe Familie, ich habe Geschwister, ich habe Großeltern. Ich habe all die Themen auf jeder Familienfeier, die jeder andere auch hat. Es schwimmen auch nicht alle Politiker in Geld, jetzt mal von höheren Ebenen abgesehen. Und Politiker versuchen in der Regel schon, das Richtige zu tun. Die Antwort auf diese Genervtheit ist nicht, sich zurückzuziehen und keinen Wahlkampf zu machen. In Wahrheit muss die Reaktion sein: Ich suche den Kontakt so viel wie möglich. Viele Menschen schreiben mir Nachrichten bis spätabends und ich finde es auch gut, wenn die Leute mit mir ins Gespräch kommen wollen.

bt: Jetzt sind Sie ja schon viele Jahre lang Politikerin. Wird man da irgendwann müde und abgestumpft?

Silke Launert: Bestimmte Abläufe funktionieren schon ähnlich, aber die Tätigkeit ist zugleich so vielfältig und man lernt ständig etwas Neues. Deshalb kann ich nicht sagen, dass es mich langweilt, ganz im Gegenteil. Natürlich hat man so seine Themen, die sich immer wiederholen. Das ist in meinem Falle die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Wegen dieses Anliegens habe ich begonnen, mich politisch zu engagieren. Es gibt immer mal wieder Momente, in denen das Feuer etwas nachlässt. Aber dann kommen wieder Anstöße, meistens von Bürgern, die mich motivieren, weiterzumachen. Zum Beispiel habe ich im letzten Jahr einen Kindergarten besucht, wo man mir erzählt hat, dass die Stimmung in den Kinderbetreuungseinrichtungen aufgrund der aktuellen Herausforderungen schlecht sei. Daraufhin habe ich dann mehrere Videokonferenzen mit zahlreichen Erzieherinnen und Erziehern aus der Regierung durchgeführt und verschiedensten Anträge zur Verbesserung bei der Kinderbetreuung beim Parteitag eingereicht.

bt: Haben Sie Angst vor irgendetwas?

Silke Launert: Natürlich habe auch ich Angst, dass es gesundheitlich mal schlechter geht – denn das kann man ja nicht immer beeinflussen – und, wie jede Mutter, dass meine Kinder auf die schiefe Bahn geraten könnten, wofür es zum Glück keine Anhaltspunkte gibt. Politisch habe ich Angst vor großen kriegerischen Auseinandersetzungen, das ist zum Glück jedoch auch nicht akut. Aber ich glaube ja an Gott, und deshalb habe ich trotzdem einen Halt.

bt: Wir haben noch eine Frage von einem anderen Kandidaten: “In einer kommenden Koalition, an der die CSU beteiligt ist, welche drei Dinge würden Sie für Bayreuth in den Bereichen Wirtschaft, Kultur und Migration erreichen wollen?”

Silke Launert: Im Bereich Kultur ist es wichtig, dass uns die Renovierung des Festspielhauses gelingt. Vor einigen Jahren gelang es mittels meines Einsatzes 85 Millionen Euro hierfür in den Bundeshaushalt einzustellen. Letztes Jahr kam es nun endlich zu einer Kooperationsvereinbarung zwischen Bund und Land für die Sanierung. Auch für “Bayreuth Baroque” brauchen wir die finanzielle Unterstützung durch den Bund. Wichtig ist, dass wir in diesen Bereich keinen Mittelabbau haben, weil wir von diesen Kultureinrichtungen touristisch immens profitieren.

Im Bereich Wirtschaft müssen wir mehr Zuversicht und Planungssicherheit geben. Das muss über ein Bündel von Einzelmaßnahmen funktionieren. Wie schaffe ich es, die Energiekosten niedriger zu halten? Da steckt sowohl langfristig die Forschung für Batterietechnik mit drin, als auch die Frage, ob wir kurzfristig noch Verträge mit Tschechien bezüglich Atomstroms machen, um die Zeit zu überbrücken, die wir noch brauchen, um die Forschung voranzutreiben. Natürlich wäre es mir wichtig, in diese Speicherkapazitäten, sei es Batterie oder sei es Wasserstoff, synthetische Kraftstoffe, zu investieren, damit wir da endlich vorankommen.

bt: Und wie sieht es im Bereich Migration aus?

Silke Launert: Die Integration in den Arbeitsmarkt ist unverzichtbar und für die Toleranz und Akzeptanz von Menschen mit Migrationshintergrund ganz wichtig. Deshalb müssen wir das Bürgergeld reformieren und den Druck erhöhen, damit die Leute frühzeitig arbeiten. Ich kenne eine Pflegefachkraft aus der Ukraine, die sehr schnell nach ihrer Ankunft in Deutschland begonnen hat, im Altenheim als Hilfskraft zu arbeiten. Nach circa einem Jahr Anerkennungszeit ist sie inzwischen eine voll anerkannte Pflegekraft, wird entsprechend bezahlt und macht eine super Arbeit. Dann gibt es auf der anderen Seite Leute, die seit fast drei Jahren Bürgergeld beziehen. Da schimpfen die Leute. Deshalb befürworte ich auch einen Einstieg mit einem niedrig qualifizierten Job, bei dem man erstmal die Sprache lernt und sich dann weiterentwickelt. Das ist auch Integration, und nicht nur Geld an sozialpädagogische Maßnahmen zu geben. Die Leute müssen aus sich heraus stark werden. Die, die das nicht schaffen, fangen wir mit unserem Sozialsystem auf. Aber die meisten Leute sind stark.

bt: Jetzt dürfen Sie noch eine Frage an den Kandidaten der Linken stellen. Was möchten Sie denn von Jannick Metz gerne wissen?

Silke Launert: Sehen Sie bei der Abspaltung des BSW von der Partei die Linke eine Mitschuld bei der Linken oder bei einer Person? Dieser Prozess könnte ja dazu führen, dass die Linke gar nicht mehr in den Bundestag einzieht.