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Landwirtschaft

Drohnen über dem Maisfeld: Hightech statt Gift gegen Schädlinge

Der Maiszünsler, einst ein eher südliches Problem, hat sich aufgrund des Klimawandels auch in unserer Region von Forchheim bis ins Fichtelgebirge etabliert und richtet jährlich erhebliche Schäden in Maisbeständen an. Doch Landwirte sind diesem Schädling nicht mehr hilflos ausgeliefert: Eine innovative und umweltfreundliche Methode hat sich mittlerweile als Standard etabliert – die Bekämpfung mit winzigen Schlupfwespen, die präzise per Drohne ausgebracht werden.

Der unsichtbare Helfer: Wie die Schlupfwespe den Maiszünsler stoppt

Der Maiszünsler (Ostrinia nubilalis) ist eine echte Plage: Seine Larven fressen sich durch die Maispflanze, höhlen Stängel aus und schwächen sie damit massiv. Die Folgen sind abgeknickte Fahnen, brüchige Stängel oder sogar der Umsturz ganzer Pflanzen. Das bedeutet für die Landwirte in der Region massive Ernteausfälle.

Die Lösung kommt in Form eines kaum sichtbaren Insekts: die weniger als 0,5 mm große Schlupfwespe der Gattung Trichogramma. Diese winzigen Nützlinge sind die natürlichen Feinde des Maiszünslers. Das Weibchen der Schlupfwespe legt ihre Eier direkt in die Eier des Maiszünslers. Dadurch wird die Entwicklung der Schädlingslarve unterbunden, und anstelle eines Maiszünslers schlüpft eine neue Schlupfwespe, die ihre Eier wiederum in die nächsten Zünsler-Eier legen kann– ein genialer Schachzug der Natur.

Hightech-Einsatz: Drohnen statt Giftspritze

Was früher oft den Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel erforderte, wird heute sauber und effizient mit moderner Technik gelöst. Der Maschinenring in unserer Region (Bayreuth, Kulmbach und Fränkische Schweiz) bietet Landwirten einen umfassenden Service an: Spezialisierte Dienstleister bringen die Schlupfwespen-Eier mit Drohnen über den Maisfeldern aus. Pro Hektar werden dabei rund 100 kleine Kugeln, gefüllt mit 220.000 winzigen Schlupfwespen-Eiern, gezielt abgeworfen.

„Für Anwohner und Spaziergänger ist der Anblick der tief fliegenden Drohnen erstmal ungewohnt und viele machen sich Sorgen, aber wir können Entwarnung geben. Die Drohnen sind kein Grund zur Sorge, sondern ein Zeichen für nachhaltige Landwirtschaft im Einklang mit der Natur“, so Johannes Scherm vom Maschinenring Bayreuth.

Der Maschinenring ist dabei für den reibungslosen Ablauf zuständig, besorgt die Schlupfwespeneier und macht die Abrechnung. So muss sich nicht jeder Landwirt selbst kümmern, sondern kann den Einsatz einfach beim Maschinenring anmelden.

Manuel Appel vom Maschinenring Fränkische Schweiz koordiniert die Drohneneinsätze. „Unser Dienstleister startet aktuell im Raum Forchheim, nächste Woche kommt er dann weiter Richtung Bayreuth und in die Fränkische Schweiz. Danach fängt er wieder in Forchheim an“, erklärt er. Zwei Drohneneinsätze mit Schlupfwespenabwurf braucht es, um das optimale Ergebnis zu erzielen. Messbar ist das Ergebnis nur schwierig. Der Maschinenring geht aber davon aus, dass die Ergebnisse gleich gut sind wie die von konventionellen Spritzmitteln.

KULAP macht’s möglich: Nachhaltigkeit zum gleichen Preis

Ein entscheidender Faktor für die breite Akzeptanz dieser Methode ist die finanzielle Förderung. Durch Programme wie das Kulturlandschaftsprogramm (KULAP) wird die Ausbringung der Schlupfwespen so unterstützt, dass sie für den Landwirt nicht teurer ist als eine konventionelle chemische Bekämpfung. Dies hat dazu geführt, dass die biologische Schädlingsbekämpfung mit Schlupfwespen heute gängige Praxis ist.

Insgesamt werden in unserer Region rund 800 Hektar Maisanbaufläche für Futtermittel und Biogasanlagen auf diese umweltfreundliche Weise behandelt. Die Menge an Chemikalien, die dadurch eingespart wird, ist enorm und leistet einen wertvollen Beitrag zum Schutz unserer Umwelt und der Artenvielfalt.

Die Kombination aus natürlicher Schädlingsbekämpfung, modernster Drohnentechnologie und der Förderpolitik zeigt, wie Landwirtschaft zukunftsfähig und nachhaltig gestaltet werden kann – zum Wohle der Natur und der Verbraucher.

Wir waren dabei als Drohnenpilot Matthias Schuster bei Landwirt Martin Schamel in Lenz seine Schlupfwespeneier verteilt hat: