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Endlagersuche für hochradioaktive Abfälle: Zwischenstand
von bt-Redaktion
Deutschland sucht fieberhaft nach dem sichersten Ort für hochradioaktiven Müll – mitten drin: Oberfranken. Während anderswo Regionen längst ausgeschieden sind, sind Bereiche rund um die nördliche Oberpfalz, die Münchberger Masse und den Waldsteinzug noch nicht ausgeschlossen. Doch wie realistisch ist es wirklich, dass ausgerechnet hier ein Endlager für eine Million Jahre entsteht?
Seit fünf Jahren begleitet die Regionale Koordinierungsstelle Oberfranken einen Prozess von nationaler Tragweite: die Suche nach einem sicheren Endlager für hochradioaktive Abfälle. Es geht dabei darum, einen Standort zu finden, der die sichere Lagerung von rund 1900 Castoren mit insgesamt 27.000 Kubikmetern hochradioaktivem Müll für die nächsten eine Million Jahre gewährleistet. Die Anforderungen sind dabei klar definiert: Es soll ein Ort gefunden werden, an dem der radioaktive Abfall in Ton, Salz oder Granit sicher für 1 Mio. Jahre lagern soll. Eine Bergung soll für mindestens 500 Jahre möglich sein.
Die Komplexität der Standortsuche und die Rolle Oberfrankens
Ursprünglich war geplant, bis zum Jahr 2031 einen geeigneten Standort festzulegen und den Betrieb des Endlagers im Jahr 2050 aufzunehmen, tragen Geologe Andreas Peterek und Geo-Ökologin Eva Bayreuther vor. Doch die Komplexität der Aufgabe und die Notwendigkeit einer umfassenden wissenschaftlichen Bewertung haben zu einer deutlichen Verzögerung geführt. Aktuell wird davon ausgegangen, dass die Standortfindung erst im Jahr 2074 abgeschlossen sein könnte, gefolgt von der Bau- und Einlagerungsphase. Um diesen Prozess zu beschleunigen, werden derzeit intensive Anstrengungen unternommen.
Die Region Oberfranken spielt in diesem Verfahren eine nicht unerhebliche Rolle. Die Nördliche Oberpfalz sowie die Münchberger Masse und der Waldsteinzug sind weiterhin Teil der in Phase 1 laufenden Standortsuche. In dieser frühen Phase finden noch keine Ortsbegehungen statt, stattdessen werden großräumig geologische Daten analysiert und Regionen anhand von Ausschlusskriterien bewertet.
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Fortschritte und Reduzierung potenzieller Gebiete
Bisherige Fortschritte im Suchprozess zeigen eine deutliche Reduzierung der in Frage kommenden Gebiete:
- Herbst 2020: Rund 46 Prozent der deutschen Landesfläche wurden aufgrund verschiedener Kriterien ausgeschlossen.
- Letztes Jahr: Eine weitere Reduzierung erfolgte, sodass aktuell noch etwa 44 Prozent der Fläche im Suchraster verblieben sind.
- Bis 2027: Es ist das Ziel, die potenziell geeignete Fläche auf unter ein Prozent von Deutschland zu reduzieren.
- Voraussichtlich 2032: Nach weiteren detaillierten Prüfungen soll der Deutsche Bundestag über den endgültigen Standort beschließen.
Schwedisches Endlager als Vorbild
Das schwedische Endlagerkonzept dient als mögliches Vorbild. Es sieht weit verzweigte unterirdische Stollen vor, während überirdisch Gebäude für das Umpacken der Abfälle errichtet werden.
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Oberfranken im Fokus: Zwischen Hoffnung und Realität
Für Oberfranken bedeutet das vor allem: Abwarten. Während die Nördliche Oberpfalz, die Münchberger Masse und der Waldsteinzug noch im Verfahren sind, sind weite Teile der Region bereits abgeschrieben. So argumentierte das Bayerische Landesamt für Umwelt gegen westliche Teile Oberfrankens, da die Gesteinsschichten dort nicht die erforderliche Dicke aufweisen sollen. Östliche Gebiete der Region wurden aufgrund vulkanischer Aktivitäten in geologisch jüngerer Vergangenheit (vor weniger als 30 Millionen Jahren) bereits ausgeschlossen.
Dr. Andreas Peterek von der Regionalen Koordinierungsstelle Oberfranken äußert sich zuversichtlich: „Die Wahrscheinlichkeit, dass der bestmögliche Standort in unserer Region gefunden wird, ist sehr sehr gering.“ Er verweist auf die spezifische geologische Situation Oberfrankens, einschließlich der Vergitterung der fränkischen Linie und Ausläufern einer vulkanischen Region nahe der tschechischen Grenze.
Bürgerbeteiligung und der weitere Weg
Die Vertreter der Koordinierungsstelle betonten die Notwendigkeit, das Verfahren weiterhin aufmerksam zu begleiten. „Es ist ein wissenschaftsbasiertes Verfahren, aber natürlich auch politisch“, so Eva Bayreuther, ebenfalls Mitglied der Koordinierungsstelle.
Ein wichtiger Baustein des Prozesses ist die Bürgerbeteiligung. Das Forum Endlagersuche, das im November in Hannover stattfinden wird, bietet der Bevölkerung eine Plattform zur Information und zum Austausch. Im Vorfeld dieses Forums wird noch einmal ein Zwischenstand des Verfahrens erwartet.