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Umweltziele

Deutschland brauche mehr Wildnis: Ergebnisse der ersten bundesweiten Wildnisbilanzierung

Deutschland sollte laut der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt bis 2020 zwei Prozent Wildnisfläche erreichen, verfehlte das Ziel jedoch deutlich. Im Bayreuther Land gibt es keine großflächigen Wildnisgebiete. Eine neue Studie zeigt jedoch: Das Potenzial für mehr Wildnis ist groß.

0,62 Prozent der Landfläche in Deutschland sind aktuell als Wildnisgebiete ausgewiesen. In Bayern liegt der Anteil der Wildnisgebiete mit 0,52 Prozent unter dem Durchschnitt.

Dieses Ergebnis wurde in der ersten bundesweiten Wildnisbilanzierung veröffentlicht, die von der Heinz Sielmann Stiftung, der Naturstiftung David und der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt erstellt wurde.

Dabei zeigte die Studie, dass Deutschland durchaus das Potenzial hat, das in der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt festgelegte Ziel von zwei Prozent Wildnisfläche zu erreichen. Die vollständige Studie soll ab dem 20. Dezember 2024 auf der Website der Initiative „Wildnis in Deutschland“ verfügbar sein.

Laut Dr. Heiko Schumacher von der Heinz Sielmann Stiftung könnten weitere 1,67 Prozent der Landesfläche für großflächige Wildnisgebiete genutzt werden. Damit ließe sich das Ziel sogar übertreffen.

Wildnis: Raum für Natur und Klimaschutz

Wildnisgebiete bieten zahlreiche Vorteile. Christian Unselt, Vorsitzender der NABU-Stiftung Nationales Naturerbe, betonte:
„Wildnis gibt der Natur Raum und Zeit, sich selbst zu regenerieren. Sie ist ein Ort für Artenvielfalt, Klimaschutz und Naherholung. Wildnisgebiete können als Kohlenstoffspeicher im Kampf gegen die Klimakrise dienen und bieten spannende Einblicke in ungestörte ökologische Prozesse.“

Diese Flächen sind nicht nur wichtig für natürliche Lebensräume, sondern können auch auf ehemals industriell oder militärisch genutzten Arealen entstehen. Voraussetzung ist jedoch, dass die Gebiete ausreichend groß und zusammenhängend sind. Bund und Länder haben eine Mindestgröße von 1.000 Hektar festgelegt (500 Hektar bei Auen, Mooren oder Küsten).

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Das verfehlte Ziel

Die Bundesregierung hat das im Jahr 2007 gesetzte Ziel, bis 2020 zwei Prozent der Landfläche Deutschlands als Wildnisgebiete auszuweisen, deutlich verfehlt. Mecklenburg-Vorpommern mit 1,63 Prozent und Brandenburg mit 1,14 Prozent stehen jedoch kurz davor, dieses Ziel auf Landesebene zu erfüllen.

„Im Bereich Bayreuth und auch in Oberfranken gibt es aktuell keine großflächigen bestehenden oder geplanten Wildnisgebiete“, sagt Violetta Färber, Projektmitarbeiterin von Wildnis, auf Anfrage. „Es ist jedoch anzunehmen, dass unter anderem im Fichtelgebirge Potenzial für Wildnisgebiete besteht.“

Zudem gibt es Fortschritte durch Förderprogramme wie den „Wildnisfonds“ oder die „Förderrichtlinie KlimaWildnis“. Diese sollen auch private Initiativen zur Schaffung von Wildnisflächen unterstützen.

Optimistisch gestimmt

Adrian Johst, Geschäftsführer der Naturstiftung David, äußerte sich trotz des verfehlten Ziels optimistisch:
„Mit den bestehenden Förderprogrammen und dem Engagement von Bund und Ländern kommen wir dem Zwei-Prozent-Ziel in Deutschland immer näher.“

Laut der BfN-Studie „Naturbewusstsein 2023“ wünschen sich 61 Prozent der Deutschen mehr Wildnis, ein signifikanter Anstieg im Vergleich zu früheren Jahren.

Wer weiß, vielleicht werden im Bayreuther Land und in Oberfranken bald Anträge für mehr Wildnis gestellt.