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die Ehre einer Dame

Giacomo Puccini – warum er seinen Besuch in Bayreuth einst vertuschte

von Stephan Müller

Zusammen mit Verdi, Mozart, Rossini und seinem großen Idol Richard Wagner gehört Giacomo Puccini zu den weltweit meistgespielten Opernkomponisten. Heute ist sein 100. Todestag. Wir blicken zurück auf seinen bemerkenswerten Bayreuth-Besuch.

Er war ein Weltstar und ist es noch heute. Giacomo Puccini gehört zu den weltweit meistgespielten Opernkomponisten. Heute ist sein 100. Todestag. Der Italiener starb am 29. November 1924 kurz vor seinem 66. Geburtstag in Brüssel. Puccini war zweimal in Bayreuth, war zeitlebens von Richard Wagner fasziniert. „Fünf Stunden außerhalb der Welt, in völliger Seligkeit“, schrieb er nach einer „Parsifal“-Aufführung. Als „Wagners schönstes Werk“ empfand er die „Meistersinger“: „Ich habe Lust zu lachen und Lachen zu machen“.

Die Ehre einer Dame

Wir blicken zurück auf seinen Festspielaufenthalt im Sommer 1912:

Heimliche Affäre im Hotel Goldener Anker

Es ist ein gefährliches Spiel, als sich Giacomo Puccini und seine Geliebte Josephine von Stengel im Hotel „Goldener Anker“ ein Zimmer nehmen. Gefährlich deshalb, weil sowohl der 53-jährige Italiener als auch die 26-jährige Baronin aus München verheiratet sind. Nur eben nicht miteinander.

Es ist eine heimliche Affäre. Das Paar meldet sich als „Grave, Avocatto, Turin, begleitet von Giovani, Agloria“ an. Dabei ist der hintergründige Humor, der dem Hotelpersonal freilich verborgen bleibt, zu erkennen. „Al gloria giovane – zum Ruhm der Jugend“ – nennt Puccini seine Begleiterin, die übrigens fließend italienisch spricht.

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In Cosimas Loge gebeten

Auf dem Programm der Bayreuther Festspiele steht neben dem „Ring des Nibelungen“ und den „Meistersingern“ das Bühnenweihfestspiel „Parsifal“.

Natürlich ist Puccini in diesem Sommer 1912 weiß Gott kein Unbekannter, feierte er doch erst mit „La fanciulla del West“ sein glanzvolles Debüt an der Metropolitan Opera in New York. Das italienische Trio Arturo Toscanini als Dirigent, Giacomo Puccini als Komponist und Enrico Caruso in der Hauptrolle waren auf dem Höhepunkt ihres Ruhmes. Die Opern „Tosca“, „Madame Butterfly“, „La Bohème“ und später „Turandot“ machten den Mann aus der Toskana weltberühmt. Und so verwundert es auch nicht, dass Puccini im Festspielhaus erkannt wird. Ein Landsmann, der gerade zu Gast im Haus Wahnfried ist, weist Cosima Wagner auf den berühmten Festspielgast im Zuschauerraum hin. Die freut sich und bittet ihn in seine Loge.

Das Versteckspiel droht aufzufliegen

„Per l’amor di Dio“ – um Gottes Willen. Puccini in Begleitung bei Cosima in der Wagner-Loge! Puccini leugnet heftig, Puccini zu sein, und der Wagnerianer aus Italien versteht. Er erinnert sich, dass Puccini nur Melodien einfallen, wenn er verliebt ist. Da will er kein Risiko eingehen und kehrt allein zu Frau Cosima in die Loge zurück. Schließlich steht die Ehre einer Dame auf dem Spiel. Er entschuldigt sich: „Ich habe mich geirrt!“

Stephan Müller

Stephan Müller

Stephan Müller ist Stadtrat, Hobbyhistoriker, freiberuflicher Journalist und Autor zahlreicher Bücher zur Geschichte Bayreuths. Für das Bayreuther Tagblatt hat er sein Archiv geöffnet. Die besten Anekdoten gibt es immer wieder hier beim bt.