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Inklusives Wohn- und Begegnungsprojekt LebensRaum am Röhrensee wird gebaut
In Moritzhöfen am Röhrensee in Bayreuth entsteht ein Wohn- und Begegnungshaus für über 30 Menschen mit und ohne Behinderung. Dabei soll auf die besonderen Bedürfnisse aller Rücksicht genommen werden.
Normalerweise sollten Kinder irgendwann bei ihren Eltern ausziehen, sagt die Mutter von Antonia Kohnhäuser. Mit 25 Jahren lebt die noch zu Hause. Doch bald ist der Auszug geplant. Geeigneten Wohnraum zu finden war nahezu unmöglich. Vor allem weil Antonia auf Hilfe angewiesen ist. Die Familie Kohnhäuser und die weiteren Mitglieder des Vereins „Hilfe für das behinderte Kind“ haben deshalb beschlossen ein eigenes Haus für ihre Kinder und weitere Menschen mit körperlicher oder geistiger Einschränkung zu errichten. Schon seit Jahren ist das der große Wunsch des Vereins. Im Bauausschuss ist das Thema schon vor Jahren behandelt worden. Nun soll aus dem Wunsch endlich Realität werden.
Hilfe für das behinderte Kind
Der Verein Hilfe für das behinderte Kind besteht schon seit den 1960er Jahren und hat damals die meisten Dinge, die in Sachen Behindertenarbeit in Bayreuth aus der Taufe gehoben wurden, mit verantwortet. Das Heilpädagogische Zentrum wurde vom Verein mit initiiert und das Wohnheim in Laineck wird vom Verein nicht nur geplant, sondern auch betrieben. Nun entsteht etwas, das für Bayreuth noch ganz neu ist: Ein Haus in dem Menschen mit und ohne Handicap zusammenleben.
Zu wenig Wohnraum
Bisher gebe es für Erwachsene in Bayreuth eigentlich nur ein einziges Wohnheim, sagt Markus Eberl, Notar aus Bayreuth, der dem Verein vorsteht. „Allerdings sind dort viele Doppelzimmer und es reicht auch längst nicht mehr aus“. Das neue Haus wird daher ein ambulantes Wohnhaus, bei dem jeder einzeln wohnen und individuell Hilfe von außen beanspruchen kann.
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LEBENsRAUM am Röhrensee
Das inklusive Wohn- und Begegnungshaus wird in der Nähe des Röhrensee entstehen. So ist man auch zu Fuß schnell in der Stadt und auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist diese Gegend leicht zu erreichen. Zu ihren Arbeitsstellen können die Bewohner mit dem Bus kommen. „Eine gute Anbindung war uns wichtig. Damit die Menschen, die hier leben sich möglichst eigenständig bewegen können“, sagt Markus Eberl. Und schließlich sollen die Bewohner – Menschen mit verschiedenen Behinderungen – auch noch mehr als bisher Teil des Stadtbilds werden, ergänzt Rebecca Freyer vom Verein Mama Mia. „Menschen mit Behinderung gehören zu unserer Gesellschaft und das ist gut so“.
Verein Mama Mia
Auf dem Gelände auf dem das Wohn- und Begegnungshaus entstehen soll, ist bisher der Verein Mama Mia beheimatet. Der Verein soll im Untergeschoss des neuen Wohn- und Begegnungshauses einziehen. Mama Mia bietet selbst verschiedene Kurse und Projekte an und lädt auch die zukünftigen Bewohner ein, ihre Ideen weiterzugeben.
Menschen mit und ohne Behinderung sollen hier ungezwungen zusammen Zeit verbringen können. In den Stockwerken darüber werden 24 Menschen in eigenen Wohnungen leben, die durch ambulante Unterstützungsleistungen versorgt werden können.
Diese Wohnungen sollen entstehen
Es werden insgesamt 37 Appartements für Menschen mit und ohne Behinderung entstehen. Im Gegensatz zu den ersten Planungen sollen darunter keine stationären Pflegeplätze sein, sondern alle pflegebedürftigen Bewohner werden ambulant betreut. Im Erdgeschoss und Obergeschoss wird Wohnraum für jeweils 12 Menschen mit Behinderung geschaffen. Im Dachgeschoss sollen auch zwei Wohngemeinschaften eingerichtet werden, in denen 11 Menschen mit und ohne Einschränkung zusammen wohnen können. Wie die WGs genau aussehen sollen, kann man noch gar nicht absehen. Das kommt natürlich auch drauf an, wer sich genau um die Wohnungen bemüht. Außerdem wird es noch 2 Appartements im Hanggeschoss geben.
Der Bauantrag wurde gestellt und auch bereits genehmigt. Eine Firma, die bereits Erfahrung in der Umsetzung solcher Projekte hat wurde ebenfalls gefunden.
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Der Verein stemmt das Mammutprojekt eigenverantwortlich
Für das Bauprojekt sucht der Verein dringend noch nach Spenden. Und zwar für mehrere Zwecke: Der Neubau wird mit staatlicher Unterstützung für den sozialen Wohnungsbau unterstützt. Einen großen Teil der Kosten muss der Verein aber selbst tragen. Außerdem soll eine pädagogische Fachkraft angestellt werden, die für die Bewohner eine verlässliche Ansprechperson ist. Auch die muss dauerhaft finanziert werden. Der Verein Mama Mia wird die eigentlich notwendigen Mietkosten zudem nicht komplett tragen können. Er wird daher weniger Miete bezahlen. Und schließlich fehlt noch die Gestaltung der Gemeinschaftsräume. Eine große Aufgabe, die sich die Ehrenamtlichen da gestellt haben, und für die sie noch um Unterstützung bitten.
Zeitplan:
Die Bauarbeiten sollen schon Anfang 2025 beginnen. Die Fertigstellung des Projektes ist für 2027 geplant. Bewerbungen für einen Einzug sind schon heute möglich.