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Uni Bayreuth

Mein Körper, meine Regeln – Uni stellt Konzept gegen sexualisierte Gewalt im Sport vor

Eine Berührung, ein Pfiff, eine Nachricht – Übergriffe können schnell geschehen. Das neue Schutzkonzept der Uni Bayreuth schafft Bewusstsein und benennt Probleme.

Besonderes Risikofeld Sport

Körperkontakt, enge Zusammenarbeit und emotionale Dynamik. Beim gemeinsamen Sport entstehen besondere Näheverhältnisse. In vielen Disziplinen gehören Hilfestellungen, Partnerübungen oder die Nähe im Wettkampf dazu. Gleichzeitig birgt das ein hohes Risiko für grenzüberschreitendes Verhalten und Sexualisierung durch Kleidung, Sprache und Rollenbilder im Sport. Die Möglichkeiten beim Sport in Körperkontakt mit Anderen zu kommen sind vielfältig. Zum Beispiel durch Hilfestellung bei gymnastischen Übungen. Dabei kann eine nur wenige Zentimeter zu hoch oder zu tief platzierte Hand den Unterschied zwischen platonischer Hilfestellung und übergriffigem Verhalten ausmachen.

Nicht bloß Berührungen

Sexualisierte Gewalt hat viele Erscheinungsformen. Nicht nur das Berühren eines anderen Körpers auf unerwünschte Weise zählt dazu. Auch verbale oder digitale Grenzüberschreitungen zählen dazu. Pfeifen oder Nachrufen, das sogenannten Cat-Calling, die Trainingspartner nach dem Sport auf dem Nachhauseweg verfolgen, oder über Messenger Nachrichten zu versenden. All das können Formen der sexualisierten Gewalt sein.

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Das Schutzkonzept

Das Bayreuther Zentrum für Sportwissenschaften (BaySpo) hat sein neues Schutzkonzept auf genau diese Problematik abgestimmt. Abgeleitet aus dem Schutzkonzept des Deutschen Olympischen Sportbundes gegen sexualisierte Belästigung und Gewalt im Sport soll es Studierende, Lehrende und Mitarbeitende für Risikofaktoren sensibilisieren und eine Kultur des Hinsehens schaffen. Prof. Dr. Susanne Tittlbach, Sportwissenschaftlerin und Vizepräsidentin für Digitalisierung, Innovation und Nachhaltigkeit der Uni Bayreuth, betont:

„Wir wollen eine klare Haltung gegen sexualisierte Gewalt fördern – in Lehre, Forschung und Hochschulsport“

Diese konsequente Präventionsstrategie soll in allen Bereichen, mit denen das BaySpo zu tun hat, realisiert werden. In der Lehre wird auf Risikofaktoren aufmerksam gemacht, persönliche Grenzen thematisiert und Wettkampfvorschriften kritisch reflektiert. Ansprechpersonen werden gut sichtbar gemacht und bei Studien mit körperlicher Preisgabe müssen Probandinnen und Probanden im Vorfeld aufgeklärt werden und schriftlich einwilligen. Für studentische Projekte mit Körperkontakt ist ebenfalls eine schriftliche Einwilligung vorgesehen – die Einhaltung von Intimitätsgrenzen hat oberste Priorität. Das vollständige Konzept kann auf der Internetseite der Uni Bayreuth eingesehen werden.

Studierende sind „Multiplikatoren“

Die Universität Bayreuth setzt bei dem Konzept auf Studierende als sogenannte Multiplikatoren. Die Idee: Wenn die Studierenden geschult sind und ihre Aufmerksamkeit für problematisches Verhalten geschärft ist, tragen sie dieses Bewusstsein auf ihrem weiteren beruflichen, akademischen und sportlichen Lebensweg weiter. Schon jetzt zeigt sich der Arbeitskreis der Fachschaft „SafeSport“ sehr engagiert und betreibt seit einiger Zeit den Instagram-Kanal safesport.ubt. Er ist eine Anlaufstelle für Studierende der Uni Bayreuth, die Probleme mit dem Thema sexualisierte Gewalt im Sport haben.