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Wie Bayreuth die Bürger in das Mobilitätskonzept einbindet
von Michael Christensen
Die Mobilitätswoche in Bayreuth ist in vollem Gange bis zum 21. September 2024. Am 19. September hatten Bürgerinnen und Bürger die Gelegenheit, ihre Ideen zur Stadtplanung der Zukunft einzubringen. Und Jetzt?
Die Rundgänge und Veranstaltungen finden im Rahmen der Europäischen Mobilitätswoche statt, einer Initiative der Europäischen Kommission, die jährlich vom 16. bis 22. September durchgeführt wird. Sie motiviert Kommunen und Bürger, nachhaltige Verkehrsmittel zu entdecken und aktiv zur Reduzierung des CO₂-Ausstoßes beizutragen. Bayreuth beteiligt sich in den kommenden Tagen mit einem eigenen Programm.
Bürgerideen und Stadtplanung
Bürgerbeteiligung werde in der Stadt Bayreuth zunehmend zu einem zentralen Element der Stadtentwicklung, so Sebastian Norck, Mitarbeiter des Stadtplanungsamtes. Er beschreibt die Rolle und Herausforderungen der Bürgerbeteiligung: “Es geht nicht nur darum, Ideen zu sammeln, sondern auch realistische Prioritäten zu setzen.” Doch welche Schritte sind nötig, um die Ideen der Bevölkerung in konkrete Maßnahmen umzuwandeln?
Ideensammlung und Bewertung
An der Ecke Peter-Färber-Weg und Schulstraße haben Bürgerinnen und Bürger über einhundert Ideen auf Zetteln verfasst, die auf einem großen Stadtplan angebracht wurden, wie:
- Mehr Begrünung
- Kein Verkehr im Zentrum
- Renaturierung des Roten Mains
- Sichere Überquerung für Kinder bei der Graserschule
- Mehr Fahrradständer
Bei einer anderen Aktion markierten die Teilnehmer mit bunten Stickern, wo und wie sie sich fortbewegen.
Ab 17 Uhr fanden stündliche Führungen durch die angrenzende Gegend „Neuer Weg“ statt. Dort wurden verschiedene Mobilitätsthemen angesprochen und diskutiert: Wie gestaltet sich die Stadt aus der Sicht eines Kindes? Sind die Ampelzeiten ausreichend? Sind die Bürgersteige breit genug für Fußgänger und Menschen im Rollstuhl? Und wie ist die Situation für sehbehinderte Menschen?
Neele Aschölter von der Planersocietät, die das Mobilitätskonzept für die Stadt Bayreuth betreut, stellte Fragen und nahm die Anregungen von über 20 Teilnehmenden entgegen. Sebastian Norck vom Stadtplanungsamt protokollierte die verschiedenen Ideen und Stellungnahmen, die später in die Dokumente des Stadtplanungsamtes einfließen und online verfügbar sein sollen.
Nächstes Jahr wird über das Mobilitätskonzept entschieden
Die Entwicklung des Mobilitätskonzepts für Bayreuth, das bis 2040 reicht, umfasst auch die gesammelten Ideen aus der Bürgerbeteiligung. Die politischen Gremien sollen Anfang nächsten Jahres darüber entscheiden, welche Projekte priorisiert werden. Die Herausforderung bestehe darin, realistische Zeitpläne mit den vorhandenen Mitteln und gesetzlichen Vorgaben in Einklang zu bringen, so Norck.
Mobilitätsbefragung 2023
Ein wesentlicher Baustein der Stadtplanung in Bayreuth ist die Mobilitätsbefragung, die im Frühjahr 2023 von Planersocietät durchgeführt wurde. Diese bietet wertvolle Daten über das Mobilitätsverhalten der Einwohner und fließt in die Erarbeitung des Mobilitätskonzepts ein. Über 1.000 Menschen nahmen laut dem Bericht der Planersocietät an der Befragung teil, was eine repräsentative Analyse des Verkehrsverhaltens ermögliche.
Die Ergebnisse sollen eine fundierte Grundlage für zukünftige Entscheidungen liefern. Das Stadtplanungsamt kann so gezielt auf die Bedürfnisse der Bevölkerung eingehen, etwa bei der Verteilung des Verkehrsraums oder der Förderung des Radverkehrs.
Bürgerbeteiligung als Schlüssel für die Zukunft
Der wachsende Stellenwert der Bürgerbeteiligung ist in Bayreuth spürbar. Durch verschiedene Formate – von Veranstaltungen bis hin zu digitalen Plattformen – sollen möglichst viele Stimmen in den Planungsprozess einbezogen werden. Dies wird von Bürgern wie Paul Schindler, einem Student der Universität Bayreuth, positiv aufgenommen. Er lobt die Initiativen der Stadt, kritisiert jedoch, dass oft nur kurzfristige Lösungen diskutiert werden. Seiner Meinung nach sollte die Stadt auch langfristige, visionäre Konzepte stärker berücksichtigen.
Die Rolle der Medien und Transparenz
Ein zentraler Aspekt bei der erfolgreichen Bürgerbeteiligung ist die Kommunikation. Norck betont, wie wichtig die Zusammenarbeit mit den Medien ist, um die Bürger frühzeitig zu informieren und zur Teilnahme zu motivieren. Doch nicht nur das Informationsangebot, sondern auch die Transparenz im weiteren Verlauf der Planungen ist entscheidend. Bürger wie Paul Schindler wünschen sich mehr Einblick in den Fortschritt ihrer Vorschläge und eine regelmäßige Rückmeldung über den Stand der Umsetzung.
Ideen in die Realität umsetzen
Obwohl die Bürgerbeteiligung bei der Mobilitätswoche-Aktion auf positive Resonanz stößt, bleibt die Frage, wie viele der eingebrachten Ideen tatsächlich realisiert werden können. Die Stadt muss abwägen, welche Vorschläge umsetzbar sind und welche aus finanziellen oder rechtlichen Gründen auf längere Sicht warten müssen. Paul Schindler äußert seine Bedenken: “Ich kann nicht beurteilen, wie viel davon wirklich umgesetzt wird.” Dennoch sieht er die Beteiligungsverfahren als wichtigen Impulsgeber.