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Pflegeplanung

Pflege in Zahlen: Warum Bayreuth dringend handeln muss

Die Pflege älterer Menschen ist in Bayreuth ein dringendes Thema, denn der Bedarf wächst stetig. Eine neue Untersuchung des BASIS-Instituts zeigt, dass die Stadt in den kommenden Jahren vor großen Herausforderungen steht.

Mit einer durchdachten Planung möchte Bayreuth sicherstellen, dass es genügend Pflegeplätze gibt und pflegende Angehörige besser unterstützt werden. Dafür wurde das BASIS-Institut für soziale Planung, Beratung und Gestaltung beauftragt, den Pflegebedarf zu ermitteln. Die Ergebnisse wurden am Montag, den 18. November 2024, im Sozialausschuss vorgestellt.

Neue Zahlen zur Pflegebedürftigkeit

Laut der aktuellen Pflegestatistik liegt die Gesamtzahl der Pflegebedürftigen in Bayreuth bei 3.849 Personen (stationär, ambulant und ausschließlich häuslich versorgt). Recherchen zeigen jedoch, dass die tatsächliche Zahl höher liegt: Rund 4.803 Personen nehmen Pflegeleistungen in Anspruch, einschließlich Selbstzahlern und durch andere Kassenleistungen finanzierter Betreuungen.

Von diesen Pflegebedürftigen:

  • 1.067 Personen (22 %) werden stationär versorgt.
  • 3.736 Personen (78 %) werden zu Hause gepflegt, teils mit Unterstützung ambulanter Dienste.

Pflegeplätze und Kapazitätsmangel

Das Problem des wachsenden Pflegebedarfs wird immer deutlicher. Die Zahl der Pflegebedürftigen hat in den letzten fünf Jahren erheblich zugenommen. Die aktuelle Versorgungssituation zeigt:

  • 9 von 10 Pflegeeinrichtungen in Bayreuth können keine neuen Bewohner aufnehmen.

78% werden von Angehörigen zu Hause betreut

Die Pflege in häuslicher Umgebung nimmt weiter zu. 78 % aller Pflegebedürftigen werden zu Hause betreut, entweder durch Angehörige oder mit Unterstützung ambulanter Dienste. Dies führt zu einer erheblichen Belastung der pflegenden Angehörigen, von denen laut Bericht 6 von 10 selbst unter gesundheitlichen Beschwerden leiden. Besonders Frauen sind stark betroffen: 7 von 10 pflegenden Angehörigen sind weiblich.

Unveränderte Fördermittel seit 1999

Die Fördermittel für die Fachstelle für pflegende Angehörige wurden seit 1999 nicht erhöht und betragen weiterhin lediglich 6.100 Euro pro Jahr. Angesichts der gestiegenen Belastungen und Kosten wird dieser Betrag als völlig unzureichend angesehen. Hanspeter Buba, Geschäftsführer des BASIS-Instituts, fordert hier dringend eine Anpassung, um die Unterstützung pflegender Angehöriger zu verbessern.

Fachkräfte fehlen

Der Mangel an Pflegepersonal verschärft die Lage zusätzlich. Schon jetzt sind 48 Stellen in Bayreuth unbesetzt, davon 37 in der direkten Pflege und 11 in der Hauswirtschaft. „Der Pflegenotstand ist real und wird oft von Angehörigen abgefedert,“ betont Klaus Wührl-Struller (Die Grünen). „Aber wir können uns nicht darauf verlassen, dass das so bleibt. Die Stadt muss jetzt aktiv werden.“

Lösungen: Was die Stadt tun kann

Um die Pflege besser zu organisieren, schlägt das BASIS-Institut mehrere Maßnahmen vor, darunter:

  • Stärkung der Altenhilfe: Pflege muss als zentrale Aufgabe der Stadt gesehen und finanziell im Haushaltsplan verankert werden.
  • Kooperationen und Modellprojekte: Durch Zusammenarbeit mit anderen Kommunen, Pflegeeinrichtungen und sozialen Trägern können innovative Konzepte entstehen.
  • Unterstützung für Angehörige: Angebote wie die Mobile Seniorenberatung und der präventive Hausbesuch müssen langfristig gesichert und ausgebaut werden.

Klaus Wührl-Struller sieht die Stadt in der Pflicht: „Die Stadt muss koordinieren, initiieren und andere Akteure ins Boot holen. Wir dürfen nicht nur Konzepte erarbeiten – wir müssen handeln.“

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Konkrete Maßnahmen für die Pflegeplanung

  • Mehr Kurzzeit- und Tagespflegeplätze: Bis 2040 sollen Lücken in der Versorgung geschlossen werden.
  • Förderprogramme nutzen: Einige Träger greifen bislang nicht auf verfügbare Fördermittel zurück. Hier muss die Stadt Anreize schaffen.
  • Bessere Unterstützung für pflegende Angehörige: Beratungsdienste wie die Fachstelle für pflegende Angehörige sollen ausgebaut und stärker vernetzt werden.

Hanspeter Buba betont: „Die Kommune kann viel bewirken, sei es durch Flächenbereitstellung, lokale Infrastruktur oder Quartiersentwicklung.“

Beschluss: Verwaltung soll regelmäßig berichten

Der Sozialausschuss hat einstimmig beschlossen, dem Stadtrat zu empfehlen, die Verwaltung zu beauftragen:

  1. Bedarfszahlen regelmäßig zu überprüfen: Die Stadt soll regelmäßig analysieren, wie viele Pflegeplätze benötigt werden.
  2. Bericht über notwendige Maßnahmen: Die Verwaltung soll dem Stadtrat vorschlagen, welche Maßnahmen ergriffen werden müssen, um den Pflegebedarf zu decken.

„Die Zeit des Redens ist vorbei – wir müssen handeln“, fasst Klaus Wührl-Struller zusammen, der zufällig heute seinen 65. Geburtstag feiert.