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Wirtschaft

Wie Bayreuths Wirtschaft wachsen kann: IHK setzt auf bessere politische Rahmenbedingungen

von Michael Christensen

Mit Blick auf die neue Bundesregierung setzt die IHK Bayreuth auf bessere Rahmenbedingungen, um private Investitionen und das regionale Wachstum – vor allem im Wohnungsbau – zu fördern. Welche konkreten Maßnahmen sind nötig, damit Bayreuth wirtschaftlich stärker wachsen kann? Jörg Lichtenegger antwortet.

Wenn es nach der Bundesregierung geht, sollen private Investitionen mobilisiert und das regionale Wachstum angekurbelt werden. Auch in Bayreuth wäre dafür Luft nach oben – vor allem im Wohnungsbau, wie Vorsitzender IHK-Gremium Bayreuth Jörg Lichtenegger betont. Doch dafür müssten sich die Rahmenbedingungen grundlegend ändern.

Bürokratie als Wachstumshemmnis: IHK fordert radikalen Abbau

„Die Baubranche leidet unter einer Vielzahl an Vorschriften und unklaren Vorgaben“, heißt es von Seiten Lichteneggers. Das erschwere nicht nur den Neubau, sondern auch dringend nötige Sanierungen. Auch Unternehmen anderer Branchen sehen sich gezwungen, Investitionen zurückzuhalten – oder ins Ausland zu verlagern. „Die momentanen Rahmenbedingungen sind nicht dazu angetan, in Deutschland zu investieren.“

Ein zentrales Problem: Bürokratie. Die Liste an Hürden sei so lang, dass Unternehmen oft gar nicht wüssten, wo sie anfangen sollten. Entsprechend hoch seien die Erwartungen an das neu geschaffene Bundesministerium für Digitalisierung und Staatsmodernisierung. Doch nicht nur auf Bundes-, sondern auch auf Landes- und kommunaler Ebene sei ein radikaler Bürokratieabbau notwendig.

Gründungsgeist stärker fördern

Auch mit Blick auf Existenzgründungen sieht Jörg Lichtenegger Nachholbedarf. Die Gründungszahlen sind seit Jahren rückläufig – auch in Bayreuth. Dabei gebe es mit der Universität eine hervorragende Quelle kreativer und risikobereiter Talente. „Wir müssen diese Köpfe in der Region halten“, fordert er. Nötig sei ein Ort des Austauschs – etwa ein Gründerzentrum mit enger Verzahnung von Wissenschaft und Wirtschaft, ähnlich dem RIZ (Regionales Innovationszentrum).

Technologiestandort mit Potenzial

Beim Thema Spitzentechnologie sieht Lichtenegger Bayreuth gut aufgestellt: Unternehmen aus Maschinenbau, Werkstofftechnik und KI sind in der Region vertreten. Forschungsinstitutionen wie die Neue Materialien GmbH, das Fraunhofer-Zentrum oder BayBatt stärken den Standort.

Auch die Technologie Allianz Oberfranken (TAO), die Hochschulen und Wirtschaft vernetzt, spiele hier eine wichtige Rolle. „Oberfranken zählt zu den industriestärksten Regionen Europas – auch bei Patentanmeldungen“, betont er.

Schnelligkeit und Planungssicherheit gefordert

Damit Bayreuth am gesamtdeutschen Wachstum teilhaben kann, brauche es vor allem Planungssicherheit – und Tempo, der Vorsitzender IHK-Gremium Bayreuth. „Niemand investiert in eine Technologie, die in zwei Jahren womöglich politisch nicht mehr gewollt ist.“ Er fordert weniger Regulierung, bezahlbare Energie, steuerliche Entlastungen – und eine Beschleunigung bei Planungs- und Genehmigungsverfahren.

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Fachkräftesicherung bleibt zentrale Aufgabe

Der Fachkräftemangel bleibt eine der größten Herausforderungen für die Unternehmen – das hört man immer wieder. Lichtenegger begrüßt daher geplante steuerliche Entlastungen bei Überstunden sowie flexiblere Arbeitszeiten.

Wichtig sei auch die gezielte Anwerbung von Arbeitskräften aus dem Ausland – und eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Denn der Personalmangel etwa in der Pflege oder Kinderbetreuung führe zu Dominoeffekten bis in die Wirtschaft hinein.

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Wohnraum schaffen, aber wie?

Gerade bei der Gewinnung von Fachkräften sei auch bezahlbarer Wohnraum entscheidend – für Azubis genauso wie für junge Familien. Doch Lichtenegger sieht hier ebenfalls große Hindernisse. Es brauche rechtssichere, praxisnahe Vorgaben für die Baubranche, mehr technologische Offenheit und vor allem finanzielle Anreize statt neuer Verbote. „Sonst werden energetische Sanierungen und Neubauten auch künftig häufig ausbleiben.“

Hier ist vom Potenzial die Rede

Jörg Lichtenegger sieht großes Potenzial für die Wirtschaft in Bayreuth. Doch vieles hängt von den Entscheidungen der neuen Regierung ab. In Zeiten der Haushaltskonsolidierung auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene stellt sich die Frage: Welche Schritte sollten wann erfolgen? Investitionen – etwa in das Regionale Innovationszentrum (RIZ), in neuen Wohnraum oder in eine bessere Lebensqualität – lassen sich nicht alle gleichzeitig umsetzen. Doch wenn es gelingt, Bayreuth für Investitionen von Unternehmen und Privatpersonen attraktiver zu machen, kann Bewegung in die Region kommen. Klare Prioritäten sind jetzt gefragt.