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Wildtiere

Wolf in der Region: Wie gut helfen Zäune?

Der Wolf breitet sich langsam aber stetig aus; Und er ist nach wie vor geschützt. Eine Gefahr für Weidetiere, aber auch für Wildtiere. Wie weit darf der Schutz des Wolfes gehen?

Der Wolf scheidet die Geister. Viele haben Angst vor ihm, Landwirte machen sich Sorgen um ihre Tiere und Jäger warnen davor, dass der Wolf die Wälder unkontrolliert plündert und sich danach auch Menschen nähern könnte. Doch auf der anderen Seite hat der Wolf auch eine große Lobby. Tierschutzverbände beruhigen immer wieder: Die Wolfspopulation wachse stetig langsamer. Und der Wolf habe ein Recht hier zu sein. Schließlich hat der Mensch ihn in Mitteleuropa ausgerottet.

Schon gelesen? Vor kurzem ist ein Wolf bei Creußen von einem Auto angefahren worden.

Der Wolf ist geschützt

Der Wolf muss weiterhin geschützt werden, sagen Naturschutzverbände, weil er eine wichtige Rolle im ökologischen Gleichgewicht spielt. Deshalb ist der Schutz des Wolfes in nationalen und internationalen Vereinbarungen geregelt. Das Argument: Der Wolf gehört zur Natur und wirkt einer Überpopulation von Rehen entgegen. Das stimmt natürlich – pflichtet Harald Köppel vom Bauernverband bei. Allerdings hat sich unsere Kulturlandschaft in den letzten Jahren seit Ausrottung des Wolfes verändert. “Es gibt kaum mehr diese hunderte Hektar großen Wälder und unberührten Landschaften, in denen der Wolf in Rudeln umherziehen kann”, gibt er zu bedenken. Deutschland sei viel zu dicht besiedelt, um eine Ausbreitung des Wolfes auszuhalten.

Wölfe als Räuber

Immer wieder und immer häufiger käme es zu Zwischenfällen mit Herdentieren, die dem Wolf eingesperrt auf ihren Koppeln ohne Fluchtmöglichkeit ausgesetzt sind. Würde der Wolf ab und an ein Tier holen und fressen, wie es beispielsweise der Luchs tut, könnte man vielleicht mit ihm leben, sagt Köppel. Doch die Realität ist offenbar eine andere: Der Wolf holt sich die besten Stücke jeden Tieres und lässt die angefressenen Kadaver dann zurück, beschreibt er. Es klinge gut, wenn man sagt, mit dem Wolf schütze man die Natur. “Doch die wenigsten Menschen überblicken, was das heißt: „Natur ist mehr als niedliche kuschelige Wolfsbabys und ab und an ein totes Reh”, sagt Harald Köppel. Er vertritt den Bauernverband in Bayreuth und auch die Jäger im Fichtelgebirge. Er hat schon mehrere Tiere gesehen, die von Wölfen gehetzt und qualvoll getötet wurden.

Grausame Funde

“Wenn ein Landwirt morgens auf seine Weide kommt und mehrere Kälber in einem Zustand findet, den man eigentlich nicht beschreiben will – angefressen, zu Tode gehetzt, gequält – das hinterlässt Spuren; beim Landwirt und auch in der Herde” , sagt er. Auch über offen gelassene Fenster sei der Wolf schon in Ställe eingedrungen und habe sich Kälber geholt. Bei den Wildtieren sieht er es ebenso: “Rehe, die von hinten angefressen sind und noch atmen – ich kann nicht verstehen, wie jemand, der sich selbst Tierschützer nennt, so etwas zulassen kann”, denn im Gegensatz zu früheren Zeiten, gebe es heute die Möglichkeit Wildtiere auf schonende Weise zu dezimieren. “Wenn ein gut ausgebildeter Jäger heute mit modernen Waffen ein Reh schießt, merkt das Tier kaum was davon. Es ist ein schneller und möglichst schonender Tod ohne Angst. Wer den Tieren stattdessen den Wolf auf den Hals hetzt, den kann ich als Tierschützer nicht ernst nehmen”.

Schutzstatus bleibt unangetastet

Dass sich Jäger und Landwirte dennoch mit dem Wolf arrangieren müssen, steht außer Frage. So schnell wird er nicht mehr verschwinden und der grundsätzliche Schutzstatus bleibt vorerst ebenso unangetastet. Der Ständige Ausschuss der Berner Konvention hat unlängst beschlossen, den Schutzstatus des Wolfes von “streng geschützt” auf “geschützt” herabsenken zu wollen. Nun wäre es an der Kommission, einen entsprechenden Vorschlag zu machen, um die Gesetze zu ändern. Nachdem der Wolf vor mehreren Jahrzehnten tatsächlich vom Aussterben bedroht war, haben sich seine Bestände mittlerweile erholt. Wie das Bundesamt für Naturschutz (BfN) mitteilt, wurden im Monitoringjahr 2023/24 209 Wolfsrudel, 46 Paare und 19 sesshafte Einzeltiere in Deutschland festgestellt. Das entspricht einem Anstieg der Territorien um etwa 3,5 Prozent zum Vorjahr.

Mehr Zäune um die Herden zu schützen

Die Herabstufung des Schutzstatus ist also durchaus möglich. Der Naturschutzbund NABU hält die Senkung des Schutzstatus für einen falschen Schritt. Marie Neuwald, NABU-Expertin für Wölfe und Beweidung betont: “Eine einfachere Entnahme oder gar Bejagung des Wolfes allein wird nicht für mehr Abstand zu Weidetieren sorgen, effektiver Herdenschutz hingegen schon. Nicht der Wolf ist das Problem, sondern zu wenig Förderung und Finanzierung von Herdenschutz”. Herdenschutz: Das bedeutet mehr Zäune. Doch die müssen nicht nur aufgestellt, sondern auch intensiv und mit viel Aufwand gepflegt werden. 

Ein gutes Signal – wenn auch ein sehr teures – sind diese Herdenschutzzäune. Doch viel mehr als ein Sinal sind sie auch nicht, meint Harald Köppel.

„Die einzig wirklich funktionierenden Zäune sind die im Zoo. Das was bei uns gefördert wird, ist keineswegs sicher!“ sagt Harald Köppel.

Vor ein paar Monaten haben wir darüber mit einem Weidetierhalter gesprochen. Er meint wie Köppel: Zäune allein bringen nicht viel. Herdenschutzhunde müssen die Herden bewachsen: Und das erfordert mehr als nur Geld, sondern eine gute Ausbildung und stetige Pflege.

Neue Zäune bei Betzenstein

Nach den jüngsten Wolfsrissen in Betzenstein und Kirchenlamitz kann dort im Bereich Bischofsgrün und auch Goldkronach mit staatlicher Förderung an Wolfszäunen gebaut werden. Ein Jahr lang haben die Landwirte dafür Zeit. Für Köppel wäre die beste Lösung nicht die Herdentiere einzusperren, sondern die Wölfe auf bestimmte Gebiete zu begrenzen.

Wolf einsperren oder aussperren?

“Es gibt ehemalige Truppenübungsplätze und auch sonst im Osten Deutschlands einige Bereiche, die praktisch nicht besiedelt sind. Die würden eine gewisse Wolfspopulation sicher wegstecken. Aber bei uns im dicht besiedelten Bereich, werden sich Wolf und Mensch immer wieder und immer häufiger in die Quere kommen”, und er ergänzt: “In anderen Ländern, in denen es den Wolf noch gibt, können sie weder Kinder noch Tiere vor die Tür lassen, weil der Wolf eine stetige Gefahr ist.

Weit ist es nicht mehr, dass das bei uns auch so ist. Verstehen warum man das will, kann ich nicht.”