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Bayern bekommt Konkurrenz: Auch Baden-Württemberg erlaubt lokale Online-Casinos
Das Alleinstellungsmerkmal der Bayern scheint vorbei. In Baden-Württemberg hat man sich dazu entschieden, Online-Casinos auf lokaler Ebene ebenfalls zuzulassen.
Für Bayern selbst kein Nachteil, da die beiden Bundesländer nicht in Konkurrenz zueinander stehen.
Stattdessen kann sich der Freistaat zuschreiben, womöglich als gutes Beispiel für andere Bundesländer voranzugehen. Unterschiede bei der Handhabung gibt es aber trotzdem. Baden-Württemberg verfolgt ein anderes Konzept als Bayern selbst.
So funktionieren legale Online-Spielcasinos in Bayern
Seit 2021 gilt der Glücksspielstaatsvertrag und seither vergibt die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder Lizenzen an seriöse Glücksspielbetreiber. Eine vorhandene Konzession berechtigt unter anderem zur Bereitstellung von Spielautomaten im Internet. Um beliebte Spiele wie Eye of Horus zocken zu können, müssen sich Spieler zuvor registrieren und ihre Daten verifizieren lassen.
Der GlüStV wurde ins Leben gerufen, um Glücksspiel im Internet sicherer zu machen. Ein immer wieder diskutierter Kritikpunkt ist das rigorose Verbot von Tischspielen im Internet. Die GGL vergibt diesbezüglich keine Lizenzen, erlaubt sind nur Poker, Automatenspiele und Sportwetten.
Das Bundesland Bayern hat einen Sonderweg für sich gefunden und ist mit einem legalen Online-Casino an den Start gegangen. Wie ist das möglich, wenn Tischspiele wie Roulette und Co. eigentlich verboten sind?
Es handelt sich nicht um einen privaten Anbieter, sondern um ein staatliches Angebot der Spielbanken in Bayern. Besonderheit hierbei ist, dass das Angebot nicht in ganz Deutschland zur Verfügung steht, sondern nur für Spieler aus Bayern. Wer teilnehmen möchte, muss sich mit seinen Daten registrieren und nachweisen, dass der Wohnsitz in Bayern liegt.
Am 15. Januar 2024 wurde die Spielbank bereits auf der Whitelist der GGL gelistet, damit ist der Onlinedienst offiziell legal. Spieler haben hier die Möglichkeit, auf verschiedene Roulette-Varianten und Blackjack sowie auf Poker zuzugreifen.
Anders als in Online-Spielotheken stehen hier aber keine Spielautomaten zur Verfügung. Wer seine Lieblingsspiele am Slot zocken möchte, ist weiterhin auf legale und in Deutschland lizenzierte Online-Spielotheken angewiesen.
Das sind die Pläne von Baden-Württemberg
Nachdem das Angebot in Bayern gut angenommen wurde, möchte auch Baden-Württemberg nachziehen und ein legales Online-Casino auf den Markt bringen. Im Stuttgarter Landtag wurde der Gesetzentwurf zur Reformierung des Landesglücksspielgesetz mit mehrheitlichen Stimmen befürwortet.
Das Konzept ist ähnlich, aber nicht identisch wie in Bayern. Baden-Württemberg plant, der staatlichen Toto-Lotto-GmbH das Monopol zu übertragen. Grund für die Entscheidung ist, dass es bislang bei aufsichtsrechtlichen Zusammenarbeiten stets transparent und professionell ablief.
Geplant ist eine Online-Plattform, die klassische Tischspiele, aber auch Spielautomaten anbieten kann. Wie in Bayern auch, wird das Angebot nur für Spieler aus Baden-Württemberg zur Verfügung stehen. Genutzt werden darf es von Spielern ab 18 Jahren, die ihren Wohnsitz nachweisen können.
Schleswig-Holstein geht den kompletten Sonderweg
Glücksspiel und die dazugehörigen Spielbanken gehören in den Bundesländern schon seit Jahrzehnten zur Kultur. Schleswig-Holstein ist seit einigen Jahren für die Bereitschaft zu Sonderwegen bekannt. Das Bundesland vergab als einiges schon vor 2021 Lizenzen für Glücksspielanbieter und erlaubte Online-Casinos für seine Einwohner. Mit dem GlüStV trat eine erstmals einheitliche Regel in Kraft und auch in Schleswig-Holstein wurde das Online-Tischspiel verboten.
Nun aber geht man auch hier einen Sonderweg und hat ein einzigartiges Lizenzierungssystem ins Leben gerufen. Vier Glücksspielunternehmen erhalten durch das Ministerium für Inneres, Kommunales, Wohnen und Sport Lizenzen, die zur Durchführung von Online-Casinospielen berechtigen.
Alle Betreiber haben bereits GGL-Lizenzen und bieten in Deutschland mindestens eine, meist sogar mehrere Online-Spielotheken an. Schleswig-Holstein hat mit dem Sonderweg dazu geführt, dass die Spielbank SH GmbH ernstzunehmende Konkurrenz bekommt. Bislang waren die vier Casinos im Bundesland die einzige Möglichkeit, Tischspiele spielen zu können.
Mehr Online-Casinos für die Eindämmung des Schwarzmarktes?
Als man sich gegen Online-Tischspiele entschied, gab es dafür einen Grund. Spiele wie Blackjack und Roulette gelten als besonders gefährlich im Hinblick auf Spielsucht. Die Spieler könnten online und ohne die Aufsicht durch den Croupier dazu verleitet werden, hohe Summen in kürzester Zeit einzusetzen. Für Poker wurde ein Sonderstatus eingerichtet, weil das Spiel nicht nur auf Glück, sondern auch auf Taktik basiert.
Das zweite große Ziel des Glücksspielstaatsvertrags bestand darin, den Schwarzmarkt einzudämmen. Es deutet vieles darauf hin, dass das Tischspielverbot dem entgegensteht. Spieler nutzen ihre Möglichkeiten und wenn Deutschland keine Spiele wie Roulette und Co. anbietet, wird der Schwarzmarkt umso interessanter.
Anbieter aus dem Ausland sind nicht zwingend unseriös, sondern lediglich für den deutschen Markt nicht zugelassen. Lizenzen von Behörden wie der Malta Gambling Authority stehen für Sicherheit, sie berechtigen den Anbieter aber nicht zum Betrieb des Casinos in Deutschland. Wie eine Studie der Universität Leipzig aus dem Jahr 2023 zeigte, hat der GlüStV nicht zu einem Rückgang der Schwarzmarktaktivitäten geführt, sie werden stattdessen bei knapp 50 % vermutet.
Wenn das Online-Casino mitsamt Tischspielen nun in immer mehr Bundesländern legal wird, könnte das ein erster Schritt gegen die Aktivitäten auf dem Schwarzmarkt sein. Allerdings birgt der deutsche Flickenteppich wieder neue Risiken. Bayern, Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein erlauben Tischspiele, in anderen Bundesländern gibt es noch kein solches Angebot. Es ist fraglich, ob sich Spieler aus Hessen, NRW und anderen Teilen Deutschlands benachteiligt fühlen und dadurch noch stärker auf den Schwarzmarkt zurückgreifen.
In Hessen wurde zumindest 2024 bereits gemunkelt, dass ein ähnliches Angebot geplant sein könnte. In Kassel wollte man online gehen, erntete damit aber viel Kritik.
Flickenteppich oder einheitliche Regelungen geplant?
Für Spieler aus BaWü ist der neue Plan ein Vorteil, denn sie können dadurch endlich das gesamte Glücksspielportfolio im Internet nutzen. Andere Bundesländer haben das Nachsehen. Eventuell könnten die Beispiele Bayerns, Schleswig-Holsteins und Baden-Württembergs dazu führen, dass auch andere Bundesländer eine Regelung treffen und ein Casino ans Netz bringen.
Aus politischer Sicht wäre allerdings eine einheitliche Regelung begrüßenswert. Durch den jetzt entstehenden Flickenteppich ist es schwieriger, die Gründe des GlüStV zu kommunizieren und den Spielern Sicherheit zu bieten. Es gibt keine logische Erklärung dafür, warum ein Urlauber in Bayern im Online-Casino spielen darf, bei seiner Heimkehr nach Hessen aber nicht mehr.
Hinzu kommt, dass mit Ausnahme von Schleswig-Holstein die privaten und lizenzierten Anbieter im Nachteil sind. Sie haben bislang keine Möglichkeit, Lizenzen zu beantragen und ihr sicheres Angebot auf den Markt zu bringen. Eine Freigabe für den gesamten Casino-Markt mit der Möglichkeit des Lizenzerwerbs könnte den Wettbewerb stärken und das Angebot für Spieler verbessern.