Zuletzt aktualisiert am
Gesundheit
Schlimme Ereignisse können die Entstehung von Anpassungsstörungen begünstigen
Psychische Erkrankungen spielen heutzutage im Leben vieler Menschen eine große Rolle. Zahlreiche Personen sind entweder selbst betroffen oder kennen jemanden, der gerade gegen Depressionen, eine Angsterkrankung o. ä. kämpft.
Einer vergleichsweise aktuellen Statistik zufolge wurden im Jahr 2020 bei 18 Prozent der Krankenhausbehandlungen von 15- bis 24-jährigen psychische Erkrankungen diagnostiziert.
Auch die sogenannten Anpassungsstörungen sind weit verbreitet. Aber worum handelt es sich bei einer Anpassungsstörung eigentlich genau? Das Beschwerdebild erscheint in den Medien oft etwas weniger präsent als Depressionen. Möglicherweise deswegen, weil zahlreiche Personen unter einer Anpassungsstörung leiden, ohne zu wissen, dass es eine Bezeichnung für ihre Krankheit gibt? Umso wichtiger ist es, hier aufzuklären und so dafür zu sorgen, dass die Betroffenen erkennen, dass sie nicht allein und der Krankheit nicht schutzlos ausgeliefert sind.
Wie äußert sich eine Anpassungsstörung?
Anpassungsstörungen können durch schlimme Ereignisse und Traumata hervorgerufen werden. Die Symptome sind breit gefächert und jeder erlebt die Störung anders. Vor allem dann, wenn übermäßig starke Ängste, Sorgen und emotionale Verwirrtheit den Alltag bestimmen, ist es an der Zeit, hellhörig zu werden. Manche Menschen sind nicht mehr dazu in der Lage, ihren Alltag zu bestreiten und fühlen sich überfordert. Hin und wieder entwickeln sie auch eine Nikotin Sucht und versuchen so, sich zu beruhigen.
In einigen Fällen kann das Beschwerdebild auch psychosomatisch werden und dementsprechend körperliche Beschwerden, wie zum Beispiel Verspannungen oder Kopfschmerzen, hervorrufen. Manche Betroffene haben auch Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren und verlieren die Freude am Leben.
Wie verändert der Krieg in Europa das Bewusstsein der Menschen?
In wissenschaftlicher Hinsicht interessant ist es unter anderem, dass nicht immer das oben erwähnte Trauma als „Einzel-Vorkommnis“ dafür sorgen muss, dass eine Anpassungsstörung entsteht. Manchmal ist es auch eine Vielzahl an Stressfaktoren, die dafür sorgt, dass ein Mensch irgendwann „nicht mehr kann“.
Ein Beispiel: Die Nachrichten, die jeden Tag über den Krieg in der Ukraine berichten, lassen auch viele Menschen in Deutschland nicht kalt. Die psychische Belastung derer, die sich das Thema sehr zu Herzen nehmen, sollte nicht unterschätzt werden. In einer solchen Situation genügt ein „kleineres Ereignis“, wie zum Beispiel eine teure, aber nötige Reparatur des Autos, um das Fass schlussendlich zum Überlaufen zu bringen.
In einer Zeit, in der das Stresslevel, sicherlich auch aufgrund der Inflation und den dazugehörigen Preissteigerungen, ohnehin sehr hoch ist, braucht es am Ende manchmal nicht viel, um eine Anpassungsstörung hervorzurufen.
Wie wird eine Anpassungsstörung diagnostiziert?
Eine Anpassungsstörung weist unter anderem verschiedene Parallelen zu anderen psychischen Erkrankungen auf. Daher ist es umso wichtiger, sich an einen Experten zu wenden. Die erste Anlaufstelle ist hier – wie so oft – der behandelnde Hausarzt. Dieser wird bei Bedarf an einen Psychologen bzw. an eine Klinik überweisen.
Fragen, die mit Hinblick auf die Diagnose einer Anpassungsstörung eine wichtige Rolle spielen, sind:
- Wie eingeschränkt fühlen Sie sich im Alltag?
- Sind Sie dazu in der Lage, Ihr „normales Leben“ noch zu leben oder gibt es bereits Einschränkungen?
- Gab es ein bestimmtes Ereignis, das die Symptome verschärft hat?
- Wie reagiert Ihr Umfeld?
- Wie stressig ist Ihr Leben aktuell?
- Besteht vielleicht sogar Suizid Gefahr?
Die Antworten auf diese und weitere Fragen helfen den Medizinern dabei, die aktuelle Situation noch besser einschätzen zu können. Die gute Nachricht ist, dass eine Anpassungsstörung in der Regel gut mit einer entsprechenden Therapie behandelt werden kann.
Von einer Art „Selbst-Therapie“ ist in jedem Falle abzusehen. Anpassungsstörungen sind in der Regel tief in der Seele verankert. Es braucht professionelle Hilfe und die Betreuung durch einen Experten, um hier wieder den Weg zurück in ein möglichst entspanntes und sorgenfreies Leben zu finden.
Anpassungsstörungen: Die Therapie
Eine Anpassungsstörung wird mit Ansätzen aus dem verhaltenstherapeutischen bzw. psychoanalytischen Bereich behandelt. Wichtig ist, auf die individuellen Bedürfnisse, Sorgen und Ängste der Patienten und Patientinnen einzugehen. Eine Art „Standardbehandlung“ gibt es nicht. Vor allem dann, wenn die Anpassungsstörung nur leicht ist, stehen die Heilungschancen gut. Auch dem Umfeld der Betroffenen kommt in diesem Zusammenhang eine wichtige Bedeutung zu. Sie können auch dabei helfen, die Betroffenen ein Stückweit von ihrem emotionalen Druck zu befreien.
Vor allem dann, wenn die Anpassungsstörung etwas ausgeprägter ist, kommen oft auch Medikamente zum Einsatz. So können Schlafmittel den Betroffenen helfen, am Abend zur Ruhe zu kommen. Benzodiazepin Medikamente zeichnen sich durch eine angstlösende Wirkung aus. Sie können jedoch abhängig machen und sollten daher niemals zu lange eingenommen werden.
Je nachdem, in welcher Verfassung sich der Patient befindet, können unter anderem auch Anti-Depressiva zum Einsatz kommen.
Wichtig ist in jedem Fall, dass der oder die Betroffene für sich selbst erkennt, dass es wichtig ist, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Hierbei handelt es sich um den berühmten ersten Schritt, auf dem aufgebaut werden kann.