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Landwirtschaft

Bayerische Bauern und der Hanfanbau

Von der Legalisierung von Cannabis erhoffen sich bayerische Landwirte eine tiefgreifende Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Lage.

Bayerische Bauern der Legalisierung von Cannabis nicht abgeneigt

Die neue Regierung in Berlin möchte noch in dieser Legislaturperiode das Cannabisverbot abschaffen. Dadurch solle der Jugend- und Verbraucherschutz gestärkt sowie Justiz und Polizei entlastet werden. Zudem würde der Schwarzmarkt ausgetrocknet und die staatlichen Einnahmen um bis zu 4 Milliarden Euro aufgestockt werden.

In Bayern ist die Meinung geteilt, vornehmlich Politiker aus den Reihen der CSU stehen dem Projekt eher skeptisch gegenüber.

Landwirte im Allgäu begeistert von Hanf

Während die Debatte um die bundesweite Legalisierung von Cannabis an Fahrt gewinnt, bauen im Südosten der Republik bayerische Landwirte schon seit geraumer Zeit Nutzhanf an. Dabei handelt es sich um Cannabissorten, die ohne den rauschfördernden Wirkstoff THC (Tetrahydrocannabinol) auskommen.

Die Pflanzen werden in der Industrie zu Dämmmaterial verarbeitet und dienen als robuste Stoffe für Kleidung. Zudem wird aus diesen EU-zertifizierten Pflanzen CBD (Cannabidiol) gewonnen, das als Nahrungsergänzungsmittel derzeit viele Liebhaber findet. Der Fall des Verbotes könnte ihnen riesige Geschäftsfelder eröffnen.

Bisher nur Nutzhanf erlaubt

Nutzhanf darf bisher nur von lizenzierten Landwirten angepflanzt werden. Daneben ist in Deutschland noch der Anbau von medizinischem Cannabis erlaubt, wird dieser doch seit 2017 auf Rezept verschrieben. Aufmerksamkeit erregte jetzt ein Projekt im Allgäu. Dort hatten 2021 sechs Landwirte Nutzhanf auf einer Fläche von 25 Hektar angebaut. Sie erhoffen sich beim derzeitigen Preisverfall von Milch und Fleisch eine Verbesserung ihrer Einkommensstruktur.

Die Ergebnisse lassen sich sehen. Das ist auch nicht weiter verwunderlich, war die Hanfpflanze doch über lange Jahrhunderte hierzulande heimisch. Die Experten von Zamnesia.com betonen darüber hinaus, dass Hanf ohne Einsatz von Pestiziden sehr schnell wächst. Nächstes Jahr möchten die Bauern aus dem Allgäu 1.000 Hektar mit der vielseitigen Nutzpflanze besetzen.

Kampf um Zulassung weiterer Sorten

Derzeit sind nur 52 legale Sorten bei der EU gelistet. Die Anbauer würden es begrüßen, dass weitere Sorten eine Zulassung bekommen. Es wird gehofft, dass Cannabis dadurch aus der Schmuddelecke herauskommt.

Noch stoßen die Landwirte nämlich auf eine Wand von Vorurteilen. So melden immer wieder Spaziergänger, die an den Feldern vorbeilaufen, die Plantagen bei der Polizei.

Großes Wachstum bei Hanf

Hanf bzw. Cannabis lässt sich zu 100 % verwerten. Sowohl die Blüten als auch die Samen, Blätter und Stängel entfalten ihre Vorzüge in den verschiedensten Produkten. Das hat viele Landwirte dazu bewegt, in den Hanfanbau einzusteigen.

Laut der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung arbeiteten 2021 schon mehr als 800 landwirtschaftliche Betriebe auf knapp 6.500 Hektar mit Hanf. Dadurch wird gerade ein Fundament an Know-how gelegt, dass im Falle der Legalisierung von Cannabis zu Genusszwecken dringend gebraucht werden wird.

Umsetzung der Legalisierung nimmt Zeit in Anspruch

Dass die Einführung der Legalisierung reibungslos vonstattengeht, davon gehen jedoch die wenigsten aus. Stehen dem Unterfangen doch noch einige Hürden im Wege. So wird eine Umsetzung auch dadurch verzögert, dass die Bundesrepublik aus dem Einheitsabkommen über Betäubungsmittel der Vereinten Nationen austreten muss. Zudem sind europaweit die Import- und Exportgesetze anzupassen. Bisher ist nur der Handel mit medizinischem Cannabis grenzüberschreitend erlaubt.

Aus Bayern kommt Widerstand

Die bayerischen Spitzenpolitiker sehen die Legalisierung von Cannabis eher kritisch und versuchen, den Prozess zu bremsen. Sowohl der Innenminister Joachim Herrmann als auch die Drogenbeauftragte der letzten Regierung Daniela Ludwig, beide CSU, versäumten es in der Vergangenheit nicht, sich für einen Erhalt des Verbotes von Cannabis einzusetzen. Allerdings ist der Einfluss bayerischer Politik in Berlin nun deutlich geschrumpft.

Bedarf wächst rasant

Bei einer Legalisierung gehen Experten von einer Explosion der Nachfrage aus. Schließlich würde dadurch der weltweit größte nationale Markt für Cannabis geschaffen. 2021 wurden für medizinische Zwecke in Deutschland 2,6 Tonnen Cannabis angebaut. Zusätzlich wurden 18 Tonnen vornehmlich aus Kanada eingeführt, um die Versorgung der Bevölkerung zu sichern.

Beim Fall des Verbotes wird mit einem Bedarf von 200 bis 400 Tonnen jährlich gerechnet, mithin die 10- bis 20-fache Menge. Wer sich also heute schon um den Hanfanbau verdient gemacht hat, scheint einer goldenen Zukunft entgegenzusehen.