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Gesundheit

Statistik Pflegekräfte: Viele Krankenpfleger benötigt

In Deutschland ist der Pflegekräftemangel seit längerer Zeit ein heiß diskutiertes Thema. Es fehlt nach wie vor an Pflegepersonal: Nach Angaben des Deutschen Pflegerates wird es 2030 an 500.000 Pflegefachkräften mangeln. In den letzten Jahren wurden mehr als 40 neue Gesetze erlassen, die die Bedingungen in der Pflege verbessern sollen. Allerdings haben sie nicht zu den gewünschten Ergebnissen geführt.

Pflegenotstand in Deutschland

Insgesamt gibt es in der Bundesrepublik aktuell knapp zwei Millionen Pflegekräfte. Seit 1999 ist die Anzahl der Beschäftigten in der Pflege stetig gestiegen. Doch auch die Anzahl der über 60-Jährigen steigt – und zwar so stark, dass die Pflegekräfte nicht mithalten können. Derzeit wird von mehr als vier Millionen Pflegebedürftigen ausgegangen, Tendenz steigend. Bis zum Jahr 2030 werden es sogar sechs Millionen sein. Das entspricht rund 8 Prozent der Gesamtbevölkerung. Kein Wunder also, dass immer mehr Pflegekräfte gesucht werden und man vermehrt offene Krankenpflege Stellenangebote findet. Derzeit kommt die Statistik auf eine Lücke von etwa 120.000 Fachkräften. Die aktuelle Tendenz wird diese Lücke in den kommenden Jahren mit hoher Wahrscheinlichkeit noch weiter vergrößern.

Krankenpfleger und die Coronapandemie

Die Coronapandemie hat unter Pflegekräften für Unmut gesorgt. Verschärfte Hygienebedingungen in Kombination mit Überbelegungen und einem körperlich und psychisch fordernden Beruf brachte viele Pflegekräfte an ihre Grenzen. Anfang 2022 wurde beschlossen, dass Krankenpfleger für ihre Arbeit während der Pandemie einen Pflegebonus erhalten sollten Mit dem Pflegebonus soll ihre Leistung von währen der Corona-Pandemie gewürdigt werden. Dafür sollen 500 Millionen Euro für Krankenhäuser sowie Pflegeeinrichtungen zur Verfügung gestellt werden. Das sich die Einigung auf die genaue Höhe der Prämie hinzog, ließ allerdings viele Krankenpfleger mit Sorge und Skepsis in die Zukunft blicken. Nicht wenige haben in der Zwischenzeit ihren Beruf gewechselt oder tragen sich weiterhin mit dem Gedanken.

Neues Ausbildungsgesetz verstärkt den Fachkräftemangel

Bisher entschieden sich Pflegefachkräfte im Laufe der Ausbildung für eine Spezialisierung. Sie konnten sich zum Krankenpfleger, Kinderkrankenpfleger oder Altenpfleger ausbilden lassen. Seit Januar gibt es nun eine neue generalistische Ausbildung. Währen dieser lernen die Auszubildenden in den ersten beiden Jahren gemeinsam, bevor sie sich für das dritte Lehrjahr entscheiden, ob sie weiterhin den generalistischen Ansatz wählen oder eine Spezialisierung. Erstere schließen ihre Ausbildung mit dem Titel Pflegefachmann/-frau ab. Die anderen wählen den Weg zum/-r Altenpfleger/in oder Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger/in. Der Vorteil besteht darin, dass die allgemeine Grundausbildung die Fachkräfte auch für die anderen Teilbereiche befähigt und so aus mehr Stellen wählen kann. Umgekehrt stehen für Arbeitgeber mehr Bewerber zur Verfügung.

Pflegenotstand in der Altenpflege am höchsten

Die Einführung der generalistischen Pflegeausbildung wirkt sich für die Altenpflege allerdings genau gegenteilig aus. Altenpfleger verdienen im Monat rund 500 Euro weniger als Krankenpfleger. Werden die Gehälter nicht so bald wie möglich aneinander angeglichen, droht der Altenpflege ein noch größerer Personalmangel. Besonders in der Altenpflege mangelt es nämlich an Pflegekräften. Laut Angaben des Bundesgesundheitsministeriums dauert es durchschnittlich 171 Tage, bis eine Stelle in der Altenpflege mit der passenden Fachkraft besetzt werden kann. Zwar lieben viele Altenpflegekräfte ihren Job, dennoch kommen auf 30 Pflegebedürftige teilweise nur zwei Pflegekräfte.

Auch der Trend zur stationären Pflege trägt zum Pflegenotstand bei. Liegt der Pflegeschlüssel bei der ambulanten Pflege bei einer Pflegekraft pro zwei Patienten, gilt in der stationären Pflege ein Verhältnis von 1:1. Dies ist für viele Pflegekräfte attraktiver als eine Beschäftigung in Krankenhäusern und Pflegeheimen. Aber auch die ambulante Pflege ist vom Pflegenotstand betroffen. Dadurch nehmen viele Pflegedienste keine neuen Patienten an und lösen sogar bestehende Verträge auf.

Wie ist es zum Pflegenotstand gekommen?

Die ersten Erwähnungen eines Pflegenotstandes stammen aus den 1960er-Jahren, als in Deutschland die Altenpflege ebenso wie Krankenhäuser ausgeweitet wurden. Damals – genau wie heute – warb man im Ausland um ausgebildete Krankenpfleger, da es an deutschen Pflegekräften fehlte. Schuld an der heutigen Situation ist vor allem der demografische Wandel: Der Lebenswandel und die medizinische Versorgung erhöhen die Lebenserwartung. Damit steigt aber neben der Anzahl alter und pflegebedürftiger Menschen natürlich auch die Länge der Lebensphase, in der diese Betreuung notwendig wird.

Ein weiterer Grund für den katastrophalen Fachkräftemangel in der Pflege ist die geringe Wertschätzung des Berufs in Deutschland. Im internationalen Vergleich liegen Arbeitsbedingungen und Entlohnung weit unter dem Durchschnitt. Krankenpfleger fühlen sich überfordert, viele treten frühzeitig in den Ruhestand, andere wiederum wechseln wie bereits erwähnt gänzlich den Beruf. Vor allem die Pandemie hat hier mitgewirkt, denn seit der Coronakrise geben zahlreiche Pflegekräfte an, die psychische Belastung im Arbeitsalltag nicht mehr aushalten zu können.

Maßnahmen zur Beseitigung des Pflegenotstandes

Die Regierung hat bereits einige Maßnahmen ergriffen, die dem Pflegenotstand entgegenwirken sollen. Die Neuorganisation der Pflegeausbildung ist EU-weit anerkannt. Gleichzeitig soll das Fachkräfteeinwanderungsgesetz Pflegekräften aus dem Ausland die Arbeit in und die Einreise nach Deutschland erleichtern.

Ein Gesetz für bessere Löhne in der Pflege soll verbindliche Lohnuntergrenzen geschaffen. So liegt der Mindestlohn in diesem Bereich mit 15,40 EUR rund 4,50 Euro über dem generellen Mindestlohn in Deutschland.

Trotz dieser Tendenzen und Maßnahmen sehen Experten die Zukunft kritisch. Weitere Maßnahmen zur Behebung des Pflegenotstands sind dringend nötig. zu beheben.