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Homeoffice

Unternehmer wollen die Mitarbeiter wieder im Büro sehen

Ein halbes Jahr Lockdown. Viele Angestellte sind bereits seit dem November vergangenen Jahres im Homeoffice. Die Erfahrungen auf Arbeitnehmer und Arbeitgeberseite, aber auch auf der Seite der Kunden fallen oft sehr unterschiedlich aus.

Der Gesetzgeber hatte die sogenannte Corona-Arbeitsschutzverordnung erst kürzlich bis zum 30. Juni 2021 verlängert. Demnach müssen Arbeitnehmer überall da, wo es möglich ist zu Hause arbeiten.

Viele Arbeitgeber wollen nun, dass die Pflicht die Mitarbeiter zu Hause arbeiten zu lassen angesichts der wieder gesunkenen Infektionszahlen in Franken, wie auch in ganz Deutschland wieder im Büro erscheinen. Ähnlich geht es auch vielen Arbeitnehmern, die sich ein Ende des Homeoffice wünschen, da sie den persönlichen Kontakt mit den Kollegen und Kunden vermissen. Andere dagegen wollen weiterhin zu Hause arbeiten. Auf Seiten der Gewerkschaften macht man sich Sorgen um die Gesundheit der Angestellten und ist eher dafür die Pflicht zum Homeoffice noch beizubehalten.

Nicht jeder kommt auf Dauer mit dem Arbeiten zu Hause zurecht

Die Straßencafés und Biergärten füllen sich langsam wieder. Auch Shopping ist mit einem Corona-Test wieder drin. Dennoch sind viele Menschen weiterhin dazu angehalten zu Hause zu arbeiten. Der Alltag spielt sich daher überwiegend zu Hause ab. Morgens geht es nach dem Frühstück an den Schreibtisch, dann gibt es endlose Videokonferenzen per Zoom mit den Kollegen und Kunden, dazu Papierkram und anderes, mittags wird beim Lieferdienst bestellt, um dann noch ein paar Stunden weiterarbeiten zu können.

Nach Feierabend wird sich dann um den Haushalt und die Familie gekümmert und abends geht es dann zum Entspannen auf Sofa für ein paar Folgen Netflix oder kostenlos online Roulette spielen. Viele verlassen ihr zu Hause oft tagelang nicht. So oder so ähnlich kann man sich bei vielen die tägliche Routine im Lockdown mit Homeoffice vorstellen. Was dabei zu kurz kommt, sind jedoch die persönlichen Gespräche von Angesicht zu Angesicht, etwa zum Smalltalk auf dem Gang oder in der Kantine mit den Kollegen oder vor Ort bei den Kunden.

Die vielen kleinen Wege zur Arbeit oder von Büro zu Büro fallen ebenfalls weg. Neben des Fehlens der persönlichen Kontakte und einer mangelnden Bewegung klagen nicht wenige Arbeitnehmer im Dauer-Homeoffice mittlerweile auch über gesundheitliche Probleme. Neben dem positiven Aspekt, dass sich die Arbeitnehmer beim Arbeiten zu Hause besser geschützt fühlen, klagen zum Beispiel 36 % über Verspannungen und Kopfschmerzen oder fühlen sich sehr viel gestresster als zuvor.

Zu den Gründen zählen unter anderem nicht ergonomisch eingerichtete Arbeitsplätze, oft viel zu kleine Bildschirme oder eine langsame Internetverbindung, die in vielen Gegen das Arbeiten zu Hause immer noch sehr schwierig machen. Laut Angaben der DAK gab es bereits im Corona-Jahr 2020 einen Anstieg an Rückenleiden um 7 %.

Hinzu kommen nicht selten auch verlängerte Arbeitszeiten oder ein Arbeiten zu eher untypischen Zeiten, da beispielsweise auch die Kinder zwischendurch betreut werden müssen. Das Homeschooling mit den Kindern führt beispielsweise zu einer nochmals höheren Belastung als vor Corona.

Das bestätigt auch eine kürzlich veröffentlichte Studie der DEKRA. Oft ist der Arbeitsplatz zu Hause nicht ergonomisch eingerichtet. Im „Arbeitssicherheitsreport 2021“ der DEKRA heißt es dazu: „Die häufig neue Arbeitssituation in der Pandemie hat für viele Beschäftigte negative Auswirkungen auf die körperliche und häufig auch auf die mentale Gesundheit“ und „Arbeitgeber sind in der Pflicht, auch im temporären Homeoffice Gefährdungen für die Mitarbeiter zu erfassen, vor allem im Hinblick auf Ergonomie und ungesunden Stress.“ Es wird daher empfohlen, digitale Schulungs- und Befragungs-Tools zu nutzen, um den Mitarbeiter zu Hause zu helfen, sich besser zu schützen und diese anzuleiten.

Regierung kündigt Lockerungen an

Kanzleramtsminister Peter Altmaier kündigt vor ein paar Tagen gegenüber der BILD-Zeitung an, dass es angesichts der sinkenden Fallzahlen und Inzidenzwerte an, Schritt für Schritt Lockerungen bei der Pflicht zum Homeoffice geben soll. Gleichzeitig wünsche er sich aber, dass möglichst viele Arbeitnehmer auch weiterhin von zu Hause arbeiten. Viele Arbeitgeber und Arbeitnehmer haben beispielsweise gelernt, sich besser zu arrangieren. Das mache flexiblere Arbeitszeitmodelle auch auf Dauer möglich und sei der positiven Lektionen aus der Corona-Krise.

Dieser Ansicht sind offenbar auch die Arbeitgeberverbände. Der Arbeitgeberverband BDA, stellte in Aussicht, dass Betriebe auch ohne eine Pflicht dazu weiter Homeoffice und Corona-Tests anbieten werden. Man wehre sich nur gegen die gesetzliche und bürokratische Überregulierung. So ähnlich äußert sich auch der Bundesverband der Deutschen Industrie BDI und forderte ein Ende der Homeoffice- und Testpflicht in den Betrieben. Mit den Fortschritten bei den Impfungen müsse es wieder eine Rückkehr zu einem normalen Geschäftsbetrieb kommen. Der Verband verlangt daher einen Stufenplan, der festlegt, wie Corona-Maßnahmen in den Betrieben wieder verringert und abgeschafft werden können.

Gewerkschaften treten auf die Bremse

Bei den Gewerkschaften ist man dagegen ganz anderer Meinung. Der Deutsche Gewerkschaftsbund DGB sagt, dass sich die Arbeitgeber nicht aus der Verantwortung dürfen, solange nicht ein Großteil der Beschäftigten vollständig geimpft ist, Trotz der sinkenden Zahl an Neuinfektionen sei die Pandemie schließlich noch lange nicht überwunden. Unternehmer stehen deshalb in einem hohen Maße in der Pflicht, für einen wirksamen Arbeits- und Gesundheitsschutz der Mitarbeiter zu sorgen, Dazu gehören neben der strikten Umsetzung von klaren Hygienekonzepten auch die Beibehaltung von Corona-Tests und die Möglichkeit, weiterhin im Homeoffice zu arbeiten.

Schnelltests als Lösung

Aktuell sind Arbeitgeber verpflichtet, ihren Mitarbeitern zweimal wöchentlich Schnelltests zur Verfügung stellen, selbst wenn sie im Homeoffice arbeiten. Das müsse auch weiterhin so bleiben, fordern einige Politiker. Es können beispielsweise nicht sein, dass Tests in Biergärten oder Läden vorgeschrieben sind und in den Betrieben dagegen nicht. Auch die Entscheidung, dass Arbeitnehmer zu Hause arbeiten, ob sie wollen oder nicht, könne nicht nur bei den Arbeitgebern liegen. Mitarbeiter, die in einem Büro arbeiten, sollen grundsätzlich mit darüber entscheiden dürfen.

Tatsächlich gibt es auch viele Arbeitnehmer, die sich weiterhin ein Arbeiten im Homeoffice wünschen, da sie zum Beispiel so besser Familie und Beruf vereinbaren können. Einer Umfrage des Beratungsunternehmens EY zufolge, wollen etwa 28 % der befragten Angestellten in Zukunft nur noch drei bis viermal in der Woche ins Büro und ein bis zwei Tage von zu Hause arbeiten. Das ist auch ein Aspekt, an den sich der eine oder andere Arbeitgeber erst noch gewöhnen muss.