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Studiobühne Bayreuth

Studiobühne präsentiert ihr Theaterprogramm für den Winter 2024/25

von Michael Christensen

Die Studiobühne schaltet in den Wintermodus, lässt jedoch den Grill solange an, um uns die Stücke der Saison zu präsentieren. Die Saison belebt Stücke wie „Die Blechtrommel“ und „Mein Freund Harvey“ wieder, setzt sich aber auch mit neuen Stücken wie „Die Befristeten“ oder dem Kinderstück „Ein Hauch von Winterwetter“ auseinander.

Die Mitarbeiter der Studiobühne zeigten sich sehr begeistert von der Wintersaison 2024/25 mit den neuen Stücken. Es gibt zusätzlich einige besondere Veranstaltungen, wie den kostenlosen „Theatertag“ im Oktober und die Lesung „Schlaflose Nächte“ im November. Im Artikel gibt es einen umfassenden Überblick über die Stücke der Wintersaison und deren Premierentage.

Theaterprogramm der Studiobühne Bayreuth Wintersaison 2024/25

10. November: Kinderstück „Ein Hauch von Winterwetter“

Das Kinderstück „Ein Hauch von Winterwetter“ von Charles Way hat seine Premiere am 10. November 2024 um 15 Uhr auf der Hauptbühne. Inszeniert wird das Stück von Werner Hildenbrand, der bereits vor 20 Jahren die erste Aufführung leitete. „Es ist mein Lieblingsstück und das beste Kinderstück, das ich kenne“, erklärt Hildenbrand. Das „poetische“ Stück handelt von einer Familie, deren Alltag von Arbeit und Pflichten bestimmt wird, bis ein kleiner Kobold und das neugierige Mädchen ihre Welt wieder in Schwung bringen.

Besonders spannend ist das Stück für Jung und Alt: „Die Fünfjährigen freuen sich über die Tiere wie den Hahn, den Hund und die Kuh“, sagt Hildenbrand, „aber auch die Erwachsenen und Jugendlichen werden sich in der Geschichte wiederfinden.“ Das Stück spielt in der Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr, was perfekt zur festlichen Jahreszeit passt.

Für Hildenbrand liegt die Stärke des Stücks in der emotionalen Entwicklung der Figuren: „Am Anfang sprechen die Eltern nur in kurzen, knappen Sätzen, fast so wie heutzutage auf dem Handy“, beschreibt er. Doch im Laufe der Handlung, angeleitet durch den Kobold und das Mädchen, lernen sie, wieder miteinander zu reden, zu singen und zu tanzen. „Es ist ein Familienstück, das nicht nur Kindern Spaß macht, sondern auch tiefere Themen berührt“, sagt Hildenbrand.

10. November: „Schlaflose Nächte“ – Eine Liebe in Briefen

Im Theaterkeller der Studiobühne werden am 10. November um 17 Uhr Briefe aus einer Korrespondenz zwischen Marie-Louise von Motesiczky und Elias Canetti vorgelesen. In den 1940er Jahren treffen die österreichische Malerin Marie-Louise von Motesiczky und der Schriftsteller Elias Canetti aufeinander. Beide sind vor den Nazis nach England geflüchtet. Sie verlieben sich und führen bis zu Canettis Tod im Jahr 1994 eine bewegte Beziehung.

7. Dezember Komödie: „Mein Freund Harvey“

In der Komödie „Mein Freund Harvey“ von Mary Chase geht es um den sonderbaren Onkel Elwood, der sich einen 2,10 Meter großen weißen Hasen als Freund einbildet. Während er in einer konservativen Welt lebt, lädt Elwood in einer Bar seine Bekannten auf Drinks ein und stellt ihnen seinen unsichtbaren Freund vor, was zu massiven Verwirrungen führt. Bei einer Gartenparty, als er den Hasen vorstellt, beschließt seine Schwester Veta, dass Elwood in ein „Irrenhaus“ eingewiesen werden muss.

Das Stück, das in den 1950er Jahren mit James Stewart verfilmt wurde und am Broadway große Erfolge feierte, bietet eine witzige und feinsinnige Auseinandersetzung mit dem Thema Fantasie in einer konventionellen Welt. Elwood philosophiere über das Leben und die Vorstellungskraft, während sich die Situation zunehmend zuspitze, erklärt Jürgen Skambraks. Nach fast 20 ausverkauften Vorstellungen im letzten Jahr freut sich die Studiobühne auf die Wiederaufnahme am 7. Dezember um 20 Uhr und die kommenden Proben. Regie führt Rebecca Brinkmann.

20. Dezember: Komödie „Extrawurst“

Die Komödie von Dietmar Jacobs und Moritz Netenjakob feiert ihre Premiere am 20. Dezember um 20 Uhr. In „Extrawurst“ dreht sich alles um eine Jahreshauptversammlung eines Vereins. Der alte Vorstand bespricht die nötigen Punkte, darunter den Kauf eines neuen Grills, weil der alte zu klein ist. Dabei wird schnell klar, dass nicht alle Vereinsmitglieder gleich sind. Wenn eines der Mitglieder, ein Türke, kein Schweinefleisch essen kann, stellt sich die Frage: Sollen wir einen zweiten Grill kaufen? Diese Diskussion entfaltet sich auf sehr humorvolle Weise und behandelt Themen wie politische Korrektheit und das Zusammenleben in einer multikulturellen Gesellschaft.

Das Stück bietet eine witzige Auseinandersetzung mit aktuellen gesellschaftlichen Fragen, so Jürgen Skambraks: „Die Zuschauer nehmen die Rolle der Vereinsmitglieder ein und können darüber abstimmen, ob der Grill gekauft wird oder nicht.“ Je nach Abstimmungsergebnis gibt es zwei verschiedene Enden. Inszeniert wird das Stück von Dorothea Kirschbaum, einer erfahrenen Opernregisseurin, die seit zweieinhalb Jahren mit der Studiobühne Bayreuth zusammenarbeitet.

22. Februar: „Peer Gynt“

Die Premiere von „Peer Gynt“ unter der Regie von Julius Theodor Semmelmann findet am 22. Februar 2025 im Studio statt. Als Semmelmann auffiel, dass Ibsen in der Studiobühne bislang nicht vertreten war, dachte er: „Das sollten wir ändern.“ Das Stück handelt von Peer Gynt, einem Bauernsohn aus Norwegen, der mit Fantasie und Egoismus seinen Platz in der Welt sucht. Er sucht nach sich selbst, ist aber gleichzeitig auf der Flucht vor seinem eigenen Ich. Semmelmann plant eine zeitgemäße Adaption mit einer direkten Sprache, die eine Laufzeit von etwa zweieinhalb Stunden anstrebt, und will die alte Sprache des 19. Jahrhunderts hinter sich lassen.

Für die Inszenierung hat Semmelmann drei Darsteller engagiert, die verschiedene Lebensphasen von Peer Gynt darstellen. „Das Stück ist wirklich eine Goldgrube für Leute, die gerne fantasievolle Sachen im Theater machen“, erklärt er. Zudem wird Uwe Hoppe, bekannt als Autor und Regisseur, mitwirken. Semmelmann möchte die Darstellung von Frauen überdenken und den Text neu interpretieren. Er ist optimistisch, dass sich das Stück während der Proben weiterentwickeln wird, um die menschliche Existenz auf ansprechende Weise an die Zuschauerschaft zu vermitteln.

15. März: „Am Rand (ein Protokoll)“

Das Stück „Am Rand (Ein Protokoll)“ von Philipp Löhle behandelt verschiedene Formen von Grenzen: staatliche, gesellschaftliche und moralische. Stefan Schneller, der für die Inszenierung zuständig ist, erklärt: „Das Stück ist eine Kombination aus Utopie und Dystopie, die sich sehr frei entfalten lässt.“ Die Premiere ist am 15. März im „Studio“ der Studiobühne.

Die Handlung dreht sich um einen motivierten Polizisten, der in das idyllische, fiktive Randhausen an der tschechischen Grenze versetzt wird. Dort stellt er schnell fest, dass die Idylle trügerisch ist. Fahrräder stehen unverschlossen herum, und Pakete werden einfach vor die Haustür geworfen. „Die Charaktere stoßen in dieser Geschichte an ihre Grenzen, was zu großen weltpolitischen Konflikten führt, die auch in der heutigen Zeit relevant sind“, so Schneller.

Die Inszenierung wird von fünf Schauspielerinnen getragen, die mehr als 20 Rollen übernehmen und in verschiedenen Zeiten und Realitäten hin und her wechseln. „Das gibt uns die Freiheit, das Stück flexibel zu gestalten, sodass wir mit unterschiedlichen Darstellern arbeiten können“, betont Schneller. Das Stück, das bereits 2017 uraufgeführt wurde, reflektiert aktuelle Ereignisse wie die Konflikte zwischen der Ukraine und Russland und stellt die Frage, wie wir mit solchen Themen umgehen. „Es dürfte spannend und abstrakt werden“, schließt Schneller.