Hinter den Kulissen im Bayreuther Klärwerk: Kaum Gestank trotz benutztem Klopapier

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Lothar Ziegler ist der Leiter der Kläranlage in Bayreuth. Der 50-Jährige arbeitet dort seit 1999 und ist gelernter Diplom-Ingenieur für Verfahrenstechnik. Seit 2008 ist er der Chef des Klärwerks.

Klärwerk Bayreuth: 1.300 Liter Abwasser werden pro Sekunde gereinigt

Im Klärwerk Bayreuth wird das Abwasser von etwa 90.000 Einwohnern gereinigt. Es wird nicht nur das Abwasser der Bayreuther gereinigt, sondern auch das, der Stadt Creußen und der Gemeinden Eckersdorf und Donndorf. “Von der Gemeinde Haag bekommen wir noch das Abwasser der Ortsteile Obern- und Unternschreez”, sagt Lothar Ziegler. Die Kläranlage kann maximal 1.300 Liter in der Sekunde reinigen, sagt er weiter. Wenn es regnet werden bis zu 100.000 Kubikmeter Wasser am Tag gereinigt: ist es dagegen trocken, sind es dagegen 25.000 Kubikmeter.

Von einem der Faulbehälter überblickt man die Kläranlage. Foto: Katharina Adler

Drei Reinigungsstufen in der Bayreuther Kläranlage

Von diesem Zulauf aus, fließt das Abwasser in die Kläranlage. Foto: Katharina Adler

Der Rechen in der Kläranlage

Die erste Stufe ist die mechanische Reinigung, in der es drei Säuberungsverfahren gibt. “Da haben wir erst einmal den Rechen mit sechs Millimetern Stababstand”, sagt Ziegler. Hier bleiben alle Stoffe, die größer als der Abstand sind, hängen. Das seien meistens Toilettenpapier, Gummihandschuhe oder Feuchttücher, erzählt der Chef des Klärwerks. Das Rechengut werde gewaschen, getrocknet und anschließend kompostiert.

In dem Rechen bleibt alles hängen, was größer als sechs Millimeter ist. Foto: Katharina Adler

Recycling-Sand

Anschließend kommt der Sandfang: “Der Sandfang ist belüftet, damit sich der Sand besser am Boden absetzt.” Der Sand wird dann am Boden abgezogen, gewaschen und danach als Recyclingmaterial wiederverwertet.

Der Sand wird getrocknet und kann dann wiederverwertet werden. Foto: Katharina Adler

Vom Vorklärbecken in den Faulbehälter

“Die Schwebstoffe werden durch den Lufteintrag in Schwebe gehalten und kommen dann in die nächste Reinigungsstufe: ins Vorklärbecken”, sagt Ziegler. Dort setzen sich die Schwebstoffe ab. “Der Schlamm wird abgeschieden. Wir sagen Primärschlamm dazu.” Der Schlamm komme dann aus dem Vorklärbecken heraus und setze sich auf dem Boden ab. Dort werde er mit einem Räumer in eine Vertiefung geschoben. Anschließend komme er in einen Vorlageschacht. “Von dort wird er in die Faulbehälter gepumpt.”

In den Faulbehältern wird der Schlamm etwa 30 Tage aufbewahrt. Dadurch wird sowohl die Schlammenge reduziert, als auch die Entwässerbarkeit des Schlammes verbessert. Bei dem Prozess entsteht methanhaltiges Biogas. Foto: Katharina Adler

Die zweite Reinigungsstufe: Biologische Reinigung

Nach der mechanischen Reinigung kommt das Abwasser in die zweite Reinigungsstufe: die biologische Reinigung mit drei Säuberungsvorgängen. “Dort holen wir die gelösten Inhaltsstoffe raus.” Dazu gehören Phosphor und Nitrat. Nitrat wird nochmal aufgedröselt in Stickstoff und Kohlenstoff.

In der biologischen Reinigungsstufe helfen Mikroorganismen bei der Reinigung des Abwassers. Foto: Katharina Adler

“In der biologischen Reinigung haben wir Bakterien und Mikroorganismen. Die brauchen die Stoffe als Nahrung. Sie helfen uns das Abwasser zu reinigen.” Diese kleinen Helfer leben etwa 18 Tage in der Kläranlage, bevor sie schließlich als Überschussschlamm abgezogen werden und ebenfalls in einen Faulbehälter kommen.

Solche Mikroorganismen arbeiten in der biologischen Reinigungsstufe. Foto: Klärwerk Bayreuth

Nach der Nachklärung in den Fluss

Der nächste Säuberungsvorgang ist die Nachklärung. Dort setzt sich der Belebt-Schlamm, also die Biomasse, am Boden ab. “Das Klarwasser läuft oben über und geht dann als sauberes Wasser in den roten Main”, sagt der Chef des Klärwerks. “Das Wasser schaut optisch wie Trinkwasser aus, ist aber keins.” Denn entkeimt sei das Wasser nicht. “Die Reststoffe kann der Fluss mit seiner Selbstreinigungskraft noch selbst reinigen.”

Das gereinigte Klärwasser kommt in den Roten Main. Foto: Katharina Adler

Dritte Reinigungsstufe: Chemische Reinigung

“Die dritte Reinigungsstufe ist eine chemische Reinigung”, sagt Ziegler. Am Zulauf der biologischen Stufe werde dann ein Eisenfällmittel hinzugegeben, wenn die biologische Säuberung nicht ausreiche, um den Phosphor zu entfernen. Obwohl im Klärwerk das Abwasser gereinigt wird, werde als Nebenprodukt der Schlamm erzeugt. Der Schlamm komme in die großen Faulbehälter. Dort werde er auf circa 40 Grad aufgeheizt und bleibe etwa 25 bis 30 Tage dort.

Der Schlamm werde ohne Sauerstoff stabilisiert. Dadurch erzeugt die Kläranlage Biogas, dass “in einen Tank geht. Mit diesem Gas betreiben wir drei Blockheizkraftwerke und erzeugen so unseren eigenen Strom.” Damit sei die Kläranlage auch fast energieautark. “Den Strom den wir in der Kläranlage brauchen, erzeugen wir zu 98 Prozent selbst.” Sowohl die Gebäude, als auch das Warmwasser werde so selbst erzeugt. Der Schlamm werde getrocknet und danach in Zementwerken entsorgt oder in Kohlekraftwerken als Ersatzbrennstoff verwendet.

Der Schlamm wird in einem Gebäude getrocknet, dass einem Gewächshaus ähnlich ist. Foto: Katharina Adler