Über 500 Bauern in Bayreuth: Das fordern die Landwirte!

Deutschlands Bauern wollen kein Spielball der Politik mehr sein. Deshalb haben sie sich zusammengetan. Land schafft Verbindung heißt ihre Gruppierung, am Mittwoch (12.2.2020) trafen sich über 500 Landwirte in Bayreuth zu einer großen Podiumsdiskussion, zu der auch Politiker eingeladen waren. Dabei nahmen die Betroffenen kein Blatt vor den Mund.

Über 500 Bauern fordern in Bayreuth Aufmerksamkeit

Lagebesprechung nach der großen Podiumsdiskussion. Sieben Landwirte sitzen um den großen Tisch und reden sich die Köpfe heiß. Sie wollen sich nicht mehr gängeln lassen von der Politik, sie wollen eine Agrarpolitik, die sie als Betroffene nicht außen vorlässt und sie wollen endlich Aufmerksamkeit. Die haben sie jetzt. Land schafft Verbindung (LsV) heißt ihre Gruppierung, die ein loser Zusammenschluss ist von Landwirten in ganz Deutschland, deren Zahl nicht genau bekannt ist.

Sie nutzen soziale Medien, um sich zusammenzuschließen für Aktionen, die die Aufmerksamkeit der Leute erregen. Wie Traktor-Demos. Oder eben diese Podiumsdiskussion in der Tierzuchthalle. Mehr als 500 Bauern aus ganz Oberfranken waren gekommen. Milchbauern, Gemüsebauern, Schweinebauern – endlich gibt es kein Spartendenken mehr, freut sich Martin Schamel, einer der Männer am Tisch und Mitorganisator von LsV-Aktionen in der Region. Endlich ziehen die Bauern alle an einem Strang. 

Die Landwirte wollen faire Preise statt Almosen

Für diese Diskussion in der Tierzuchthalle hatten die Bauern Politiker aufs Podium geholt. Damit die sich ihre Sorgen anhören, damit die ihnen helfen können. Denn von der Politik, so die einhellige Meinung, kamen bisher fast ausschließlich Gesetze, die mit der Lebenswirklichkeit in der Landwirtschaft nicht viel zu tun haben. Und jetzt auch noch die sogenannte Bauernmilliarde. Die wollen sie nicht. Sie wollen anständige Preise für ihre Produkte und ihre Dienstleistungen, keine Almosen. Zumal, Milliarde klingt so groß, ohnehin nur ein paar Euros auf jedem Betrieb landen, wenn man die Milliarde auf die Höfe in ganz Deutschland verteilen wird. 

Die Politiker, die an diesem Abend auf dem Podium saßen, werden nicht allzuviel ausrichten können. Das ist den Landwirten an diesem Abend klar. Denn Landwirtschaftspolitik ist keine Landespolitik. Aber zumindest habe man sich Gehör verschaffen können, Aufmerksamkeit erreicht. Im Wesentlichen sind es vier Themen, die den Bauern unter den Nägeln brennen.

“Wie soll man planen, wenn man nicht weiß, was kommt?”

Da wäre der Bereich erneuerbare Energie: „Wir wollen auf unseren Feldern hochwertige Lebensmittel erzeugen, keinen Strom“, sagt Christian Popp im Namen aller Landwirte und Martin Schamel plädiert dafür, für Fotovoltaik vorhandene Dächer zu nutzen, kein Ackerland. Dafür müssten aber Anschlussmöglichkeiten deutlich verbessert werden und es muss endlich eine Regelung gefunden werden, wie so erzeugte Energie auch künftig vergütet werden kann.

Denn die 20 Jahre, für die die Vergütung zugesichert war, laufen bald aus. Doch wie soll man planen, wenn man nicht weiß, was kommt? Und: Die Bauern möchten nicht mehr länger ausgeklammert werden, wenn es darum geht, entsprechend zu honorieren, dass in der Landwirtschaft auch viel CO2 gebunden werde.

Land schafft Verbindung: Landwirte bei der Podiumsdiskussion in Bayreuth. Foto: Ulrike Sommerer.

“So können wir doch nicht arbeiten”

Planungs- und Rechtssicherheit – das wäre das nächste Thema. „Wenn wir Ställe bauen, die über 30 Jahre finanziert werden müssen, dann müssen wir auch für längere Zeit die Sicherheit bekommen, dass wir diese Ställe nutzen können“, sagt Hermann Lindner. Die Realität sehe leider derzeit so aus, dass sich nach wenigen Jahren Anforderungen an die Tierhaltung ändern, der Stall eigentlich schon nicht mehr den gesetzlichen Vorgaben entspreche, man ihn aber noch Jahrelang abzahlen müsse. „So können wir doch nicht arbeiten und langfristig planen.“

Um Sicherheit geht es auch beim Thema Schweinepest – hier gebe es nämlich keine einheitliche Vorgehensweise, in jedem Landkreis werden andere Informationen gestreut. Informationen, mit denen die Landwirte aber nicht arbeiten können. Wie solle man beispielsweise Versicherungen abschließen, wenn man nicht weiß, was genau auf einen Hof zukomme, wenn ein schweinepestkrankes Wildschwein in der Nähe entdeckt werde?

Psychische Belastung durch nicht angekündigte Kontrollen

Nächstes Thema: Kontrollen. Man müsse, sagt Jürgen Raab, sich einmal die psychische Belastung der Landwirte vorstellen, wenn unangekündigt und ohne Anlass Kontrolleure auf dem Hof auftauchen, alles auf den Kopf stellen und dabei nicht einmal vom Fach seien. Die Landwirte haben nichts gegen Kontrollen, und sollte sich jemand nicht an Vorgaben halten, gehöre der bestraft.

Aber wie soll man denn alle Auflagen und Gesetze im Kopf haben? Sinnvoller wären beratende Kontrollen. Wenn die Gesellschaft möchte, dass Qualität und Anforderungen steigen, bräuchten die Bauern hier Unterstützung. Stattdessen habe das Umweltministerium aber nun innerhalb kurzer Zeit zusätzlich 70 Planstellen in Bayern für Kontrolleure geschaffen, gleichzeitig aber die Beratung reduziert.

Langfristig ein riesiges Problem

Und ein letztes: Warum steht die neue Grundrente jedem zu – außer den Landwirten? Derzeit kommt die Rente in der Landwirtschaft aus der landwirtschaftlichen Alterskasse. So soll es bleiben, doch warum? „Das wird langfristig ein riesiges Problem, wie die Beitragszahler dieser Alterskasse immer weniger werden“, sagt Johannes Parchent. 

Lösungen gab es an diesem Abend nicht. Aber, so die einhellige Meinung, man habe das Gefühl gehabt, die Politiker hätten die Bauern zumindest einmal gehört. Jetzt werde sich zeigen, wie ernst die Politik die Bauern nehmen. Klar ist, Land schafft Verbindung werde nicht aufhören, laut zu sein.


Text: Ulrike Sommerer

Pilot im Rettungshubschrauber: “Wir sind dazu da, Leben zu retten”

Wie sieht der Alltag eines Rettungshubschrauberpiloten eigentlich aus? bt-Redakteurin Susanne Monz hat die Crew des Rettungshubschraubers Christoph 20 besucht und mit Pilot Matthias Limmer über seine Arbeit gesprochen. Das Video über dem Text zeigt Einblicke aus dem Helikopter und die Arbeit des Rettungshubschrauberpiloten.

Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang im Dienst

Sobald die Sonne aufgeht, jedoch nicht vor 7 Uhr, muss die Crew der Luftrettung für mögliche Einsätze bereit sein. Zur Mannschaft zählen neben dem Piloten ein Arzt sowie ein Notfallsanitäter. Zuvor gibt es für alle ein kurzes Briefing, in dem die Wetter- und medizinische Lage gecheckt wird. Dann wird gefrühstückt – denn: “Mit einem leeren Magen fliegt es sich schlecht.”

Bevor es los geht muss getankt werden. Foto: Susanne Monz

Zeitvorteil steht im Fokus

Rund vier Einsätze fliegt die Drei-Mann-Besatzung im Schnitt pro Tag. Dazwischen heißt es warten. Doch bereit sein muss man jederzeit. Ertönt das Alarmsignal geht alles ganz schnell. Jacken anziehen, Hubschrauber starten und los geht’s. Vom Alarm bis zum Start vergehen gerade einmal zwei Minuten – Schnelligkeit zählt.

Primär ist die Aufgabe des Rettungshubschraubers, nämlich den Arzt und Sanitäter so schnell wie möglich zum Einsatzort zu bringen und damit eine schnelle und professionelle Versorgung zu gewährleisten. Der Patiententransport an sich ist in der Regel zweitrangig.

Die Crew der Luftrettungsstation Bayreuth v.l.n.r.: Pilot Matthias Limmer, Notarzt Dr. Stefan Eigl und Notfallsanitäter Roland Wittich. Foto: Susanne Monz

Parallel fahren auch Rettungswagen zum Einsatzort, denn oft bedeutet für die Patienten Fliegen zusätzlicher Stress. Im Vordergrund steht aber immer der Zeitvorteil.

(Matthias Limmer, Pilot und Stationsleiter der ADAC Luftrettungsstation Bayreuth)

Fliegen mit Helfen verbinden

Der Reiz, Pilot bei der Luftrettung zu werden, liege für Matthias Limmer vor allem darin, dass er das Fliegen, seine Leidenschaft, mit dem Helfen verbinden könne. Der 46-Jährige hat seine Ausbildung zum Piloten bei der Bundeswehr absolviert. Nachdem allerdings nach Umstrukturierungen die Zeit im Cockpit abgenommen hat, suchte Limmer nach einer Alternative und fand diese bei der gemeinnützigen ADAC Luftrettung.

Seit 2009 ist Limmer Teil der Pilotencrew. Und dieser Job ist begehrt: In Deutschland gibt es nur rund 500 Piloten, die in der Luftrettung tätig sind. Strenge Einstellungstests und hohe Anforderungen machen den Einstieg nicht leicht. Doch einmal in dem Job angekommen, möchte Matthias Limmer die Arbeit nicht mehr missen.

Wir sind ein Team aus lauter Spezialisten. Jeder bringt seine Fähigkeiten ein. Das macht einfach Spaß.

(Matthias Limmer)

Alles im Blick

Alle Rettungshubschrauberpiloten müssen jährlich Checkflüge und Schulungen absolvieren. “Das Lernen hört nie auf”. Und das ist auch gut so. Als Pilot ist Matthias Limmer für das Wohl seiner Crew und der Patienten verantwortlich. Sobald der Hubschrauber abhebt hat der 46-Jährige vieles zu beachten. Drohnen, die im unkontrollierten Flugraum fliegen, sind dabei nur eines der möglichen Probleme. Auch Passanten, die die Landung des Helikopters beobachten wollen, können sich selbst in Gefahr bringen. Kann der Hubschrauber deshalb nicht landen, kommt es zur Zeitverzögerung, die sich dann wiederum zum Nachteil des Patienten auswirken kann.

Blick in das Cockpit. Foto: Susanne Monz

Manchmal können wir einen Landeplatz nicht nehmen, weil neugierige Passanten zu nahe an dem Platz stehen. Wir zeigen gerne den Hubschrauber und geben Auskunft – allerdings erst wenn die Rotoren aus sind und keine Gefahr mehr herrscht. Das müssen die Menschen akzeptieren.

(Matthias Limmer)

Spagat zwischen Empathie und Professionalität

Kommt man von einem Einsatz zurück, ist es aber auch wichtig, dass man zur Ruhe kommt und von dem Erlebten Abstand nehmen kann. Als Teil der Luftrettungscrew bleibt es nicht aus, dass man auch schlimme Schicksale miterlebt. Umso wichtiger sei es, dass danach im Team über die Einsätze gesprochen wird.

Man erlebt auch oft schlimme Dinge. Dann setzen wir uns zusammen und sprechen über das Erlebte. Da fließen auch mal Tränen. Wichtig ist es, dass wir danach wieder zu uns zurückfinden. Denn mit Tränen in den Augen kann man nicht fliegen.

(Matthias Limmer)

Alles wichtige auf engstem Raum. Foto: Susanne Monz

Sicherheit steht über allem

Merkt ein Mitglied der Besatzung, dass er mit dem vorangegangen Einsatz noch nicht abgeschlossen hat oder sich nicht gut fühlt, kann der Flugbetrieb jederzeit ohne Probleme unterbrochen werden. Im Umkreis von bis zu 100 Kilometern befinden sich jeweils andere Rettungshubschrauber-Standorte, die den Bereich in solchen Situationen abdecken können.

Jeder hat ein Veto-Recht. Wir reden offen und sind ehrlich zueinander. Wir versuchen alles möglich zu machen, aber die Sicherheit der Crew geht vor.

(Matthias Limmer)

Dieser Bayreuther hat den Videobeweis in die Stadien gebracht

Der Bayreuther Lukas Brud ist Leiter der höchsten Regelbehörde im Fußball. Im bt-Interview sprach der 39-Jährige bereits über seinen Aufstieg in der Fußballwelt. Teil 2 beschäftigt sich mit den Regeländerungen, die der Bayreuther zu verantworten hat.


Seit 1886 tagte das IFAB, das International Football Asosciation Board, einmal im Jahr und hat über Änderungen im Regelwerk entschieden 2014 hat es sich zu einer unabhängigen, nicht-kommerziellen Behörde umstrukturiert, die in mehreren Schritten und mit Unterstützung vieler Fußballexperten Regeländerungen untersucht und relevante Anpassungen verabschiedet hat. Seit dieser Reform ist Lukas Brud Leiter des IFAB. Im bt-Interview spricht der Bayreuther über seine Projekte.

Regelwerk umgeschrieben

Ein Mammutprojekt stand zwischen 2014 und 2019 an. In dieser Zeit hat Lukas Brud zusammen mit seinem Team, Schiedsrichter-Legende David Elleray und mehreren Regel- und Schiedsrichterexperten das gesamte Regelwerk überarbeitet. Über 200 Änderungen gab es im Regelwerk. Viele rein kosmetisch, doch einige auch inhaltlich, da viele Regeln nicht mehr zeitgemäß gewesen seien. Ziel war es auch das Regelwerk zu vereinheitlichen. Egal ob Profi oder Amateur, Kommentator oder Fan, jeder sollte mit den Regeln zurecht kommen.

Von ABBA bis 30-Minuten-Halbzeiten

Im Jahr 2017 verabschiedete das IFAB die sogenannte “play fair”-Initiative, eine Anreihung von Ideen, die aus der Fußballwelt selbst kamen. Manche Vorschläge sollten die Regeln vereinfachen, das Spiel attraktiver und fairer machen, andere hingegen schienen revolutionärer.

Getestet wurde in dem Zusammenhang auch die sogenannte ABBA-Regel. Diese bezieht sich auf eine veränderte Reihenfolge beim Elfmeterschießen. Nachdem allerdings kaum Unterschiede festgestellt wurden und die neue Prozedur den Ablauf eher komplizierter gestaltete, wurde die Regel wieder verworfen.

Wir haben auch über eine 30-Minuten Halbzeit effektiver Spielzeit diskutiert, wie es in anderen Sportarten üblich ist. Das ist allerdings im Fußball sehr schwer umsetzbar.

(Lukas Brud, IFAB-Boss)

Neu im Rahmen der Überarbeitung ist aber zum Beispiel, der Spielaufbau. Früher musste der Torwart den Ball außerhalb des Strafraums schießen, bis ein Spieler den Ball berühren durfte. Da allerdings gerade im Nachwuchsbereich die Spieler Schwierigkeiten haben den Ball so weit zu kicken, wurde diese Regelung verändert. Auch müssen nun auszuwechselnde Spieler das Spielfeld an dem Punkt der Seitenaus- oder Torlinie verlassen, der am nächsten zu ihnen ist.

Einführung Videobeweis

Ein weiterer Meilenstein, für den Lukas Brud verantwortlich ist, ist die globale Einführung des Videobeweises. Er gilt als zusätzliches Hilfsmittel für den Schiedsrichter und wird mittlerweile in mehr als 100 Turnieren und Ligen weltweit eingesetzt. 

Schiedsrichter haben kein einfaches Leben, werden oft hinterfragt, respektlos behandelt und ständig unter Druck gesetzt. Der Videobeweis liefert in den meisten Fällen eine eindeutige Grundlage, über die man nicht diskutieren muss. Das hilft dem Schiri. 

(Lukas Brud, IFAB-Boss)

Verhalten auf dem Spielfeld verbessern

Besonders wichtig ist es Lukas Brud das Verhalten der Spieler auf dem Spielfeld zu verbessern. Oft würden die Spieler die Entscheidungen des Schiedsrichters nicht akzeptieren und nicht selten auch mehr als nur verbal protestieren. Dieses Verhalten färbe dann bis in die unteren Ligen ab. Dies sei inakzeptabel und zusammen mit der FIFA werde man sich dieses ernsten Themas auch annehmen. 

Wenn die Profis schon anfangen zu diskutieren, dann ahmen das natürlich auch die Kleinen im Nachwuchsbereich ab. Fußballspieler haben eine Vorbildfunktion. Dieser müssen sie sich wieder mehr bewusst werden.

(Lukas Brud, IFAB-Boss)

Fußballregeln überall dabei

Fußball wird in der ganzen Welt gleich gespielt. Grund dafür sind die Regeln, die vom IFAB gemacht werden. 17 Spielregeln gibt es ingesamt. Das Regelwerk umfasst allerdings gut 150 Seiten. Seit neustem gibt es die Spielregeln aber auch “to go”. Dank der Spielregel-App können Schiedsrichter, Spieler, Trainer, Medienvertreter und Zuschauer egal wo jederzeit auf die Spielregeln zugreifen und sich über die neusten Änderungen informieren.

Transparenz ist entscheidend. Wenn Infos zugänglich sind, dann werden sie auch verbreitet und verstanden. Wenn man offen erklärt, warum etwas gemacht wird, dann funktioniert das und es entsteht ein Gesamtbild. Das gleiche Prinzip gilt auch bei Schiedsrichterentscheidungen. 

(Lukas Brud, IFAB-Boss)

2.500 Einäscherungen im Jahr: Mittendrin in Bayreuths Krematorium

Das Krematorium ist ein Ort, an dem die wenigsten Bayreuther schon mal waren. Auch hingehen wollen dort wahrscheinlich die Wenigsten. Sich mit dem Tod auseinanderzusetzen ist vielen Menschen unangenehm. Das Bayreuther Tagblatt hat sich dennoch im Rahmen der Serie “bt öffnet Türen” dort umgesehen.

Eine interessante Arbeit

Wie kann jemand auf die Idee kommen, im Krematorium zu arbeiten? Die beiden Mitarbeiter des Krematoriums, Walter und Ron (Namen von der Redaktion geändert) klären das bt auf. “Ich habe vorher normal bei der Stadt gearbeitet. Irgendwann wurde ich gefragt, ob ich interessiert bin, mir das mal anzuschauen, weil ich in der Nähe des Friedhofs wohne”, sagt Ron. Dann hat er sich das ganze auch wirklich mal angesehen und fand es “eigentlich ganz interessant”. Das ist inzwischen 18 Jahre her. In dieser Zeit hat er im Wechsel entweder oben am Friedhof oder unten im Krematorium gearbeitet. “Seit fünf oder sechs Jahren bin ich fest hier unten”, also im Krematorium, sagt Ron.

Man darf sich keine Gedanken machen

Die Arbeit war für ihn nie seltsam. “Das einzige was mir von meinem ersten Arbeitstag in Erinnerung geblieben ist, ist die erste Leiche die der Bestatter gebracht hat”, sagt Ron. “Jetzt ist es eine ganz normale Arbeit. Man macht sich wenig Gedanken darüber, wie weshalb und warum der verstorben ist, sondern macht einfach seinen Job.” Sein Kollege Walter ergänzt: “Bei circa 2.500 Kremierungen im Jahr, würde man ja irre werden, wenn man sich bei jedem Gedanken macht.” Er arbeitet seit 30 Jahren am Friedhof und seit 20 Jahren im Krematorium. Auch er hatte vorher einen anderen Job bei der Stadt. Allerdings gibt es auch jetzt noch Momente, in denen die Männer kurz ins Grübeln kommen. Wenn Kinder betroffen sind. Aber lange können sie sich damit nicht aufhalten.

Wie läuft die Einäscherung ab?

Es gibt die Möglichkeit, den Sarg bei der Trauerfeier in der Aussegnungshalle direkt abzulassen.

An dieser Stelle kann der Sarg direkt ein Stockwerk tiefer gefahren werden. Foto: Katharina Adler.

Der Sarg kommt in diesem Aufzug ein Stockwerk tiefer wieder an. Gegenüber dieses Aufzugs ist der Kühlraum. Dort wird die Leiche aufbewahrt, bis sie letztendlich verbrannt wird.

In diesem Aufzug kommt der Sarg unten an. Foto: Katharina Adler.

Eine Kremierung darf allerdings nur dann durchgeführt werden, wenn alle erforderlichen Dokumente da sind, die Polizei einverstanden ist und 48 Stunden seit dem Tod vergangen sind. Denn nach dieser Zeit könnten Anzeichen sichtbar werden, die auf einen nicht natürlichen Tod hindeuten könnten, erklärt Walter.

Der Kühlraum ist gegenüber vom Aufzug. Foto: Katharina Adler.

Wenn alle bürokratischen Anforderungen erfüllt sind, können Ron und Walter zur Tat schreiten. Sie holen den nächsten Sarg aus dem Kühlraum und bringen ihn zu einem der beiden Öfen. Die Öfen werden elektrisch beheizt und müssen eine Mindesttemperatur von 800 Grad Celsius haben. Liegt die Temperatur darunter, darf auch nicht kremiert werden.

Einer der beide Öfen im Krematorium. Foto: Katharina Adler.

“Die Temperatur liegt so zwischen 800 und 1400 Grad”, sagt Walter. Ein normales Thermometer hängt natürlich nicht an der Außenseite der Öfen. Die beiden Mitarbeiter des Krematoriums kontrollieren die Temperatur mit einem Computer-Programm. Mit diesem können sie auch reagieren, wenn einer der Öfen zu heiß werden sollte.

Mit diesem Programm haben die Mitarbeiter den Ofen im Blick. Jeder Mitarbeiter kontrolliert einen Ofen. Foto: Katharina Adler.

Wie lange der Verbrennungsvorgang dauert, ist unterschiedlich. “Das kommt darauf an, wie viel derjenige wiegt”, sagt Ron. Als grobe Faustregel gilt: Pro Kilo eine Minute. Doch das trifft nicht immer zu. “Es kann auch sein, dass es länger dauert oder nicht richtig klappt. Woran genau das liegt, wissen wir nicht”, sagt Walter.

“Jeder Mensch nimmt andere Umwelteinflüsse auf, die dann in den Gelenken stecken”, ergänzt Ron. Auch Krankheiten würden mit reinspielen, die den Prozess verzögern könnten. Durch ein kleines Loch auf der Rückseite des Ofens, können Walter und Ron nachsehen, wie weit die Leiche ist. Wenn der Vorgang abgeschlossen ist, geht ihre Arbeit noch ein Stockwerk tiefer weiter.

So schaut es unterhalb eines Ofens aus. Foto: Katharina Adler.

Mit einem langen Schaber schieben Ron und Walter die Asche bis kurz vor die Tür. Dort muss sie abkühlen, bis sie ganz kalt ist. Dann wird sie in einen Behälter gekehrt und mit einem starken Magneten auf Metallteile untersucht. Die werden entfernt. Die beiden Männer müssen auch oft Prothesen wie Hüft- oder Kniegelenke aus den Überresten ziehen. Nach diesem Arbeitsschritt kommen die Überreste in eine Mühle. Denn bei der Kremierung verbrennen nicht alle Knochen. Die, die übrig geblieben sind, müssen irgendwie klein gemacht werden und dazu braucht es die Mühle. Die fein gemahlene Asche fällt dann direkt in die Urne.

Irrtümer und Unterstellungen

“Wir lassen nicht einfach zwischendurch eine Leiche verschwinden”, sagt Ron. Denn das wäre ihnen schon unterstellt worden. Aber da alles vom Computer überwacht wird, kann auch genau verfolgt werden, wie viele Kremierungen durchgeführt wurden. “Uns wurde auch schon unterstellt, wir würden alle Särge nacheinander verbrennen und dann aus einem großen Haufen die Asche willkürlich in die Urnen verteilen”, sagt Walter. “Das ist natürlich Quatsch.” Es wird ein Sarg nach dem anderen verbrannt.

Auf den Särgen liegt ein Stein mit einer Nummer. Der Stein verbrennt nicht mit, sodass am Ende die Asche durch die Nummer immer einem Namen zugeordnet werden kann. Die Nummerierung der Steine ist fortlaufend. Das heißt, seitdem es das Bayreuther Krematorium gibt, wurden 79.208 Leichen verbrannt. Und ganz wichtig: “Ohne Sarg wird hier keiner verbrannt”, sagt Ron. Das sei nämlich noch so ein Gerücht.

So ein Stein kommt auf den Sarg mit in den Ofen. Foto: Katharina Adler.

Die Mitarbeiter des Krematoriums haben bt-Redakteurin Katharina Adler gebeten, ihre Namen nicht zu veröffentlichen. Deswegen hat die Redaktion die Namen geändert. 

Traumberuf Bestatter: “Wir sind doch ganz normale Leute”

Die Thematik Tod ist für viele Menschen ein schwieriges Thema. Nicht so für Maximilian Christ. Mit 19 Jahren ist er Bayerns bester Bestatter. Doch wie kommt man eigentlich zu diesem außergewöhnlichen Beruf? Im bt-Interview spricht Christ über die Besonderheiten seiner Arbeit.

Am Freitag (31.1.2020) wurde Bestattungsfachkraft Maximilian Christ von der Handwerkskammer als Landessieger des Leistungswettbewerbs des Deutschen Handwerks auf Kammerebene ausgezeichnet.

“Berührungsängste hatte ich nie”

Berührungsängste mit dem Job Bestatter hatte Maximilian Christ nie. Da seine Großeltern und Eltern bereits in der Branche arbeiteten, hatte der heute 19-Jährige keine Berührungsängste. Bestatter ist für ihn ein Beruf wie jeder andere auch. Wirklich greifbar war die Arbeit anfangs dennoch nicht.

Mit 15 Jahren machte er dann seine ersten Schritte als Bestatter. Bei einem Praktikum kam er zum ersten Mal in Kontakt mit Verstorbenen. Kurz darauf begann er mit der Ausbildung. Im November schloss er dann als “bester Bestatter Bayerns” ab.

Es ist komisch zu sagen “Mir macht das Spaß”. Aber es ist so. Ich bereue die Entscheidung Bestatter zu werden nicht.

(Maximilian Christ)

Einzigartige und abwechslungsreiche Arbeit

Neben der einzigartigen Arbeit mit den Verstorbenen mache vor allem die Abwechslung seinen Job so besonders. Während der Ausbildung zum Bestatter durchlaufe man sämtliche Stationen – angefangen von der Arbeit im Büro und den Trauergesprächen bis hin zum Außendienst, der Arbeit am Friedhof und der Versorgung der Verstorbenen.

Danach habe jeder im Betrieb sein Aufgaben. Die Versorgung der Verstorbenen wurde zum Spezialgebiet von Maximilian Christ. In diesem Bereich fühlt sich der 19-Jährige am wohlsten.

Es ist eine Arbeit bei der man sich sehr konzentrieren muss. Es gibt nur eine Möglichkeit und da darfst du nichts falsch machen. Gleichzeitig vermittelt es aber auch Ruhe.

(Maximilian Christ)

“Ich schätze auch die Arbeit mit den Angehörigen”

Neben der Versorgung der Verstorbenen sei aber auch die Arbeit mit den Angehörigen etwas ganz besonderes. Das Entgegenkommen der Leute, wenn sie den Bestattern ihre Angehörigen anvertrauen, sei ein schönes Gefühl.

Von der Beratung der Angehörigen bis hin zur Versorgung der Verstorbenen – die Aufgabe eines Bestatters ist vielseitig. Foto: Susanne Monz

Wenn man nach all dem Aufwand ein “Dankeschön” hört und die Erleichterung in den Augen der Angehörigen, dann ist das ein toller Moment.

(Maximilian Christ)

Neben viel Interesse an seiner Arbeit, stoße der 19-Jährige aber auch in manchen Fällen auf Abneigung. “Manche Menschen möchten nicht, dass wir Ihnen “Auf Wiedersehen” sagen. Das ist schon komisch. Wir sind doch ganz normale Leute”, so Maximilian Christ.

“Man fühlt immer mit den Menschen mit”

Trotz der Routine sei die Arbeit aber trotzdem oft emotional. Da komme es schon auch einmal vor, dass man neben den Angehörigen am Friedhof stehe und die Tränen nicht mehr zurückhalten könne. Umso wichtiger sei es, danach mit den Kollegen über die Schicksale zu sprechen und sich gegenseitig Halt zu geben. Für die Arbeit brauche man einfach innere Stärke, müsse aber auch zwischen der Arbeit und dem Privatleben differenzieren, so Maximilian Christ.

Man fühlt immer mit den Menschen mit. Aber man muss auch realistisch sein: Der Tod gehört zum Leben dazu. Das ist ganz normal. Wenn er kommt, dann kommt er.

(Maximilian Christ)

Vor kurzem hat bt-Redakteurin Susanne Monz sich auch den Beruf des Piloten eines Rettungshubschraubers genauer angesehen.

Trainerin in Bayreuths Frauen-Fitness-Studio: “Hier gaffen keine Männer”

Fitness-Studios gibt es wie Sand am Meer. Doch Elke Engelhardt und ihr Team setzen mit dem Mrs. Sporty in Bayreuth auf ein ganz besonderes Konzept. Im Gespräch mit bt-Redakteurin Susanne Monz verrät die Fitness-Trainerin die Vorteile von einem reinen Frauen-Fitness-Studio und erklärt, was ihre Betreuung so besonders macht. Um auch im Büro fit zu bleiben, zeigt das Video über dem Text drei kleine Übungen für Zwischendurch. 

Persönliche Betreuung bei Mrs. Sporty Bayreuth

“Der Grund warum viele Frauen zu uns kommen? Hier gaffen keine Männer”, verrät Elke Engelhardt mit einem Augenzwinkern. Seit gut sieben Jahren leitet die Bayreutherin das Fitness-Studio in der Dammallee. Dabei liegt der 54-Jährigen vor allem die persönliche Betreuung am Herzen.

“In vielen Fitness-Studios ist man auf sich alleine gestellt. Aber wir versuchen zusammen mit den Frauen die Ursachen der Schmerzen herauszufinden, die passenden Übungen zu erarbeiten und achten dann auch auf die richtige Umzusetzung”, beschreibt Engelhardt. Dabei setzt die 54-Jährige auf Hydraulik-Geräte und vermeidet Gewichte. “Das eigene Körpergewicht reicht zum Trainieren oft schon aus.”

Elke Engelhardt und Nadine Seidler vom Mrs. Sporty Bayreuth. Foto: Susanne Monz

Auch außerhalb des Studios voll dabei

Engelhardt sieht sich selbst nicht nur als Trainerin. “Eigentlich sind wir Psychologe, Arzt, Seelenverwandte und Familie in einem. Wir sind keine Zauberer, aber wir können die Frauen immer wieder motivieren am Ball zu bleiben.”

Neben der sportlichen Betreuung kommt es bei Trainerin Elke Engelhardt auch schon einmal vor, dass sie ihren Mitgliedern auch außerhalb des Fitness-Studios unter die Arme greift. “Die Frauen wachsen einem einfach ans Herz. Wir wollen das Beste für jeden. Jeder Mensch ist unterschiedlich und oft liegt die Ursache tiefer. Dann begleite ich meine Frauen auch mal zum Arzt und unterstütze sie dort.”

Sport mit Sport ausgleichen

Und was macht ein Fitness-Trainer in seiner Freizeit? Natürlich auch Sport! “Mit 15 habe ich als Aerobic-Trainerin angefangen, habe dann Jazz-Dance gemacht und war Fußballerin”, erzählt Elke Engelhardt. Mit dem Traum des eigenen Fitness-Studios musste die 54-Jährige allerdings den privaten Sport hinten anstellen. “Ich kann aber nicht ruhig bleiben. Ich brauche den Ausgleich zu meiner Arbeit. Wenn ich zum Beispiel im Winter Skifahren gehe, dann spüre ich, wie die Glückshormone in meinem Körper ausgeschüttet werden”.


Seit einigen Wochen blickt bt-Redakteurin Susanne Monz Menschen aus Bayreuth und Umgebung bei ihrer Arbeit über die Schulter.

Trikotfabrik Glashütten: Hier wurden die Trikots der Weltmeister gemacht

Weltmeister und große Vereine wie der FC Bayern München sind lange Zeit in den Baumwolltrikots der Firma Palme aufgelaufen. Trotz des Wandels hin zu Synthetik-Trikots und Produktion im Ausland, kann sich die kleine Firma in Glashütten immer noch halten. Der Grund dafür: Nostalgie!

Produkte und Produktion mit Nostalgie-Charme

Christian Kurrent, der Geschäftsführer der Trikotfabrik, wie das Geschäft heute heißt, hat den Betrieb bereits in den 80ern von seinem Großvater geerbt. Der Aufbau des Betriebs begann allerdings schon 1948. Damals produzierte die Firma im Landkreis Bayreuth unter anderem die Trikots für die Weltmeister 1954. Auch die Pokalsieger und Meister vom FC Bayern München bekamen ihre Trikots von hier.

Vom einzelnen Faden bis zum fertigen Trikot wird bei uns hier im Haus alles produziert. Unsere Trikots bestehen noch aus reiner Baumwolle, so wie es früher eben üblich war.

(Christian Kurrent, Geschäftsführer Trikotfabrik)

Nicht nur die Trikots haben den Charme vergangener Zeiten. Auch die Produktionsstätte arbeitet noch mit den Original Strickmaschinen aus den 50er Jahren. Vor Ort werden die Stoffe auch aufgebügelt und auf die jeweiligen Schnitte angepasst. Danach werden sie mit Etiketten, Wappen oder Kragen zusammengenäht.

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Zu den Hochzeiten des Betriebs in den den 60er und 80er Jahren, arbeiteten rund 100 Näherinnen im ehemaligen Palme-Betrieb. Heute beschäftigt Kurrent nur noch zwei Mitarbeiter.

“Die Nachfrage steigt”

Der Betrieb produziert heute vor allem für Vereine, Stiftungen, aber auch einzelne Sammler.

Zuletzt haben wir für die Kurt-Landauer-Stiftung 600 Bayern-Trikots hergestellt. Aber auch das Museum von Borussia Mönchengladbach hat nach dem Original-Trikot gefragt.

(Christian Kurrent, Geschäftsführer Trikotfabrik)

Die Nachfrage nach Nostalgie-Hemden wachse stetig an. Und genau dieses Konzept macht den Betrieb so einzigartig. Die Trikotfabrik sei die einzige Fabrik in Deutschland, die diese Nostalgie-Hemden nach den Originalmustern herstelle, so Christian Kurrent.

Wir produzieren noch Hemden aus 100 Prozent Baumwolle. Vielen Menschen ist es wichtig, dass alles in Deutschland produziert wird. Für diese Menschen arbeiten wir. Es macht Freude zu sehen, wie Sammler und Vereine unsere Arbeit würdigen.

(Christian Kurrent, Geschäftsführer Trikotfabrik)

IFAB-Chef Lukas Brud: Ein Bayreuther in der großen Welt des Fußballs

War der Ball hinter der Linie oder nicht? Hat der Schiedsrichter eine wichtige Szene nicht gesehen oder falsch bewertet? Diese Fragen können dank Videobeweis inzwischen genau beantwortet werden. Zuständig für den Videobeweis und alle Regeln des Fußballs ist das International Football Association Board, kurz IFAB. Leiter dieser höchsten Regelbehörde im Fußball ist ein Bayreuther.

Das Bayreuther Tagblatt stellt den 39-Jährigen im Porträt vor. In Teil 1 geht es um seinen Aufstieg in der Fußballwelt.  

Für einen Tag Fußballer

Mit zehn Jahren stand Lukas Brud das erste Mal auf einem Fußballfeld und nahm an einem Training teil. Nass, kalt und windig war es. Daher beschloss der Bayreuther auch noch am gleichen Tag, dass Fußball nichts für ihn sei und hängte die Fußballschuhe an den Nagel. Stattdessen widmete er sich einer anderen Sportart: dem Basketball. Fußball verfolgte Brud aber trotzdem.

Meine Freunde waren alle in einem Fußballverein. Da habe ich schon mal zugeschaut. Ich selbst habe aber nie im Verein gespielt.

(Lukas Brud)

Der Bayreuther ist allerdings bis heute bekennender Bayern-Fan. Doch dass er einmal Chef der höchsten Behörde im Fußball sein würde, war damals undenkbar.

Durch Zufall zur FIFA

Der heute 39-Jährige studierte Bauingenieurwesen in Leipzig. Durch einen Freund wurde er darauf aufmerksam gemacht, dass für den Confed-Cup 2005 in Leipzig noch freiwillige Helfer gesucht wurden. Brud bewarb sich und wurde genommen. So rutschte er – mehr durch Zufall – in das Profigeschäft des Fußballs und arbeitete eng mit der FIFA zusammen.

Drei Dinge sind in meinem Job wichtig: Gesunder Menschenverstand, engagiertes Arbeiten und etwas Fingerspitzengefühl.

(Lukas Brud)

Die fragten ihn auch ein Jahr später für die Heim-WM 2006 an. Lukas Brud nahm die Chance wahr, betreute fünf Mannschaften während des Turniers und erarbeitete sich so innerhalb der FIFA einen Namen.

Lukas Brud, Chef der höchsten Behörde im Fußball. Foto: Susanne Monz

Aufstieg zum IFAB-Boss

Seit knapp 134 Jahren gibt es das IFAB. Gegründet wurde es von den vier britischen Ur-Fußballverbänden 1886. Die FIFA kam als fünftes Mitglied knapp 30 Jahre später dazu. Früher tagte das Gremium allerdings nur einmal im Jahr. Nach der Einführung der Torlinien-Technologie strukturierte sich das IFAB allerdings um und wurde zu einer unabhängigen, nicht-kommerziellen Behörde. Seit 2014 steht Lukas Brud der IFAB vor und kümmert sich seither um die Regeln im Fußball. Für die Durchsetzung und Einhaltung ist dann allerdings die FIFA zuständig. 17 Spielregeln gibt es. Diese haben dann allerdings weitere Unterkategorien. Möchte man das gesamte Regelwerk einmal lesen, so muss man sich durch 150 Seiten kämpfen.

Wir sind die Spielregelhüter. Die FIFA stellt sicher, dass unser Regelwerk dann weltweit angewandt wird.

(Lukas Brud)

Von Zürich in die ganze Welt

Sitz der IFAB ist in Zürich. Dort lebt Brud auch seit über zehn Jahren. Doch eigentlich ist der 39-Jährige in der ganzen Welt zuhause. Umso schöner ist es für den Bayreuther in seine alte Heimat zurückzukehren. Wenn man einmal alle Länder und Leute gesehen habe, so wisse man, dass im Grunde doch alle gleich interessant sind. Dann freue man sich auch wieder auf Zuhause, so Brud.

Ich habe einmal ein Jahr lang in Manchester gelebt. Allerdings kam ich nie dazu meine Umzugskartons auszupacken, weil ich ständig unterwegs war.

(Lukas Brud)


Welche Regeländerungen Lukas Brud mit seinem Team veranlasst hat und welche Projekte des IFAB noch geplant sind, verrät der Bayreuth in Teil 2. 

Ein Bayreuther mit Geschlechtskrankheiten als Hobby

Max Tetzner (29) ist Fitnesstrainer und hat ein eher ungewöhnliches Hobby. Er befasst sich ehrenamtlich mit Geschlechtskrankheiten, denn er ist auch bei der Aids-Beratungsstelle in Bayreuth tätig. Wie er dazu kam und wie die Arbeit dort aussieht, verrät er hier.

Ein ungewöhnliches Hobby

Der 29-Jährige ist in Bayreuth aufgewachsen und ist dann für einige Zeit nach Hamburg gezogen. Als es ihn wieder zurück in die Heimat zog, suchte er Anschluss. Während andere zur Feuerwehr, in der Fußballverein oder zum THW gehen, hat er sich ein ungewöhnliches Ehrenamt ausgesucht. Aber warum auch nicht? Er wolle einfach nur helfen und kenne aus Hamburg auch viele HIV-Positive, erklärt Tetzner. Deswegen wusste er, dass dies eine gute Möglichkeit sei, um Anschluss zu finden.

Tetzner hatte von Anfang an keine Berührungsängste. Bei anderen Mitarbeitern in der Aids-Beratungsstelle hätten sich diese auch schnell in Luft aufgelöst, sobald diese sich mit dem Thema etwas mehr beschäftigt hatten, erzählt er. “Wir haben jetzt nicht unbedingt das Bedürfnis uns die Geschlechtskrankheiten auch wirklich anzuschauen”, sagt er und lacht. Aber das gehöre eben dazu. Bei einem Blutschnelltest müsse man sich dann eben Handschuhe anziehen und dann könne auch nichts passieren.

HIV-Therapie stoppt die Übertragung

2018 haben 97 HIV positive Personen die Aids-Beratungsstelle in Bayreuth aufgesucht. Dadurch, dass alles anonym ist, kann niemand sagen, woher die Menschen kommen und ob auch “nur” 97 Menschen in und um Bayreuth diese Krankheit haben. “In ganz Deutschland sind etwa 88.000 Menschen HIV positiv”, sagt Tetzner. Das sei jeder tausendste Deutsche.

“Wer heute in erfolgreicher HIV-Therapie ist, kann das Virus nicht mehr weitergeben. Also weder durch Küssen, ungeschützten Geschlechtsverkehr oder alle anderen möglichen Übertragungswege”, sagt der 29-Jährige. Denn das Virus werde durch die Therapie im Körper so verdünnt, dass es nicht mehr übertragen werden könne. Allerdings sei es nach wie vor nicht heilbar.

Beratungsstelle in Bayreuth

“Allgemein lässt sich sagen, dass wir uns um den größten Teil der sexuell übertragbaren Krankheiten kümmern”, sagt Max Tetzner. In der Beratungsstelle werden auch sämtliche Schnelltests für Geschlechtskrankheiten angeboten. In Bayreuth arbeiten zwei Menschen hauptamtlich in der Beratungsstelle und acht ehrenamtlich. “Die ehrenamtliche Arbeit hat sich verändert. Es ist jetzt nicht mehr so, dass man sich einmal im Monat fest trifft”, sagt Tetzner.

Es seien eher private Unterstützer, die die Beratungsstelle mit ihrem ehrenamtlichen Engagement unterstützen. Also nicht unbedingt vor Ort sitzen und warten, dass jemand kommt der beraten werden will. Es gehe zum Beispiel um öffentliche Auftritte bei Veranstaltungen wie den Welt-Aids-Tag oder um das Verteilen von Kondomen auf Partys. “Oder man begleitet und unterstützt Klienten die sich frisch infiziert haben auf ihren Wegen zum Facharzt”, erklärt Tetzner. So würde die ehrenamtliche Arbeit heute aussehen.

Landrat Hermann Hübner: So wenig Arbeitslose im Landkreis Bayreuth wie noch nie

Landrat Hermann Hübner hat sich positiv über die Entwicklung des Landkreises geäußert: “Der Landkreis steht gut da.” Im Rahmen einer Pressekonferenz in der Hotelfachschule Pegnitz zeigte sich der Landrat insgesamt zufrieden mit der Entwicklung des Landkreises.

Arbeitslosenquote so niedrig wie noch nie

Mit 2,6 Prozent ist die Arbeitslosenquote im Landkreis so niedrig wie noch nie. Sie liegt sogar unter dem bayerischen Durchschnitt von 2,8 Prozent. Der Landrat sprach von einem “historischen Tiefstand”. Trotzdem dürfe nicht vergessen werden, dass viele Einzelschicksale in den 2,6 Prozent enthalten seien, sagte er.

Bevölkerungsentwicklung

“Der Abstieg hat sich reduziert”, sagte Hübner über die Bevölkerungsentwicklung. Denn, im Landkreis leben jetzt 136 Menschen mehr, als noch 2018. Das zeige sich auch bei den Geburten. Rund 1700 Menschen kamen 2019 im Landkreis Bayreuth zur Welt. Das sind 5% mehr im Vergleich zu 2018. Hübner betont, dass es auch 31 Grundschüler mehr wären. “Da stehen wir gut da”, wiederholt er.

Ohne Moos nichts los

Hermann Hübner gab auch einen Einblick in die Wirtschaftssituation. Dabei gab der Landrat zu bedenken, dass der Landkreis keine eigenen Steuereinnahmen habe. “Auch in den Kommunen gilt – Ohne Moos nichts los”, sagte er. Die Landkreise müssten dabei von Zahlungen ihrer Gemeinden und den Zuschüssen des Freistaates Bayern leben.

Dabei bekäme der Landkreis Bayreuth vergleichsweise wenig Geld – nur rund eine Million. Dem Bamberger Landkreis würden etwa 1,7 Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden. Trotzdem habe sich der Schuldenberg in den vergangenen sieben Jahren um 35 Prozent verringert, laut Hübner.