Serien, Kolumen und Formate  aus Bayreuth und für Bayreuth

Beruf Feuerwehrmann: “In weniger als acht Minuten sind wir an jedem Ort in Bayreuth”

Feuerwehrmann ist für viele Kinder ein Traumberuf. Doch was unterscheidet eigentlich einen Berufs-Feuerwehrmann von der freiwilligen Feuerwehr? bt-Redakteurin Susanne Monz war zu Besuch bei der Ständigen Wache in Bayreuth und durfte zusammen mit dem Kommandant Ralph Herrmann einen Blick hinter die Kulissen werfen.

Handwerker, Rettungssanitäter und Feuerwehrmann

Wer in Bayreuth hauptberuflich Feuerwehrmann werden möchte, braucht eine abgeschlossene Berufsausbildung im Handwerks-Bereich. Nach einem Einstellungstest geht es dann in eine neunmonatige Ausbildung. Dort muss man auch ein Praktikum in einem Klinikum absolvieren, fährt im Rettungswagen mit und wird so auch als Rettungssanitäter ausgebildet.

Wer hauptberuflich Feuerwehrmann sein möchte, braucht eine Ausbildung als Handwerker. Foto: Susanne Monz

Kommt es zu einem Vorfall mit vielen Verletzten, sind wir als Feuerwehr schnell mit vielen Mann vor Ort, bringen Sanitätsmaterial und unterstützen den Rettungsdienst.

(Ralph Herrmann, Kommandant)

24 Stunden Schicht

Ein Arbeitstag bei der Ständigen Wache in Bayreuth beginnt morgens um 7 Uhr geht über 24 Stunden. Rund 800 Einsätze hat die Bayreuther Feuerwehr im Jahr. Pro Tag sind das zwei bis drei Einsätze. Doch wer denkt, dass die Feuerwehrmänner in der restlichen Zeit nur Däumchen drehen, der liegt falsch.

800 Einsätze gibt es in Bayreuth pro Jahr. Foto: Susanne Monz

Mehrere Arbeitsbereiche

In der Wache gibt es eine eigene Schreinerei, Atemschutz-Werkstatt, Wäscherei und Schweißerei. Dort werden über den Tag die unterschiedlichsten Aufgaben erledigt. So müssen beispielsweise die Geräte geprüft und instand gehalten werden oder Fahrzeuge zum TÜV gebracht werden. Außerdem ist die Ständige Wache Bayreuth für alle Atemschutzgeräte im Landkreis verantwortlich.

Die Ständige Wache in Bayreuth ist für alle Atemschutzgeräte im Landkreis zuständig. Foto: Susanne Monz

Jeder von uns hat einen anderen Handwerksberuf und kann so seine Stärken einbringen.

(Ralph Herrmann, Kommandant)

Acht Minuten bis zu jedem Einsatzort im Stadtgebiet

Ab 17 Uhr haben die Feuerwehrmänner dann Bereitschaft. Diese verbringen sie jedoch nicht zuhause, sondern auf der Wache. Auch hier wird der Unterschied zu einer freiwilligen Feuerwehr deutlich. Ertönt der Alarm geht alles ganz schnell: Knapp eineinhalb Minuten brauchen die Feuerwehrmänner um sich anzuziehen und mit dem Fahrzeug rauszufahren. Innerhalb von acht Minuten müssen die Einsatzkräfte dann an jedem Ort innerhalb Bayreuths sein.

Großes Aufgabengebiet

Ralph Herrmann, gelernter Starkstromelektriker, schätzt seine Tätigkeit bei der Feuerwehr. Man habe so ein großes Aufgabengebiet und wisse nie was kommt, so der Kommandant. “Jeder Tag ist anders”.

Auch die Schläuche müssen nach den Einsätzen gewaschen werden. Foto: Susanne Monz

Doch der Beruf bringt auch seine Schattenseiten mit sich. Immer häufiger hört man von Respektlosigkeit gegenüber Einsatzkräften. Das macht sich auch bei der Feuerwehr in Bayreuth bemerkbar.

Die Respektschwelle sinkt immer weiter. Es kommt auch schon mal vor, dass man bei seiner Arbeit behindert oder beleidigt wird.

(Ralph Herrmann, Kommandant)

Darum waren Bayreuther Klöße früher grün

Wer sich in Bayreuth verliebt und womöglich sogar beschließt, sich hier niederzulassen, um zwischen Rotem Main und Festspielhügel einen geruhsamen Lebensabend zu verbringen, muss auch lernen, sich für das Bayreuther Sonn- und Festtagsessen zu begeistern: die rohen Kartoffelklöße. Hobby-Historiker Stephan Müller hat herausgefunden, seit wann es die “Bareitha Kleeß” gibt.

“Bareither Klöß”. Kein Kochbuch, sondern ein herrlicher Buchtitel für Dichtungen in oberfränkischer Mundart von Samuel Bach aus dem Jahr 1906. Foto: Stephan Müller


Sie sind das Alpha und das Omega aller Festlichkeit in Oberfranken. Kindstaufen, Hochzeiten, Leichenschmäuse, Richtfeste sind nicht denkbar ohne sie. Und bis zu 40 Kilometer fahren Alteingesessene an den Sonntagen, um in Wirtshäusern abzusteigen, wo die Klöße besonders gut, das heißt groß, handgerieben und vor allem billig sind. Gaststätten, in denen die Klöße mit Schweine-, Enten-, Gans- oder Sauerbraten noch weitere zehn oder 15 Pfennige unter dem preislichen Durchschnittsminimum liegen, werden dabei vor allem von den Bayreuther Millionären bevorzugt.

(Erich Rappl, 1970, ehemaliger Chefredakteur des Bayreuther Tagblatts)

Diese Einschätzung stammt aus dem Jahr 1970 von dem ehemaligen Chefredakteur des Bayreuther Tagblatts Erich Rappl, den die Bayreuther nur unter “Wafner” kennen. Sie hat bis auf die Umstellung von Pfennig auf Cent noch immer Bestand.

Seit 300 Jahren zum Sonntagsbraten unverzichtbar

Und dies vielleicht schon seit 300 Jahren: Es war ein Zufall, durch den Dr. Sylvia Habermann herausgefunden hat, dass der „Fränkische Kloß“ schon vor drei Jahrhunderten bekannt war. Bei der Suche nach einem Bildhauer, der für die Kirche in Neustädtlein am Forst Figuren geschnitzt hatte, stieß die damalige Leiterin des Historischen Museums in Bayreuth in den Rechnungsbänden auf ein Richtfest, bei dem imposant mit Klößen aufgekocht wurde. Die unverhältnismäßig hohe Rechnung vom 22. August 1707 lässt ohne Zweifel darauf schließen, dass es sich dabei tatsächlich um Kartoffelklöße und nicht etwa um die althergebrachten „billigen“ Mehlklößlein handelte. Die „erste urkundliche Erwähnung“ des Kartoffelkloßes stand fest.

Warum “grüne” Klöße?

Diese rohen Kartoffelklöße werden als „grüne Klöße“ bezeichnet. Das Wort grün ergab sich in früheren Zeiten tatsächlich aus der Farbe. Wenn der Kloßteig, der früher geschwefelt wurde, erkaltete, bekam er oft eine dunkelgrüne Farbe. So hat sich der Begriff „grüne Klöße“ als Bezeichnung für Klöße aus rohem Kartoffelteig erhalten.

Das Büchlein “Kiechla, Kleeß und Krautsalot” von Traudl Wolfrum ist in der ewigen Rangliste der am meist verkauften Bücher in Bayreuth wohl nie mehr zu schlagen. Foto: Stephan Müller

Der erste Kartoffelanbau in Rehau

Zu diesem Zeitpunkt wurde die Kartoffel in der Markgrafschaft bereits einige Jahrzehnte feldmäßig angebaut. Die ersten Kartoffeln vom Feld gab es 1647 in Pilgramsreuth bei Rehau. Dabei handelte es sich um den frühesten bisher bekannten „Erdäpfelanbau“ in Deutschland.

Der Bauer Hans Rogler erhielt während des 30-jährigen Krieges die ersten Saatkartoffeln von einem holländischen Soldaten. Der Ernteerfolg musste nicht lange auf sich warten: Schon bald wurden mehr als 500 Zentner Kartoffeln in dem 400 Seelendorf geerntet. Eine Bronzeplastik im Kirchhof – das so genannte „Kartoffeldenkmal“ – zeigt einen Bauern mit einem Grabegerät und eine kniende Bäuerin mit Kartoffelkorb, beide im üblichen bäuerlichen Gewand des 17. Jahrhunderts.

Streit um die ersten Kartoffeln endete vor Gericht

Dies lässt sich alles urkundlich belegen, weil es um diesen ersten Kartoffelanbau einen mächtigen Streit und sogar eine Gerichtsverhandlung in Hof an der Saale gab. Als Hans Rogler aus Pilgramsreuth und andere Bauern aus Roßbach bei Asch in Böhmen die Kartoffeln erhielten und mit dem Anbau begannen, weigerten sie sich “den Zehnt” abzugeben, weil dieser nach ihrer Ansicht nur für Getreide festgelegt war. Die Bauern behielten die Kartoffeln für sich. Das Gerichtsprotokoll aus Hof ist die erste “urkundliche Erwähnung des Kartoffelanbaus”.

Der Bayreuther Bürgermeister Erhard Christian Hagen von Hagenfels schrieb dazu im Jahr 1862 im „Archiv für Geschichte und Althertumskunde von Ober­franken“, dass ein in Böhmen einquartierter niederländischer Offizier von der Nützlichkeit “des Baues der Kartoffel” erzählt habe. Nachdem die Bauern misstrauisch waren, ließ er sich „aus seinem Vaterlande eine Partie Kar­tof­feln” kommen, die im Hausgarten gesteckt wurden. Die Anbauversuche gelangen, sodass die Pilgramsreuther schnell systematische Anpflanzungen auf den Feldern vornahmen. Dies war der Kirche ein Dorn im Auge. Die Kartoffel stand nicht in den Zehnt-Verzeichnissen. Bereits im Jahr 1694 wurde ein Jahresertrag von 1.300 Zentnern erzielt.

Bayreuther Saatkartoffeln für den Preußenkönig

Der Kartoffelanbau breitete sich in der Markgrafschaft Bayreuth bis zu den Regierungszeiten der Markgräfin Wilhelmine immer weiter aus. Im Gegensatz zum Getreide war und ist die Kartoffel weder bei der Aussaat noch vor der Ernte abhängig vom Wetter und der Witterung. Erst mit dem Kartoffelanbau konnten in Europa die Hungersnöte eingedämmt werden. Dazu ließ sich Friedrich der Große Saatkartoffeln aus Bayreuth kommen, um die Pflanzaktionen zu fördern.

Durch seine Schwester Wilhelmine soll Friedrich der Große auf die nützliche Frucht aus der Bayreuther Markgrafschaft aufmerksam geworden sein. Am 24. März 1756 erließ der Preußenkönig sein berühmtes Kartoffeldekret, wonach “der 15. Teil des Bodens” mit Kartoffeln anzupflanzen sei. Landwirte, die keine Kartoffeln anbauten, konnten künftig nicht mehr mit Steuererleichterungen rechnen.


Text: Stephan Müller

Stephan Müller (53) ist Stadtrat, Hobbyhistoriker, freiberuflicher Journalist und Autor zahlreicher Bücher zur Geschichte Bayreuths. Für das Bayreuther Tagblatt hat er sein Archiv geöffnet. Die besten Anekdoten gibt es immer wieder hier beim bt.


Mehr von Stephan Müller:

Weihnachtsüberraschungen mit Familie Wagner

Weihnachten ist das Familienfest Nummer 1. Doch jede Familie gestaltet die Feiertage anders. Wie Richard Wagner und seine Lieben das Fest feierten, verrät bt-Hobbyhistoriker Stephan Müller.


Keine Worte für solche Freuden

Das Weihnachtsfest wurde von der Familie Wagner stets besonders hingebungsvoll gefeiert. Aus doppeltem Anlass: Denn auch Frau Cosima hatte am Heiligen Abend Geburtstag. Begangen wurde ihr Wiegenfest allerdings immer einen Tag später, also jeweils am ersten Weihnachtsfeiertag. Richard Wagner war immer darauf bedacht, seiner Cosima eine besondere Weihnachtsüberraschung zu bieten. Zwei Mal gelang ihm dies mit gerade erst komponierten Uraufführungen seiner Werke.

Am Sonntag, dem 25. Dezember 1870, kamen Orchestermitglieder der Züricher Tonhalle in das Haus Tribschen und weckten die 33-jährige Cosima in aller Frühe mit dem etwa zwanzigminütigen “Tribschener Idyll”, das später zum “Siegfried-Idyll” wurde.

Das Foto entstand 1873: Cosimas Kinder Isolde, Eva, Siegfried, Blandine und Daniela. Foto: Bernd-Mayer-Stiftung

Aus Platzgründen spielte nur eine kleine Streicher-Besetzung. Weil die Musiker deshalb im Treppenhaus Aufstellung nahmen, wurde das “Siegfried-Idyll” von Wagners Kindern auch später nur “Treppenmusik” genannt. Nach dieser Uraufführung im kleinsten Kreise schritt Richard Wagner mit den Kindern und dem anwesenden Friedrich Nietzsche an Cosimas Bett und überreichte ihr das Manuskript des “Siegfried-Idyll”.

Der Titel des Geburtstagsgeschenks: “Tribschener Idylle mit Fidi-Vogelgesang und Orange-Sonnenaufgang, als symphonischer Geburtstagsgruß seiner Cosima dargebracht von Richard Wagner”.

Auch interessant:

Siegfried Wagner: Mit Papa Richard in der Kneipe

Überraschung am Weihnachtstag

Genau acht Jahre später, die Familie Wagner lebte seit vier Jahren im Haus Wahnfried in Bayreuth, überraschte Richard Wagner seine Cosima am ersten Weihnachtsfeiertag des Jahres 1878 ein zweites Mal: Er bat den Herzog von Meiningen um eine zweitägige Beurlaubung seiner Hofkapelle. Die Musiker trafen einen Tag vor Heiligabend in Bayreuth ein – sozusagen als polyphones Weihnachtsgeschenk.

Kurz zuvor hatte Richard Wagner die Partitur zum “Parsifal”-Vorspiel abgeschlossen. Und dieses weihevolle vorab instrumentierte Werk wurde am ersten Feiertag morgens um sieben Uhr in der Halle des Hauses Wahnfried uraufgeführt – erneut ganz privat. Am Abend gab es zudem ein Konzert mit dem “Siegfried-Idyll” und Beethoven-Sätzen. Frau Cosima war außer sich vor Entzücken. In ihr Tagebuch schrieb sie wonnetrunken: “O dass man nur Worte hätte für solche Freuden”.

Zu Richards Weihnachtsüberraschungen gehörte auch der so genannte “Kinderkatechismus”, der am 25. Dezember 1873 und ein Jahr später in einer neuen instrumentierten Fassung beim ersten Weihnachtsfest in Wahnfried von den Kindern aufgeführt wurde. Eine Huldigung mit Gesang und Klavierbegleitung für Cosima. Allerdings kann man zumindest hier über den Gehalt von Richard Wagners Dichtkunst streiten:

Wisst ihr Kinder, was blüht am Maitag? Die Rose, die Rose, die Ros im Mai.

Kinder, wisst ihr auch, was blüht in der Weihnacht?

Die Kose, die Kose, die kosende Mama, die Cosimama.

Als die Meininger Hofkapelle morgens um sieben Uhr im Saal von Wahnfried das “Parsifal”-Vorspiel spielte, war Frau Cosima außer sich vor Entzücken. In ihr Tagebuch schrieb sie wonnetrunken: “O dass man nur Worte hätte für solche Freuden”. Der Bayreuther Karikaturist Matthias Ose hat das weihnachtliche Geburtstagsgeschenk in einer Zeichnung interpretiert. Repro: Stephan Müller.

Die “Heilige Familie Wagner”

Aber auch Frau Cosima wusste, wie sie ihrem Richard eine unvergessliche Bescherung bereiten konnte. Für den Heiligen Abend des Jahres 1880 dachte sie sich ein lebendes Bild aus: die “Heilige Familie Wagner”. Cosima, Töchter Eva, Isolde und Blandine mimten die musizierenden Engel, Tochter Daniela saß als Madonna neben dem Jesus-Knaben, der von Wagners einzigen Sohn Siegfried verkörpert wurde.

In ihrem Tagebuch berichtet die Ehefrau über Richards Reaktion: “Das lebende Bild, herrlich gestellt und gehalten von den Kindern, erfreut und ergreift ihn.”

Der beglückte Meister bat sogleich den anwesenden Maler und Freund Paul von Joukovsky, die Szene mit dem Pinsel festzuhalten. Ein bisschen kitschig fiel das Gemälde schon aus, aber – was soll`s”? Der Bayreuther Lokalhistoriker und ehemalige Bürgermeister Bernd Mayer stellte dazu einmal augenzwinkernd fest: “Es war immerhin das erste und einzige Mal, dass sich die Wagners als heilige Familie aufgeführt haben…”

Die “Heilige Familie Wagner”. Der Maler Paul von Joukovsky hielt das “lebende Bild” vom Heiligen Abend des Jahres 1880 mit dem Pinsel fest. Im Vordergrund Wagnersohn Siegfried (Fidi) als Jesusknabe, neben ihm Daniela von Bülow als Madonna. Eva, Isolde und Blandine mimten die musizierenden Engel. Im Hintergrund erkennt der Betrachter die Bayreuther Stadtkirchentürme. Repro: Stephan Müller.

Hier noch einmal ein Überblick über Richard Wagners schönste Weihnachtserlebnisse:

Am 26. Dezember 1862 fand Wagners erstes Konzert im “Theater an der Wien” statt. Im Beisein der Kaiserin Elisabeth standen das Vorspiel und zwei Szenen aus den “Meistersingern” sowie “fertige” Teile des “Rings” auf dem Programm. Vor allem nach dem “Walkürenritt” brandete großer Jubel auf.

  1. Dezember 1866: Wagner schreibt Stolzings Preislied im dritten Akt der “Meistersinger” nieder.
  2. Dezember 1870: Richard Wagner führt am Weihnachtsmorgen zu Cosimas Geburtstag das “Siegfried-Idyll” im Treppenhaus im Haus Tribschen bei Luzern auf. Auch Nietzsche ist anwesend.
  3. Dezember 1873: Familienaufführung des “Kinderkatechismus” in der Halle von Wahnfried
  1. Dezember 1874: Aufführung einer neuen, instrumentierten Fassung des “Kinderkatechismus” in der Halle von Wahnfried 
  1. Dezember 1878: Morgens um 7 Uhr spielt das von Wagner engagierte Meininger Hoforchester (unter Wagners Leitung) im Saal von Wahnfried das “Parsifal”-Vorspiel mit Konzertschluss, dessen Partitur vermutlich schon im Oktober, spätestens Anfang Dezember entstanden ist. Abends Konzert mit dem “Siegfried-Idyll” und Beethoven-Sätzen.

Am Heiligen Abend 1882 führt Wagner mit einem Schülerorchester im Teatro la Fenice seine 1833 im Gewandhaus aufgeführte Jugend-Symphonie in C-Dur auf. Liszt spielt zu Ehren seiner Tochter Klavier. Bei einer Hauptprobe am Vormittag hat Wagner Herzkrämpfe.


Text: Stephan Müller



Stephan Müller (53) ist Stadtrat, Hobbyhistoriker, freiberuflicher Journalist und Autor zahlreicher Bücher zur Geschichte Bayreuths. Für das Bayreuther Tagblatt hat er sein Archiv geöffnet. Die besten Anekdoten gibt es immer wieder hier beim bt.


Lesen Sie auch:

Das haben Kaiserin Sisi und Cosima Wagner gemeinsam

Am Sonntag, dem 24. Dezember 1837, kamen an ein und demselben Heiligen Abend zwei Mädchen zur Welt, die später beide weltberühmt wurden, sich auch begegneten und beide einen Bezug zu Bayreuth haben. bt-Hobbyhistoriker Stephan Müller blickt zurück.


Christ- und Sonntagskind

Cosima, spätere Ehefrau von Richard Wagner, und Elisabeth, genannt “Sisi”, Kaiserin von Österreich sind die beiden Christkinder. “Sisi” ist ein paar Stunden älter: Elisabeth kam um die Mittagszeit um Viertel vor elf Uhr im Herzog-Max-Palais in München zur Welt. Ihre Eltern waren Herzog Max Joseph I. in Bayern und Prinzessin Ludovika, Tochter von König Max Joseph.

Cosima wurde erst kurz vor Mitternacht, gerade noch am 24. Dezember 1837, am Comer See geboren. Sie war die zweite nichteheliche Tochter des damals schon berühmten Franz Liszt und der Gräfin Marie d´Agoult.

Cosima Wagner. Foto: Stephan Müller

An dieser Stelle sein angemerkt, dass sehr oft der 25. Dezember als Cosimas Geburtstag genannt wird. Dies liegt an Cosimas Tagebuch-Einträgen, in denen sie ihre Geburtstagsfeiern am ersten Weihnachtsfeiertag beschreibt. Grund dafür war, dass der Heilige Abend nicht ihr, sondern das “Fest” für die Kinder sein sollte.

Beide “Sonntagskinder” haben mit Bayreuth zu tun

Cosima Wagner lebte bekanntlich als Ehefrau und spätere Witwe von Richard Wagner fast 60 Jahre in Bayreuth. Auch “Sisi” hat eine “Beziehung” zu Bayreuth. Ihr Großvater väterlicherseits lebte fast zwei Jahrzehnte bis zu seinem Tod in Bayreuth, dabei in den Sommermonaten vornehmlich in der Eremitage. Es handelte sich um Herzog Pius von Bayern, der von den Bayreuthern nur der der “Klausner-Pius aus der Eremitage” genannt wurde.

Begegnung in Bayreuth

Die beiden Damen sind sich auch in Bayreuth begegnet. Sisi war die Cousine von König Maximilian II., dem Vater des großen “Festspielförderers” Ludwig II. Sisi und Ludwig waren sich sehr ähnlich. Sie verabscheuten höfische Zwänge, lasen fast täglich Bücher und liebten die Musik Richard Wagners.

Am 26. Dezember 1862 dirigierte Richard Wagner im Beisein der Kaiserin Elisabeth sein erstes Konzert im “Theater an der Wien”. Auf dem Programm standen das Vorspiel und zwei Szenen aus den “Meistersingern” sowie “fertige” Teile des “Rings”. Vor allem nach dem “Walkürenritt” wurde schon während des Konzerts gejubelt.

Als Richard Wagner am Ende die Bühne betrat, brach ein langer ungeheurer Beifall los. Kaiserin Elisabeth beugte sich unter den erstaunten Blicken der Besucher applaudierend aus der Loge. Mit ergeben ausgebreiteten Armen dankte der Meister für diese besondere – selten erlebte – Huldigung, die Erzherzogin Sophie sogar eine Eintragung in ihr Tagebuch wert war.

Begeisterung pur

Die Kaiserin Elisabeth war offenbar von der Musik derart begeistert, dass sie im Januar 1863 drei weitere Konzerte mit Richard Wagner besuchte. Das war bereits mehrere Monate bevor Ludwig II. Richard Wagner in München erstmals begegnete und ihn zu seinem Hofkapellmeister berief (4. Mai 1864) und bevor Richard und seine spätere Frau Cosima im Haus Pellet am Starnberger See endgültig ein Paar wurden (29. Juni 1864).

Franz Xaver Winterhalter schuf 1865 das wohl bekannteste Ölgemälde von Kaiserin Elisabeth von Österreich mit den “Edelweiß-Sternen” im Haar.

In Erinnerung an den 1886 verstorbenen Ludwig II. reiste Sisi auch nach Bayreuth, um im Sommer 1888 einer -von Cosima Wagner szenisch geleiteten – “Parsifal”-Aufführung im Festspielhaus beizuwohnen.

Auch hier war ihre Reaktion auf die Musik gefühlvoll:

Es ist etwas von dem man wollte, dass es nie endet, dass es immer so fortgeht.

Ihre Tochter, Erzherzogin Valerie, schrieb: “Mama war so entzückt, dass sie den Kapellmeister Mottl und die Darsteller des Parsifal und Amfortas zu sehen wünschte … ihre unpoetischen Erscheinungen nahmen etwas von der Illusion.”

Natürlich sprach die Kaiserin auch ausführlich mit Cosima Wagner, vor allem natürlich über Ludwig II., Sisis Neffen zweiten Grades. Cosima betonte die Ähnlichkeit von Ludwig und Sisi und sagte später zu Elisabeths Nichte Amélie, dass sie noch nie solche Ergriffenheit gesehen habe, “wie bei Tante Sisi nach dem ‘Parsifal'”.

Vierhändig am Klavier

Sicherlich werden sich Festspielleiterin und die Kaiserin auch über private Dinge unterhalten haben und es wird bestimmt von Cosimas Vater Franz Liszt, der damals vor zwei Jahren verstorben war, die Rede gewesen sein.

Als sich Kaiserpaar am Pfingstsamstag, dem 8. Juni 1867 in der Matthiaskirche von Budapest zum König und zur Königin von Ungarn krönen ließen, ertönte die “Krönungsmesse”, die Liszt eigens für diese Zeremonie komponiert hatte. Auch ist verbrieft, dass Sisi mit dem Klaviervirtuosen, der eine Kultfigur des damaligen europäischen Musiklebens war, vierhändig Klavier spielte.

Kein Thema war mit Sicherheit Lola Montez gewesen sein, die aber auch in beiden Familiengeschichten eine Rolle spielte.

Sanierung für 20.000 Gulden

Die damals 25-jährige verruchte Tänzerin war ab Oktober 1846 die Geliebte von Sisis Onkel, dem 60-jährigen Königs Ludwig I. Der Bayernkönig verliebte sich unsterblich in Lola Montez und änderte schon im November 1846 sein Testament zu ihren Gunsten. Wenige Tage später erwarb der Monarch für die Tänzerin ein Palais in der Barerstraße, das er für 20.000 Gulden sanieren ließ. Viele weitere Peinlichkeiten um Lola Montez, die beim Volk für viel Unruhe sorgten, trugen schließlich maßgeblich zum Rücktritt von Ludwig I. im Jahr 1848 bei.

Pikante Liebschaften

Auch der von den Frauen umschwärmte Franz Liszt hatte im Februar 1844, also vier Jahre vor Abdankung des bayerischen Königs, eine Liebschaft mit der rassigen Tänzerin. Lola lernte Liszt nach einem Konzert entweder am 24. Februar in Dessau oder am 25. Februar in Köthen kennen. Sicher ist, dass sie ihn nach seinem Konzert nach Dresden begleitete.

Pikant ist, dass sich der Pianist dieser Affäre offensichtlich nur mit Mühe wieder entziehen konnte. Man erzählte sich, dass Liszt Lola Montez im Hotelzimmer bereits am 29. Februar eingesperrt haben soll. Zumindest sprach sich herum, dass der Portier die Anweisung bekam “die Tobende erst zwölf Stunden nach seiner Abfahrt freizulassen”. Dafür hinterlegt Liszt vorsorglich einen “ansehnlichen Betrag” für das vermutlich demnächst zertrümmerte Mobiliar.

Nein, über diese Frau werden sich die beiden “Sonntagskinder” sicher nicht unterhalten haben ….


Text: Stephan Müller


Stephan Müller (53) ist Stadtrat, Hobbyhistoriker, freiberuflicher Journalist und Autor zahlreicher Bücher zur Geschichte Bayreuths. Für das Bayreuther Tagblatt hat er sein Archiv geöffnet. Die besten Anekdoten gibt es immer wieder hier beim bt.


Lesen Sie auch:

Wirtsgogl-G’schichtla: Weihnachtsspezial

Adrian Roßner, Foto: Privat

Adrian Roßner ist einer der jüngsten Heimatforscher Deutschlands und kommt aus der Region: In unserer bt-Serie “Wirtsgogl-Gschichtla” gibt er regelmäßig Einblicke ins seinen Fundus:  kuriose Geschichten, unglaubliche Erzählungen und Besonderheiten aus unserer Region. 

In dieser Folge hat Adrian Roßner eine spezielle Weihnachtsgeschichte aus dem November 2013 mitgebracht. Hier gibt’s eine festliche Geschichte aus der Feder des Wirtsgogl:

 


Wirtsgogls-Gschichtla #5 “Weihnachtsspezial”zum Anhören


Der gute Nikolaus

Es schneite nun schon seit einer ganzen Woche und August hatte beinahe jeden freien Tag draußen verbracht – immerhin musste man den Winter doch auch genießen dürfen, oder? Seine Eltern freilich waren dazu nicht in der Lage: Sobald die ersten Flocken fielen, verzogen sie sich in die kleine, von einem einzigen Ofen nurmehr spärlich beheizte Stube und begannen damit, Holzfigürchen zu schnitzen, die sie in Münchberg verkaufen wollten. Von dem Geld, das sie dafür bekommen würden, könnten sie sich schließlich selbst auch wieder ein schönes Weihnachtsfest  machen. Gerade das Glänzen in den Augen des kleinen August, der sich sehnlichst ein Paar Skier wünschte, ließ sie sich diesmal besonders anstrengen und so entstanden innerhalb kürzester Zeit wunderschöne Hirten mit ihren Schafherden, einige Heilige Drei Könige und natürlich auch Jesuskinderlein für die Krippen der besser verdienenden Leute in Münchberg. Morgen wollte Augusts Vater sich auf den Weg in die Stadt machen, um die Kunstwerke an den Mann zu bringen, doch grauste ihm schon vor den sicher einmal mehr äußerst zähen Verhandlungen, die er mit dem Müllersgerch würde führen müssen. Doch es half alles nichts: Nirgends sonst konnte er seine kleinen Figürchen verkaufen und auch wenn der alte Geizkragen ihm jedes Jahr einen Hungerlohn dafür bot, so war es dennoch besser, als gar nichts.

Als August an diesem Tag vom Spielen nach Hause kam, hörte er schon von der Tür aus das röchelnde Husten seines Vaters. „Was hast du denn?“ fragte er unschuldig, doch klärte seine Mutter ihn schnell auf: „No verkält hodder sich! Waller jo widder moll middn im Winder blus sei Summerhuusn ogezung hot, der Schnerbfl.“ „Des wird scho widder“ brachte sein Vater mühsam heraus, „morng muss ich jo suwiesu zerm Gerch und no ko ich haamwärts nuchamoll schnell vom Booder vorbeischaua.“ „Du gihst morng näercherdswu hi, host du mich verschdandn?!“ schnaubte Augusts Mutter, wobei ihrem Sohn mit einem Mal klar wurde, was das bedeutete: Wenn der Vater die Figürchen nicht verkaufen könnte, würde die Familie kein Geld für die Weihnachtsfeier haben und er könnte die Skier vergessen. Eifrig zupfte er am Gewand seiner Mutter: „Ich kann doch gehen!“ Mit diesen einfachen vier Worten hatte August einen Streit entfacht, in dem Argumente wie „Er muss ja sowieso einmal die Welt außerhalb von Zell kennen lernen“ solchen wie „Er ist doch noch viel zu klein, um so eine Reise auf sich zu nehmen“ entgegenstanden, doch war man sich letzten Endes darüber einig, dass man es wenigstens versuchen wolle. Außerdem würde August sowieso nicht klein beigeben, bis er seine Mutter dazu erweicht hatte, ihn gehen zu lassen. Und so folgte dem hitzigen Wortgefecht schließlich eine genaue Belehrung, was die Reise nach Münchberg angeht. Abends legte sich August voller Vorfreude in sein warmes Bett und lauschte einmal mehr der Geschichte des gütigen Nikolaus, der in den Wäldern am Waldstein wohnen soll und vor allem den Ärmeren stets zur Seite steht, wenn sie Not litten. Die Mutter hatte noch nicht von all seinen Wohltaten erzählt, als August bereits eingeschlafen war und von einem großen Mann mit weißem Bart und einem alten Ledermantel träumte.

Am nächsten Morgen stand er in aller Frühe auf, packte die Schnitzereien seiner Eltern in einen großen Sack und zog sich an. Schließlich schlich er sich noch einmal in sein Zimmer und holte aus einem kleinen Versteck einen Ochsen heraus, den er vorgestern selbst als erste eigene Figur gestaltet hatte. Er sah ein wenig seltsam aus, aber August war sich sicher, dass er ihn gut würde verkaufen können. Danach gab er seiner besorgten Mutter, die daheim bleiben und den Vater pflegen würde, einen dicken Kuss zum Abschied und machte sich auf den Weg zum Bahnhof. Schnaubend wartete die alte Lokomotive mit ihren grünen Wagen bereits am Bahnsteig und gab mit einem ungeduldigen Pfeifen zu verstehen, dass sich der Zug jeden Moment in Bewegung setzen würde. August ging zum alten Theo, der wie jeden Tag mit einer warmen Tasse Kaffee am Schalter saß, drückte ihm das von seiner Mutter abgezählte Geld in die Hand und bekam dafür eine Hin- und Rückfahrkarte, die er kurze Zeit später dem Schaffner Max übergab. Die Zugfahrt nach Münchberg dauerte eine ganze Weile und zweimal drohte die kleine Lokomotive in den Schneewehen stecken zu bleiben, doch schafften sie es letztlich trotzdem wohlbehalten in die Stadt und August ging zielstrebig in Richtung Bahnhofstraße, wo sich, wie er von seinem einzigen Besuch in Münchberg in Erinnerung hatte, der Laden des Müllersgerch befand. Vorsichtig sah er sich darin um: Er war vollgestopft mit wunderschönen Spielsachen aus Holz und sogar einigen aus Blech. Hinter dem Tresen ratterte zu Augusts größter Freude eine kleine Eisenbahn auf krummen Schienen im Kreis und erfüllte das Zimmer mit einem melodischen Surren. Aus der hinteren Kammer schlurfte schließlich Gerch herein, der den Neuankömmling sofort kritisch musterte. Augusts Vater hatte seinen Sohn schon vor dem Geiz des alten Händlers gewarnt, doch war August sich sicher, dass er es mit ihm würde aufnehmen können. „Hallo“ brachte er mühsam heraus, „ich bin der August vo Zell und soll hier die Schnitzereien meiner Eltern verkaufen“. Noch während dieser Worte hatte er einige der schönsten Stücke auf den Tresen gestellt, wobei er seinen Ochsen besonders nah an Gerch heran geschoben hatte. „Soso, das willst du mir also verkaufen. Naja, es sind ja eigentlich die gleichen Figuren wie im letzten Jahr auch schon – und von denen sind noch genügend im Lager. Hmm, hmm. Ich denke, zehn Mark kann ich dir für den ganzen Sack geben!“ Damit hatte August nicht gerechnet. Zehn Mark nur? Vater hatte ihm doch noch eingeschärft, dass sie mindestens 25 wert seien. „Nun, was ist? Zehn Mark geb‘ ich dir, aber wennst net willst…“ „Doch, doch…“ brachte August schließlich kleinlaut hervor, wobei ihm die Tränen schon in die Augen stiegen. „Na schau! So, hier ist dein Geld, aber das komische Ding nimmst wieder mit. Das kann ich sowieso net verkaufen.“ Mit diesen Worten drückte er August seinen Ochsen in die Hand, raffte die anderen Schnitzereien an sich und drehte sich zum Schaufenster, wo er sofort damit begann, sie schön zu drapieren. Mit einem letzten Schluchzer drehte August sich um und rannte so schnell er konnte zum Bahnhof zurück; die kalten Tränen, die ihn aus den Augen liefen brachten seine rosa Haut zum brennen, aber er wollte nur noch zügig nach Hause. 

Als er endlich wieder im Zug saß und der sich langsam in Bewegung gesetzt hatte, flog mit einem enormen Wums die Tür auf, die die beiden Waggons voneinander trennte. August, der versucht hatte, sich mit dem Betrachten des Reifes auf den Scheiben abzulenken und derweil darüber nachdachte, wie er seinen Eltern erzählen sollte, was passiert war, drehte sich erschrocken um. Im Türrahmen stand ein stämmiger, älterer Mann mit einem grauweißen Bart und einem alten, dreckigen Ledermantel, der sich über seinem Bauch verdächtig spannte. Grunzend schob er sich zu August und ließ sich ihm gegenüber nieder. Der hatte derweil ängstlich seine Tasche mit den zehn Mark an sich gedrückt, stellte nun jedoch erschrocken fest, dass dabei anscheinend sein Ochse rausgefallen war, der auf dem Boden ein paar Saltos vollführte, ehe er direkt vor den Füßen des Fremden zum Liegen kam. Mit spitzen Fingern hob dieser das kleine Tierchen hoch und musterte es aus seinen tiefblauen Augen. „Gehört der dir?“ wollte er wissen, doch August brachte kein Wort heraus – so nickte er nur kurz und vergrub sein Gesicht etwas tiefer im Schal. „Der ist wirklich schön! Woher hast du den denn?“ Mit einem Mal kam der Mut langsam wieder zurück: „Den hab ich selbst gemacht! Wollen Sie ihn kaufen?“ Was hatte er sich bloß dabei gedacht?! Einen wildfremden Mann einfach derart dreist anzusprechen gehörte sich nicht. Aber irgendetwas hatte der Alte an sich, das August sofort zuversichtlich stimmte. „Hmm, nun gut. Hier, ich gebe dir dafür diese Glassteine, die ich gerade in Münchberg gekauft habe. Die sind bestimmt fünfzig Pfennige wert.“ Naja, besser als nichts, dachte August, und immerhin würde er die Steine in der Schule vielleicht gegen ein Stückchen Schokolade eintauschen können. Das Geschäft war gerade abgeschlossen, als der Zug in Zell ankam. Schnell machte August sich auf den Weg nach Hause und beichtete seinen Eltern, dass er nur zehn Mark für die Figuren bekommen hatte, wobei er das Säckchen mit den Steinen achtlos mit auf den Tisch geworfen hatte. „Naja, da kann man nichts machen – mir wern wohl aweng sporn müssen“, sagte sein Vater und sah das Säckchen. „Und was ist das?“ „Das hat mir ein Mann für eine Figur gegeben, die ich selbst geschnitzt habe. Da sind aber nur ein paar Steine drin.“ Doch wie groß war die Überraschung, als aus dem Säckchen tatsächlich eine ganze Hand voll silbern glänzender Markstücke heraus fiel! „Das sind ja an die 30 Mark“  freute sich sein Vater, „wer war denn der Mann?“ Mit einem Mal ging August ein Licht auf: Ein weißer Bart und ein lederner Mantel. „Der Nikolaus!“



Text: Adrian Roßner, 30.11.2013

Die bt-Leser haben abgestimmt: Das ist Bayreuths bester Kaffee

Die Leser des Bayreuther Tagblatts haben gesprochen: Hier gibt es den besten Kaffee Bayreuths! Mehr dazu hier!

Arktis-Reise: So bereitet sich ein Forscher der Uni Bayreuth vor

Christoph Thomas ist Professor für Mikrometeorologie an der Uni Bayreuth. Im Februar 2020 wird er mit zwei Kollegen aus Bayreuth und drei weiteren Wissenschaftlern des Alfred-Wegener-Institutes nach Ny-Ålesund reisen – auf die Insel Spitzbergen in die Arktis. Wie er sich auf seine dritte Polarexpedition vorbereitet, erzählt Christoph Thomas im Video.

Fjord bei Spitzbergen. Foto: privat

Projekt “Nytefox”: Was untersucht wird

Das Projekt “Nytefox” in der Arktis auf 80 Grad nördlicher Breitet startet im Februar 2020. Im Ort Ny-Ålesund, der ausschließlich für wissenschaftliche Zwecke genutzt wird, hat das Alfred-Wegener-Institut eine Forschungsstation. Innerhalb von sechs Wochen untersuchen Forscher Prozesse, die dem Klimawandel zugrunde liegen, wie das Abschmelzen des Eises und den Aufbau der Schneemassen mit der sogenannten Glasfaser-Hobeltechnik. “Auf einer Strecke von 15 Kilometern haben wir alle 12,5 Zentimeter einen Messpunkt. So bekommen wir ein einmaliges Prozessverständnis.”, sagt Professor Thomas. Gemessen wird die Temperatur im Boden, im Wasser und Eis sowie die Windrichtung, in die sich die Luftmassen bewegen.

Drei Wochen in Kälte und Dunkelheit

Professor Christoph Thomas, der aktuell an der Uni Bayreuth lehrt, wird selbst für drei Wochen dort sein. “In der Polarnacht erwarten uns dort Temperaturen von bis zu minus 25° Celsius”, erklärt der 45-Jährige. Hell wird es gar nicht. Erst am 1. März geht dort wieder die Sonne auf, erklärt er. Dann steigen auch die Temperaturen wieder. Bereits 2018 war Professor Thomas schon einmal in der Arktis, 2012 auch in der Antarktis. Angst hat er allerdings keine.

Christoph Thomas. Foto: Redaktion

Ich bin wahnsinnig gespannt auf die Reise und habe Respekt vor der gewaltigen und auch gewalttätigen Landschaft. Ich freue mich auf die geruchlose unberührte Landschaft, die Einsamkeit und die Stille.

(Christoph Thomas, Forscher)

Geräte verpacken und ärztlicher Check-Up

Solch eine Reise benötigt Vorlauf in der Vorbereitung. “Die wissenschaftlichen Geräte haben wir bereits im Oktober auf 16 Paletten verpackt und nach Bremerhafen geschickt. Von dort aus werden sie dann in die Arktis gesendet. Der Vorlauf ist nötig, weil der Zoll die Ladung genau kontrolliert”, erklärt Christoph Thomas. Auch bei der Wiedereinfuhr nach dem Projekt im April müsse alles haargenau wie bei der Einreise verpackt sein.

Alle Forscher, die nach Ny-Ålesund reisen werden außerdem auf polare Tauglichkeit getestet. “Ich bin noch nie zuvor so sorgfältig untersucht worden”, sagt er und lacht. Neben Herz- und Kreislauf-System, werden auch die Augen oder die Zähne durchgecheckt und registriert. Das hat einen wichtigen Grund:

Stürzt man im Eis ab, könnte man anhand des Gebisses auch Jahre später noch identifiziert werden.

(Christoph Thomas, Forscher)

Die Forschungssiedlung in Ny-Ålesund. Foto: privat

Eine Unterhose reicht

An sonstigem Gepäck brauche man lediglich seine Unterhose. “Das Alfred-Wegener-Institut stellt Kleidung zur Verfügung, wenn man möchte. Man muss nur vorher seine Maße abmessen und angeben”, sagt er. Auch kulinarisch sei er optimal versorgt. Drei Mal pro Tag kommen alle Nationen von Forschern zusammen und man isst gemeinsam in der Mensa. “Das ist gut, um beim Forschen das Gefühl für Raum und Zeit nicht völlig zu verlieren. Es ist wichtig, Zeit in Gesellschaft zu verbringen”, sagt Christop Thomas.

Am Samstag und Sonntag gibt es auf der Station sogar einen Dresscode: Es ist Pflicht ein Hemd beim Dinner zu tragen. In der Bar gibt es auch Bier oder Wein. Allerdings bekommt jeder nur eine gewisse Menge, die auf einer Karte bei der Ausgabe abgezwackt wird.

(Christoph Thomas, Forscher)

Handy verboten

Ein Auserwählter muss täglich in Kontakt mit dem Festland bleiben, um sicher zu stellen, dass es dem Team gut geht, sagt er. Die Nacht verbringt man geschützt in einer Holzhütte. In ganz Ny-Ålesund gilt allerdings Funkstille, um die Messgeräte nicht zu stören. Handys oder Geräte mit Bluetooth sind deswegen verboten, erklärt Professor Thomas. Doch via Internet im Büro kann man Kontakt zu seinen Liebsten halten.  “Ich blogge auf der Reise täglich”, so der 45-Jährige.

Ny-Ålesund auf Spitzbergen. Foto: privat

3.100 Kilometer nördlich von Bayreuth

Die Reise geht relativ schnell, so Christoph Thomas. Er wird an einem Sonntagabend gegen 21:40 Uhr in Frankfurt mit dem Flugzeug starten. Von dort aus geht es über Oslo und Tromsø in Norwegen zur Bergbaustadt  Longyearbyen auf die Insel Spitzbergen. Und dann weiter zur Forschungsstation Ny-Ålesund. “Gegen 16 Uhr am Montag bin ich schon dort, also nicht einmal 24 Stunden unterwegs. Es sind etwa 3.100 Kilometer Luftlinie in nördliche Richtung von Bayreuth zur Station”, erklärt er.

Die bt-Leser haben abgestimmt: Das ist Bayreuths bestes Schäufele

Dass es am Sonntag Braten mit Klößen gibt, war für die gebürtige Kalifornierin neu. Cortney Hacker hat gemeinsam mit ihrem Mann Johnny im Januar 2009 die Becher-Bräu in Bayreuth übernommen. Inzwischen hat sie nicht nur Routine traditionell fränkische Gerichte zu kochen – die bt-Leser finden sogar: Bei ihr in der Becher-Bräu gibt’s das beste Schäufele der Stadt! Im Video erzählt sie von ihren ersten Koch-Versuchen.

“In Amerika geht man sonntags mit der Familie Brunchen. Aber so etwas wie einen Sonntagsbraten gibt es dort nicht”, erklärt Cortney Hacker. Diese Tradition habe sie erst hier in der Becher-Bräu kennen gelernt, die sie seit knapp elf Jahren gemeinsam mit ihrem Mann Johnny betreibt. Die 36-Jährige kam vor 22 Jahren aus der Nähe von Santa Barbara (USA) nach Franken. “Meine Mutter stammt aus Nürnberg. Und mein Stiefvater hat dort und im Bayreuther Raum Gastronomie betrieben”, erklärt sie. Seitdem sei sie in der Gastro-Branche aktiv.

In diesem Ofen gart Cortney Hacker das Schäufele. Foto: Carolin Richter

Erster Kontakt mit Braten und Schäufele

Die ersten Versuche Schäufele zu kochen, waren gar nicht so einfach, erinnert sie sich. “Natürlich hat mir meine Schwiegermutter Tipps gegeben”, sagt sie. Es war sehr viel learning by doing. Man müsse es gut würzen, damit man eine schmackhafte Soße bekommt. Doch es gebe eine Challenge: “Das Schäufele soll eine knusprige Kruste haben, aber das Fleisch darf innen nicht zu durch oder zäh werden”, sagt Cortney Hacker. Bis es geklappt hat, habe es eine Weile gedauert. Aus der Ruhe hat sie sich aber nicht bringen lassen: “Das nächste Mal klappt’s bestimmt besser – das war meine Einstellung”, sagt sie und grinst. Doch jetzt habe sie ein festes System, das gut funktioniere.

In der Becher-Bräu soll es das beste Schäufele Bayreuths geben – so das Urteil der bt-Leser. Foto: Redaktion

Das Schäufele soll außen knusprig sein, aber man darf es nicht zu Tode braten.

(Cortney Hacker, Inhaberin Becher-Bräu Bayreuth)

Zum Schäufele gibt es in der Becher-Bräu Klöße und Salat. “Wer möchte, bekommt natürlich auch Sauerkraut dazu. Aber ich mag das nicht so gerne. Schon bei meiner Oma hat mir das nie geschmeckt”, erklärt sie.

Außer dem Schäufele sind auch Sauerbraten und Rehbraten in der Becher-Bräu beliebt, so Cortney Hacker.

Hauptsache deftig

Inzwischen isst Cortney Hacker allerdings gerne Sonntagsbraten. “Das Schäufele teile ich mir aber mit meinem Mann. Das schaffe ich nicht ganz”, sagt sie. Doch auch Fast Food, wie Pizza oder Chicken Nuggets mag sie – Hautpsache deftig. “Die Kinder wünschen sich außerdem oft Nudeln”, ergänzt sie.

Mehr aus der Serie:

Gessn werd dahaam: Die große Verlosung zum Jahresende

Zum Jahresabschluss der Kolumne “Gessn werd dahaam” gibt es ein Gewinnspiel: mit zwei verschiedenen Preisen! Mitmachen lohnt sich!

Seltenster Job in der Bäckerei: Ein Brotsommelier aus dem Landkreis Bayreuth

Er ist nicht nur Bäckermeister, sondern auch einer von 93 Brotsommeliers in ganz Deutschland. Florian Pausch aus Eckersdorf-Neustädtlein hat diesen seltenen Titel. Im Video stellt der Brotsommelier vor, was seine Kreation “Waldhüttenbrot” ausmacht.

So soll die Struktur eines hochwertigen Brotes aussehen. Foto: Redaktion

Damit beschäftigt sich der Brotsommelier

Eine bestandene Meisterprüfung ist die Voraussetzung, um die Ausbildung zum Brotsommelier absolvieren zu dürfen. “Es ist keine leichte Sache. Etwa ein Viertel schafft den Abschluss nicht – beziehungsweise bricht das Ganze vorher schon ab”, sagt Florian Pausch, Brotsommelier bei der Bäckerei Feulner in Donndorf.

Brot ist etwas wertvolles, dass all die Jahre als Nahrungsgrundlage geblieben ist, sagt er. Als Brotsommelier lerne man nicht nur alles rund um die Geschichte sowie über nationale und internationale Brotsorten, sondern auch einzelne Aromen herauszuschmecken und daraufhin neue Sorte zu kreieren.

Brotsommelier Florian Pausch von der Bäckerei Feulner testet die Struktur des Brotes. Foto: Redaktion

Tipp vom Profi: Früchtebrot mit Gorgonzola und Riesling

“In Deutschland haben wir mit gut 3.200 Sorten eine riesige Brotvielfalt. Deutsches Brot ist sogar immatrielles Kulturerbe”, erklärt er. Als Brotsommelier beschäftige man sich auch mit sogenannten Food Pairings: Man kombiniert Brot mit Beilagen wie Käse oder mit Getränken, um eine Geschmacksexplosion hervorzurufen. “Zu einem Früchtebrot würde ich Gorgonzola-Käse und einen Riesling empfehlen. Süß und süß ergänzt sich gut”, sagt er.

Probiert man ein Brot, nimmt man ein Drittel von der frischen Kruste und zwei Drittel von der Krume, um einen vollmundigen Geschmack zu haben, erklärt Florian Pausch.

Die beste Zutat für gutes Brot ist Zeit.

(Florian Pausch, Brotsommelier in Donndorf)

Im Sommer hat Brotsommelier Florian Pausch ein Weißbierbrot kreiert. Foto: Redaktion

Hochwertige Zutaten aus der Region Bayreuth

“Ich möchte den Leuten zeigen, was qualitatives Brot wirklich ausmacht. Dazu braucht es hochwertige Zutaten, die wir aus der Region beziehen”, erklärt Florian Pausch. Dem Brot aus der Backtheke im Discounter fehlen nicht nur hochwertige Zutaten, sondern auch die nötige Zeit, sagt Pausch. “Unser Teig ruht vier bis fünf Stunden”, sagt er. Das führe dazu, dass es bekömmlicher wird.

Waldhüttenbrot von Brotsommelier Florian Pausch. Foto: Redaktion

Wie Florian Pausch zum Brotsommelier wurde

Gelernt hat Florian Pausch einst bei der Bäckerei Hulinsky. Damals hatte sein Vater eine Schreinerei und seine Mutter eine Bäckerei. “Mein Vater hat dann aber auch zum Bäcker umgeschult. Wir waren sogar einige Tage gemeinsam in der Berufsschule”, erzählt er und lacht. “Die Bäckerei Feulner in Donndorf habe ich 2003 von meinem Opa übernommen. Seine Spezialität war das Fladenbrot und ein Sauerteigbrot, das zweimal gebacken wird und so sein einzigartiges Aroma entfaltet”, erklärt Pausch.

Traditionelles Fladenbrot der Bäckerei Feulner. Foto: Redaktion

Obwohl Florian Pausch damals erst 21 Jahre alt war, hatte er keinerlei Bedenken die Bäckerei zu übernehmen: “In jungen Jahren, denkt man, dass man alles erreichen kann”, sagt er. Darüber Brotsommelier zu werden, habe er erst vor zwei Jahren nachgedacht. Er wollte sich neu positionieren und den Menschen in der Region das Brot als hochwertiges Lebensmittel näher bringen. Ab und zu bietet er sogar Backkurse für Kinder an.