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Sport

Kulmbacher Hammerwerfer Merlin Hummel ist nun 3. auf der Weltrangliste

von Michael Christensen

Merlin Hummel hat es geschafft: Beim Turnier in Halle schleuderte er den Hammer über 80 Meter – ein Meilenstein, den seit 18 Jahren kein Deutscher mehr erreicht hat. Nun ist er sogar 3. auf der Weltrangliste.

Hummels Hammerwurf-Sieg schreibt Geschichte in Fränkisch-Crumbach

Merlin Hummel hat mit seinem jüngsten Erfolg beim Internationalen Hammerwurf-Meeting in Fränkisch-Crumbach triumphiertr. Der 23-jährige Kulmbacher, über den wir auch schon mehrfach berichtet haben, ist nun 3. auf der Weltrangliste der besten Hammerwerfer. Er dominierte den Wettbewerb gestern in Crumbach mit einer beeindruckenden Weite von 81,23 Metern und stellte damit einen neuen Rekord auf. Diese Leistung übertraf den vorherigen Stadionrekord von Markus Esser aus dem Jahr 2005 um dreizehn Zentimeter.

Erst zwei Wochen zuvor hatte Hummel bereits als erster deutscher Hammerwerfer seit 18 Jahren die 80-Meter-Marke mit 80,11 Metern durchbrochen.

Der folgende Text ist dazu bei uns erschienen:

„Der Wettkampf hat gut angefangen“, sagt Hummel über das Turnier „Hallesche Werfertage 2025″ am 24. Mai 2025 in Halle (Saale). Die Sonne schien, die Stimmung war entspannt.

Er beobachtete zunächst seinen jüngeren Bruder, Matti Hummel (18), der kurz vor ihm in der U20-Klasse an den Start ging. „Ich habe mich gut gefühlt. Die Einwürfe waren super – das hat mich sehr erleichtert.“ Und dann kam der erste gültige Versuch:

„76 Meter – und das war noch vorsichtig geworfen. Da wusste ich: Heute geht was.“

Es folgten 79 Meter – und schließlich der historische Wurf: „80,11 Meter – da habe ich dem Hammer hinterhergeschrien, weil ich wusste: Der geht weit.“

„Das war ein richtig geiler Einstieg in die Saison. Das Publikum war laut, die Stimmung unglaublich. So etwas werde ich nie vergessen.“

Sein Bruder hat zum Glück den Wurf auch gefilmt.

Der Kanadier Ethan Katzberg – Olympiasieger 2024 und Weltmeister 2023 – war mit 81,22 Metern der Einzige, der weiter warf. Er trat auch vor Hummel an.
„Das spornt natürlich an“, sagt Hummel.

„Ich suche mir bewusst Wettkämpfe mit starker Konkurrenz aus. Ich will mich messen – nicht einfach mit zehn Metern Vorsprung gewinnen.“

Mit seiner Weite hat sich der gebürtige Kronacher direkt für die Weltmeisterschaft qualifiziert – ein Riesenschritt. „Ich müsste theoretisch keinen weiteren Wettkampf mehr machen, um dort starten zu dürfen.“ Außerdem öffnen sich durch die 80-Meter-Marke Türen zu hochklassigen Meetings wie der Diamond League. „Das macht die Saisonplanung ein bisschen leichter.“

Nur vier Deutsche haben es geschafft

Die 80-Meter-Marke im Hammerwurf ist etwas ganz Besonderes. In Deutschland haben bisher nur vier Athleten diese Schallmauer durchbrochen:

  • Heinz Weis (erst in 1987)

  • Karsten Kobs (erst in 1997)

  • Markus Esser (erst in 2005 mit dem Letzten in 2007)

  • Und jetzt: Merlin Hummel

Merlin Hummel ist damit der erste Deutsche seit 18 Jahren, der diese Marke wieder erreicht hat.

Weltweit haben rund 50 männliche Hammerwerfer jemals die 80-Meter-Grenze überschritten. Der erste war Boris Saitschuk aus der Sowjetunion. Er warf am 9. Juli 1978 80,14 Meter – und schrieb damit Geschichte. Den Weltrekord hält Jurij Sedych aus der Sowjetunion mit 86,74 Metern – geworfen am 30. August 1986 in Stuttgart.

Mit 23 Jahren steht Merlin Hummel am Beginn seiner sportlichen Blütezeit. „Ich würde sagen, von jetzt bis 30 ist alles drin. Es gibt auch Werfer, die mit 35 noch top drauf sind.“

Früher Einstieg mit klarer Zielstrebigkeit

Hummels Weg in den Hammerwurfsport begann früh: „Mit zehn hat mich mein Stiefvater zum Probetraining nach Stadtsteinach geschickt – zu Martin Ständner.“ Geboren in Kronach, lebt Hummel seit der zweiten Klasse in Kulmbach – und trainiert dort seit Jahren mit voller Disziplin auf seine Ziele hin.

Ein starkes Team in Kulmbach

„Hier in Kulmbach bin ich bestens versorgt“, sagt Hummel. Ob Physiotherapie im Therapiezentrum Fares Day oder Betreuung bei der Team-EM – sein Netzwerk funktioniert. Besonders dankbar ist er für die enge Zusammenarbeit mit Trainer Martin Ständner, der 2024 als „Trainer des Jahres“ von Bayerischer Leichtathletik-Verband e.V. (BLV) ausgezeichnet wurde.

„Ein eingespieltes Team ist nicht selbstverständlich“, betont Hummel. „Ohne sie wäre ein konstantes Leistungsniveau nicht möglich.“

Der Hammerwerfer war bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris im Hammerwurf am Start. Er erreichte das Finale und belegte dort den 10. Platz mit einer Weite von 76,03 Metern.

Trainingsplan mit System

Hummels Trainingswoche ist klar strukturiert: „Montag früh und abends, Dienstag abends, Mittwoch wie Montag, Freitag auch – und Samstag am Nachmittag.“ Etwa 60 Prozent der Einheiten sind technisch geprägt – Würfe, Bewegungsabläufe. Die restlichen 40 Prozent bestehen aus Krafttraining, Sprüngen und Athletik.

„Alles ist periodisiert – mal liegt der Fokus auf Maximalkraft, mal auf Schnellkraft oder Muskelaufbau.“ Und auch hier ist sein Trainer Martin Ständner das zentrale Element: „Er plant alles.“

Körpergefühl und Belastungssteuerung

Wann man antritt – und wann nicht – ist für Hummel eine Frage der Erfahrung. „Ich habe gelernt, auf meinen Körper zu hören. Etwa alle fünf bis sechs Wochen merke ich, dass die Leistung stagniert – dann wird’s Zeit, einen Gang runterzuschalten.“

Auch die Wettkämpfe werden gezielt gewählt. Es geht nicht nur um Siege, sondern um internationale Erfahrung. Alles wird gemeinsam mit Trainer Martin Ständner durchgeplant: „Das Training darf nicht zu kurz kommen. Wir konzentrieren uns auf Europa, um die Logistik besser in den Griff zu bekommen.“

Geld, Förderung und der Kampf um Sichtbarkeit

Leistung zahlt sich im Hammerwurf nicht sofort aus. „Ich habe zehn Jahre Sport gemacht, ohne einen Cent zu verdienen“, berichtet Hummel. Der Vergleich zum Fußball liegt nahe: „Dort gibt’s früh Förderung, weil die Öffentlichkeit da ist.“ In der Leichtathletik ist das anders. Erst auf Top-Niveau gibt es Unterstützung – zum Beispiel durch die Bundeswehr. Hummel ist dort in der Sportfördergruppe.

„Wenn du deine Leistung jedes Jahr bringst, kannst du davon leben“, sagt er. „Aber nur wenige schaffen es überhaupt so weit.“ Die fehlende frühe Förderung sieht er als strukturelles Problem im deutschen Sport.

Ernährung: Konsequent, ausgewogen, pflanzenbasiert

Ein oft unterschätzter Erfolgsfaktor ist für Hummel die Ernährung. „Ich halte nichts vom Klischee des dicken Werfers. Zu viel Körperfett ist entzündlich – das kann man nicht gebrauchen.“

Er lebt konsequent: „Zu Hause esse ich gar kein Fleisch, viel Gemüse, viel Obst, eiweißreich.“ Er kocht selbst, verzichtet konsequent – und auch sein Bruder Matti zieht allmählich mit.

Zwischen Polen, Norwegen und Frankfurt

Aktuell ist Hummel viel unterwegs. Aufgrund seiner starken Leistungen wurde er kurzfristig zu einem Gold-Meeting im polnischen Bydgoszcz eingeladen. „Am Donnerstag fliege ich hin, Samstag bin ich zurück, und Dienstag geht’s weiter nach Norwegen“, erklärt er. Dort steht ein Silber-Meeting in Bergen an – ebenfalls mit Top-Besetzung, darunter der Olympiasieger.

Zurück in Deutschland folgt direkt der nächste Wettkampf – diesmal in Frankfurt. „Es ist viel los, aber danach geht’s wieder zurück ins Training.“

Das große Ziel: Los Angeles

Langfristig hat Hummel ein klares Ziel: die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles. „Der Qualifikationszeitraum beginnt etwa ein Jahr vorher – also Anfang des Jahres, wenn die Spiele im August stattfinden.“ Noch ist Zeit, doch Hummel weiß: „Wir arbeiten langfristig darauf hin – vor allem gesund bleiben ist das A und O.“

Zuvor stehen noch große Aufgaben an. In wenigen Wochen findet die Team-Europameisterschaft in Madrid statt, zum Jahresende die Weltmeisterschaft in Tokio.