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Verkehr

25.000 9-Euro-Tickets in Bayreuth verkauft: Stadtwerke ziehen Fazit nach drei Monaten

Drei Monate lang gab es das 9-Euro-Ticket. Davon betroffen waren in Bayreuth unmittelbar die Stadtwerke. Auf Anfrage des bt zieht das Unternehmen ein Fazit zu dem Sparticket.

Drei Monate günstig die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen – das hat nun bald ein Ende. Am heutigen Mittwoch, 31. August 2022, ist der letzte Tag, an dem das 9-Euro-Ticket seine Gültigkeit hat.

Die Stadtwerke Bayreuth, auch verantwortlich für den Busverkehr in der Wagner-Stadt, lassen das Ticket auf bt-Anfrage Revue passieren.

9-Euro-Ticket in Bayreuth

Auf den ersten Blick stellt sich natürlich die Frage: Ein sehr günstiges Busfahrticket? Wie lohnt sich das für die, die Busfahrten auch tatsächlich anbieten? Pressesprecher Jan Koch bejaht diese Frage klar: “Das 9-Euro-Ticket war ein niederschwelliges Angebot, das viele Menschen genutzt haben. Allein wir haben 25.000 9-Euro-Tickets verkauft. Dies war ein wichtiger Schritt, um den ÖPNV in Bayreuth und deutschlandweit nach den enormen Fahrgastrückgängen durch Corona wieder ins Bewusstsein der Menschen als verlässliches, nachhaltiges und preiswertes Verkehrsmittel zu bringen.”

Tatsache ist nämlich auch: Die Stadtwerke “haben einen leichten Anstieg” an ÖPNV-Nutzern verzeichnen können. Konkrete Zahlen können allerdings erst nach einer detaillierten Auswertung der vergangenen Monate genannt werden. Und zusätzlich: Rund zehn Prozent der im Rahmen der Marktforschung des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen, der Deutschen und den Marktforschungsinstituten Fora und RC Research haben auf mindestens eine ihrer täglichen Autofahrten verzichtet, so Pressesprecher Koch. Lesen Sie auch: Im Juni startete das 9-Euro-Ticket auch bei der Bahn. So war die Stimmung.

9-Euro-Ticket leistet für die Umwelt

Und nicht nur das: Deutschlandweit wurden gemäß der auf der Marktforschung basierenden Schätzung wurden 600.000 Tonnen CO2 pro Monat eingespart – insgesamt also 1,8 Millionen Tonnen in drei Monaten. Sollte sich die Bundesregierung dafür entscheiden, deutlich mehr in den Nahverkehr zu investieren, würden deutlich mehr Menschen vom Auto auf Bus und Bahn umsteigen, was ein wesentlicher Baustein für die “viel beschworene Mobilitätswende” wäre.

Genau das wünschen sich die Stadtwerke auch von der Politik. Nämlich, dass sie “den ÖPNV dauerhaft und substantiell stärkt. Denn wir sind davon überzeugt, dass sich ein attraktiver ÖPNV nicht ausschließlich am günstigsten Preis bemisst, sondern vor allem ein gutes Angebot (Taktung, dichtes Liniennetz) dauerhaft zu mehr Fahrgästen führt.”




“Vermutlich ein Nullsummenspiel”

Ob sich das Ticket finanziell für die Stadtwerke gelohnt hat, kann jetzt noch nicht abschließend beantwortet werden, sagt Koch. Man gehe davon aus, dass es ein “Nullsummenspiel” wird. Für die verkaufenden Verkehrsunternehmen werde es eine geringe Aufwandsentschädigung geben, die aber voraussichtlich durch den deutlich höheren Aufwand aufgezehrt werde.

Dieser Aufwand war im eigentlichen Stadtbusverkehr zwar nicht spürbar – hier hätten die Stadtwerke schlichtweg ihren regulären Fahrplan angeboten – aber es gibt da auch noch die Verwaltungsseite. Im VGN war ein “erheblicher Abstimmungsbedarf” aller Verkehrsunternehmen für die Einführung des 9-Euro-Tickets notwendig. Auch die Vermarktung und der Verwaltungsaufwand für die Kostenerstattung für bestehende Abo-Kunden kam hinzu sowie die personellen Kosten durch die notwendige Abwicklung der Ausgleichszahlungen, so Koch.

Und wie geht es weiter?

Natürlich regt sich in der Bevölkerung aktuell stark das Bedürfnis nach einem Nachfolgekonzept für das 9-Euro-Ticket. Hierfür müssen aus Sicht der Stadtwerke Bayreuth zwei Bedingungen erfüllt sein. Zum einen gehe es bei der Bewertung ÖPNV nicht nur um den Preis, sondern auch um das Angebot. Vor allem im ländlichen Bereich müsse dies laut Koch ausgebaut werden. Und diese “Mammutaufgabe” können die Länder als Aufgabenträger nicht allein stemmen. Die Regionalisierungsmittel des Bundes müssten dementsprechend deutlich erhöht werden.

Und zum anderen: Die Einfachheit für Fahrgäste sei der Schlüssel für ein bundesweit gültiges Ticket. Der VGN plane beispielsweise einen eTarif, bei dem der Fahrgast, ausgestattet mit einer speziellen App, an der Haltestelle per Handy einchecken und der Ausstieg automatisch registriert werden soll. Weiterhin soll für die Fahrgäste automatisch der günstigste Tarif gewählt werden. Die Testphase hierfür beginne in Kürze, teilt Koch mit.