Zuletzt aktualisiert am

9-Euro-Ticket

Nach 3 Monaten 9-Euro-Ticket: “Aufmerksamkeit für den ÖPNV höher als je zuvor”

Es ist September. Das 9-Euro-Ticket ist (vorerst) Geschichte und nicht mehr für die Bürgerinnen und Bürger nutzbar. Der Verkehrsverbund Nürnberg und die Agilis Eisenbahngesellschaft mbH & Co. KG ziehen Bilanz.

Mit dem Ende des August 2022 ist nun auch das 9-Euro-Ticket kein täglicher Begleiter des Öffentlichen Personennahverkehrs mehr.

Der Verkehrsverbund Nürnberg und die in Regensburg sitzende Agilis Eisenbahngesellschaft mbH & Co. KG teilen ihr Fazit zu dem Ticket mit.

VGN: eine Million Tickets

Der VGN zieht insgesamt eine positive Bilanz zum 9-Euro-Ticket. Im Einzugsgebiet, zu dem auch Bayreuth gehört, hat der VGN eine Million Tickets verkauft, wie es in einer Mitteilung heißt. Marktforschungen zufolge haben mit dem vergünstigten Ticket auch deutlich weniger Menschen das Auto genutzt.

Tatsache sei aber auch, dass es in bestimmten Regionen und zu bestimmten Zeiten zu extrem hohen Auslassungen gekommen sei. Besonders betroffen sei hiervon die Strecke Bamberg-Nürnberg gewesen. Jetzt fordert der VGN dringend ein Gesamtpaket für den ÖPNV in Deutschland. Lesen Sie auch: Die Stadtwerke Bayreuth haben 25.000 9-Euro-Tickets verkauft.

9-Euro-Ticket bei Agilis

Auf bt-Anfrage äußert sich auch die Agilis Eisenbahngesellschaft in Regensburg, die in Bayern viele Regionalzüge fährt, zum 9-Euro-Ticket. “Eins wurde mit dem Ticket geschafft: Die Aufmerksamkeit für den ÖPNV ist höher als je zuvor. Wer sich dieses Angebotsticket gekauft hat, hat es auch genutzt. Wir haben die Hoffnung, den Menschen aufzuzeigen, dass es Alternativen zum Auto gibt und dass am Ende neue Kundinnen und Kunden bei agilis bleiben.”

Es sei aber auch klar, dass mit niedrigen Preisen allein die Verkehrswende nicht zu machen sei. Der Preis sei langfristig nicht ausschlaggebend. Die Mittel, die der Bund in die Finanzierung des 9-Euro-Tickets steckt, fehlen an anderer Stelle, heißt es von Agilis. Notwendig seien vor allem Erweiterungen der Kapazitäten und eine Verbesserung der Infrastruktur. Sicher führe die Vielzahl der Tarife und vor allem die Beförderungsbedingungen zu einem unnötig komplizierten Zugang zum System – und daran müsse man arbeiten.




Deutlicher Anstieg der Fahrgäste

Für die Monate Juni und Juli, also die ersten beiden Monate, in denen das 9-Euro-Ticket aktiv war, betrug die Fahrgastentwicklung im gesamten Agilis-Netz Mitte (Regensburger Stern und entlang der Donau von Plattling bis Ulm) jeweils +40 Prozent im Vergleich zum zugehörigen Monat 2019, also vor Corona. Und auch im Netz Nord (Teile der Oberpfalz und Franken) liegen die Fahrgastzahlen deutlich höher als im Vergleichszeitraum vor Corona.

Diese seien sogar um rund 70 Prozent gegenüber Mai 2022 gestiegen. Der Haupttreiber für das erhöhte Fahrgastaufkommen sei der Freizeitverkehr, heißt es auf bt-Anfrage von Agilis.

Mehrfachbelastung “nicht tragbar”

Agilis hält außerdem fest, dass in der Zeit des 9-Euro-Tickets der Personalaufwand gestiegen sei. Man habe in dem Unternehmen zwar keinen generellen Personalmangel, aber es gebe derzeit spürbar erhöhte Krankenbestände. Grund dafür seien in erster Linie Krankmeldungen bedingt durch Corona-Erkrankungen und deren Auswirkungen.

Die Infrastruktur sei nicht nur unterfinanziert, sondern werde neben dem 9-Euro-Ticket noch “massiv” durch die aktuelle Verlagerung von Güterverkehren auf die Schiene belastet. Unter anderem aufgrund des Ausfalls der Binnenwasserstraßen wurde hier eine nicht tragbare Mehrfachbelastung geschaffen, heißt es von Agilis.