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Angela Merkel in Bayreuth: So sieht ihr Hotelzimmer aus – sie wollte nicht “Bundeskanzlerin” genannt werden

Angela Merkel war lange Stammgast in Bayreuth. Hotelier Stefan Linß aus dem Waldhotel Stein erzählt dem bt von den Besuchen der früheren Kanzlerin.

Über viele Jahre hinweg hat die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) die Bayreuther Festspiele besucht.

Der Hotelier ihres Hotels erinnert sich an Begegnungen mit Angela Merkel in Bayreuth: an der Rezeption, im Frühstücksraum oder beim Spaziergang. Im Interview mit dem bt erzählt Stefan Linß von den besonderen Erlebnissen mit der Ex-Bundeskanzlerin.

Angela Merkel 29-mal in Bayreuth

Der Geschäftsführer des Waldhotel Steins, Stefan Linß, in Seulbitz hat Angela Merkel mehrere Male getroffen – auch während der Bayreuther Festspiele 2021.

“29-mal” antwortet Linß auf die Frage, wie oft Merkel in seinem Haus zu Gast war. “1989 war sie erstmals im Waldhotel zu Gast”, also vor ihrem Amt als Bundeskanzlerin. Linß selbst habe sie 2011 das erste Mal persönlich getroffen. “Ich bin unfassbar nervös gewesen. Ich wollte natürlich keinen Fehler machen. Als sie dann beim Einchecken vor mir stand, verbreitete sie eine Aura von Dominanz, aber auch Gelassenheit. Das Wichtigste für Frau Merkel war: Sie wollte wie ein gewöhnlicher Gast behandelt werden, und nicht wie die deutsche Bundeskanzlerin.”

Linß erinnert sich, dass es Merkel ihm und den anderen Mitarbeitern sehr leicht gemacht hatte: “Sie verstand es, beim Smalltalk das Gespräch zu navigieren. Anreise, Wetter, die Klassiker eben. Das gab nicht nur mir Sicherheit im Gespräch, ohne in ein Fettnäpfchen zu treten.”

So sah Merkels Hotelzimmer in Bayreuth aus

Wenn Angela Merkel in Bayreuth anreiste, belegte die Kanzlerin mit ihrer Entourage in der Regel 13 Zimmer. 13 von 43 Zimmern im Waldhotel Stein. Ihre persönliche Sekretärin und ihre Visagistin waren ebenso dabei wie mehrere Leibwächter. Diese reisten meist einen Tag vorher an, um sich ein Bild vor Ort zu machen.

Merkel habe es unprätentiös und funktional bevorzugt, beschreibt Linß ihre Anforderungen an ein Zimmer. “Sie wollte es unspektakulär und zweckdienlich – und genau damit konnte Christa Stein ihr dienen.” Christa Stein war die ehemalige Geschäftsführerin des Waldhotels, ehe sie Ende 2020 verstarb.

Da sich das Hotel erst mal ordnen und aufstellen musste, konnte es Merkel schließlich keinen Aufenthalt zu den Festspielen 2021 garantieren – “sonst wäre sie wohl gekommen”, mutmaßt Linß. “Aber sie hat es sich diesen Sommer trotz einer anderen Unterkunft nicht nehmen lassen, mal persönlich auf einen Kaffee bei uns in Seulbitz vorbeizuschauen.”

Angela Merkel spazierte durch die Region

Wenn Linß auf die Begegnungen mit Merkel zurückblickt, redet er immer von Frau Merkel. “Bundeskanzlerin wollte sie nicht genannt werden. Einfach Frau Merkel. Ihren Mann redeten wir entsprechend mit Herrn Sauer an. Mich nannte sie beim Vornamen, Stefan, und siezte mich.”

Merkel habe in Bayreuth nicht ausschließlich Urlaub gemacht, wie er weiter erzählt: “Ein Zimmer ist als Büro reserviert gewesen. Da hat sie dann auch mal die ein oder andere Stunde gearbeitet. Frau Merkel ist aber auch gerne am Waldrand bei uns am Berg spazieren gegangen. Als Bauer auf der Wiese oder Spaziergänger mit dem Hund konnte man sie dort durchaus mal antreffen – oder Herrn Sauer beim Nordic Walking. Auch ins Fichtelgebirge sind sie gerne mal gefahren.”

So lange war Merkel in Bayreuth zu Gast

Die Vermutung so mancher Bayreuther, Merkel sei nur eine Nacht in Bayreuth zu Gast gewesen und dann gleich weitergereist, entkräftet Linß. “Sie war mindestens drei Nächte da, eher vier in der Regel. Von Bayreuth aus ist sie dann gerne zum Sommerurlaub in die Berge weitergereist.”

Für andere Hotelgäste habe die Anwesenheit Merkels wenige bis gar keine Einschränkungen bedeutet. Natürlich hätten die Personenschützer sich vorab im Hotel nach anderen Gästen erkundigt. Die damalige Hotelchefin Christa Stein hätte ihnen ebenso klar wie resolut geantwortet: “Bei uns kommen doch jedes Jahr die gleichen Gäste.”

Bild-Reporter schmuggelt sich ins Merkel-Hotel – so ging es weiter

Vor ein paar Jahren gab es im Waldhotel Aufregung wegen Merkel. Ein Reporter der Bild-Zeitung hatte sich unerkannt im Haus einquartiert – zur gleichen Zeit wie Merkel. “Aber die Personenschützer waren sehr wachsam. Sie kannten den Reporter aus der Vergangenheit, da er Frau Merkel hinterhergereist sei”, schildert Linß die Situation.

Es bestand Handlungsbedarf, ehe die Kanzlerin eintraf. “Also ging ich zum Zimmer des Mannes und sagte ihm, dass ich von seinem Beruf wüsste. Der Mann hatte das erst abgestritten, aber mehrere Kameras auf dem Bett ließen keine Zweifel. Ich machte ihm klar, dass er die Privatsphäre von Frau Merkel, Herrn Sauer und des ganzen Teams zu achten hätte. Sonst müsse er das Hotel verlassen. Kleinlaut hat er dann versprochen, auf Abstand zu bleiben. Einmal versuchte er nur mit Herrn Sauer ins Gespräch zu kommen, was der gekonnt abbügelte.”

An eine andere Anekdote aus seinen Anfangsjahren im Waldhotel erinnert sich Linß gerne. “Eines Morgens stand Frau Merkel am Frühstücksbüfett, als sie ein neuer Gast höheren Alters ansprach. ‘Gute Frau’, sagte dieser, ‘eines muss ich Ihnen mal sagen. Sie haben entzückende Ähnlichkeit mit unserer Bundeskanzlerin.“ Darauf antwortete Frau Merkel nur ‘Vielen Dank, ich werde öfter mit ihr in Verbindung gebracht.’“