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Jean Paul Preis: Bayerns wichtigster Literaturpreis an Christine Wunnicke vergeben
Kunstminister Markus Blume hat die Autorin Christine Wunnicke im Markgräflichen Opernhaus mit dem renommierten Jean-Paul-Preis ausgezeichnet. Dieser mit 20.000 Euro dotierte Preis würdigt Wunnickes beeindruckendes literarisches Lebenswerk und unterstreicht ihre Bedeutung für die deutschsprachige Literaturlandschaft.
Bayerns Hommage an die Erzählkunst: Eine Stimme für sich
„Der Jean-Paul-Preis ist Bayerns Hommage an große Erzählkunst! Christine Wunnicke ist keine Stimme unter vielen – sie ist eine Stimme für sich“, betonte Kunstminister Markus Blume in seiner Laudatio. Er hob hervor, wie Wunnicke mit meisterhafter Leichtigkeit historische Stoffe und literarische Raffinesse zu einem unverwechselbaren Ton verbindet. Ihre Werke, oft kurz in der Form, zeichneten sich durch eine beeindruckende Tiefe und Wirkung aus. Blume gratulierte der Schriftstellerin zu dieser „hochverdienten Auszeichnung“, die Wunnickes nachhaltige Bereicherung der Literaturlandschaft würdigt.
Jean-Paul-Preis in Bayreuth: Kulturelles Erbe trifft literarische Gegenwart
Seit 2023 wird der Jean-Paul-Preis, der alle zwei Jahre verliehen wird, bewusst in Bayreuth vergeben – einer Stadt, in der der Namensgeber, der bedeutende Schriftsteller Jean Paul, viele Jahre lebte. „Zum zweiten Mal trifft in Bayreuth herausragende Literatur auf einzigartiges Ambiente: Das Markgräfliche Opernhaus ist der perfekte Schauplatz – hier verbindet sich kulturelles Erbe mit literarischer Gegenwart“, so Blume. Die Feierlichkeiten wurden durch eine Laudatio der Literaturwissenschaftlerin Barbara Vinken sowie eine Lesung und ein Gespräch zwischen Christine Wunnicke und Katrin Schumacher abgerundet.
Christine Wunnicke: Eine Meisterin der präzisen Kurzromane
Christine Wunnicke, geboren 1966 und wohnhaft in München und Berlin, hat sich als Spezialistin für schmale, präzise und hintergründige Kurzromane etabliert, die oft historische Figuren in den Mittelpunkt rücken. Ihr literarisches Schaffen umfasst Hörspiele, biografische Literatur und Romane.
Ihre Karriere ist gespickt mit Auszeichnungen:
- 2002: Bayerischer Kunstförderpreis für Die Nachtigall des Zaren
- 2008: Tukan-Preis für Serenity
- 2017: Franz-Hessel-Preis für Der Fuchs und Dr. Shimamura, welcher auch für den Deutschen Buchpreis (Longlist) nominiert war
- Ihr Roman Katie (2017) stand ebenfalls auf der Longlist des Deutschen Buchpreises
- 2020: Münchner Literaturpreis für ihr Gesamtwerk
- Der Roman Die Dame mit der bemalten Hand (2020) wurde mit dem Wilhelm Raabe-Literaturpreis gewürdigt und schaffte es auf die Shortlist für den Deutschen Buchpreis.
Zuletzt veröffentlichte sie 2023 ihre Auswahl und Übersetzung aus Margherita Costas Werk Die schöne Frau bedarf der Zügel nicht sowie den Roman Wachs im Jahr 2025.
Jurybegründung: Eigenständig, widerspenstig und phantastisch-fabulös
Die Jury bezeichnet Christine Wunnicke als „Ausnahmegestalt in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur“.
Ihre Fähigkeit, historische Momentaufnahmen zu kultur- und gesellschaftsgeschichtlichen Bildern zu verdichten, sei geprägt von einer eleganten und klaren Textökonomie. Ihre Erzählungen lebten von der Spannung aus Verknappung und verblüffendem Detail.
Ob sie einer strapazierten Thematik wie der beginnenden Psychoanalyse neue Facetten abgewinnt (Der Fuchs und Dr. Shimamura) oder mit der Ausgrabung historischer Persönlichkeiten wie dem Forschungsreisenden Carsten Niebuhr (Die Dame mit der bemalten Hand), dem Medium „Katie“ (Katie) oder der Anatomin Marie Biheron (Wachs) verblüfft – Wunnickes Werke überzeugen. Mit Sinn für Tragik und Komik sowie in lakonischer Sprache verwebe sie Geistes- und Geistergeschichte. Im Sinne Jean Pauls gehe dieser Preis an die Autorin eines „eigenständigen, widerspenstigen und phantastisch-fabulösen Werkes“.
Der Jean-Paul-Preis: Eine Ehrung des Gesamtwerks
Der Jean-Paul-Preis des Freistaates Bayern würdigt das literarische Gesamtwerk einer deutschsprachigen Schriftstellerin oder eines deutschsprachigen Schriftstellers. Zu den früheren Preisträgern gehören namhafte Persönlichkeiten wie Friedrich Dürrenmatt, Botho Strauß, Alexander Kluge und Brigitte Kronauer. Die aktuelle Jury setzt sich aus namhaften Literaturwissenschaftlern und Journalisten zusammen, darunter Frauke Kühn, Friedhelm Marx, Frieder von Ammon, Katrin Schumacher und Barbara Vinken.











Von links: Werner Geister, Hans-Jürgen Herrmann und Christa Pawlofsky. © Stefanie Schweinstetter
An der Verkehrsfreigabe nahmen unter anderem Uwe Zeuschel (Leiter des Staatlichen Bauamts Bayreuth, rechts), Staatssekretär Martin Schöffel (Mitte links), Landrat Florian Wiedemann (zweiter von rechts) und Bürgermeister Oliver Dietel (Mitte rechts) teil. Auch zahlreiche Bürgerinnen und Bürger sowie Vertreterinnen und Vertreter des Staatlichen Bauamts und der ausführenden Firmen waren anwesend. © Staatliches Bauamt Bayreuth